"Mit Respekt auf die Autonomie des Kindes und sein Recht, später
selbst zu entscheiden, ob es in der Welt der Hörenden oder der Deaf
Community oder in beiden leben möchte, empfehlen wir – wie
inzwischen auch der Bundeselternverband gehörloser Kinder e.
V. –, gehörlose Kinder sowohl mit einem CI zu
versorgen, als auch Gebärdensprache erlernen zu lassen."
Über diese vermeintliche Empfehlung des Bundeselternverbands,
"zitiert" im Artikel "Haben gehörlose Kleinkinder ein Recht auf ein
Cochleaimplantat?" von Müller und Zaracko, hatten wir uns schon in
unserem ersten Hinweis (s.u.) gewundert.
Natürlich hat der Verband diese Empfehlung NIE ausgesprochen. In
einem Offenen Brief wird das jetzt klargestellt. Natürlich besteht
der Elternverband auf der Entscheidungsfreiheit der Eltern und
wehrt sich vehement gegen den von Müller/Zaracko propagierten Zwang
zum CI: "Das Letzte, was wir als Eltern benötigen, ist ehrlich
gesagt ein Artikel wie der Ihrige, der Angst macht, unter Druck
setzt und evtl. eine Entscheidung treffen lässt, die eigentlich so
nicht gewollt ist." Es wird die UN-Konvention zitiert: "... die
Achtung vor der Unterschiedlichkeit von Menschen mit Behinderungen
und die Akzeptanz dieser Menschen als Teil der menschlichen
Vielfalt und der Menschheit. Von dieser Achtung und Akzeptanz
haben wir in Ihrem Artikel nichts gespürt. In diesem Sinne wünschen
wir Ihnen gute Besserung." - Diesen guten Wünschen können wir uns
nur anschließen.
Auch GIBZEIT hat eine Stellungnahme
veröffentlicht und kommt zu dem Schluss:
Unserer Meinung nach dürfen weder gehörlose noch hörende
Eltern in diesen sensiblen Fragen zu etwas gezwungen werden. Sie
brauchen einfühlsame Beratung, konkrete Hilfsangebote und
Ermutigung. Ganz gleich ob sie sich für die Implantation ihres
Kindes entscheiden, oder ob sie keine Implantation für ihr Kind
wünschen, sie sollten in jedem Fall die Unterstützung bekommen, die
sie benötigen, und vor allem Respekt. Ein Ruf nach Zwang zur
Implantation wie von Müller und Zaracko erhoben wird von uns
entschieden zurück gewiesen.
(siehe auch die Stellungnahmen von Prof. Dr. Jens
Heßmann und Dr. Michael
Zichy)
Auch der DGB hat eine Stellungnahme
veröffentlicht (s.u.).
Sören Gericke, Student des Diplomstudiengangs
Erziehungswissenschaft am Institut für Pädagogik der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, hat eine
Erziehungswissenschaftliche Stellungnahme geschrieben.
(s.u.)
Schon bemerkenswert, welche Flut von Stellungnahmen der Aufsatz
von Müller und Zaracko ausgelöst hat - und bis jetzt keine einzige
positive!
Arno Vogel schreibt in seinem Kommentar
(s.u.):
"Als Therapeutischer Leiter des Cochlear Implant Centrums
Schleswig-Kiel konstatiere ich, dass die im Artikel von Müller /
Zaracko geäußerten Gedanken die erfolgreiche Entwicklung bis in die
Anfänge zurück wirft, wenn ihnen nicht vehement und eindeutig
widersprochen wird! Die Ausführungen zerstören Vertrauen, spalten
und erreichen, was wir gerade weitgehend abbauen konnten: die
Abwendung Gehörloser vom Cochlea Implantat!"
Sogar die DCIG distanziert sich von Müller
und Zarackos Aufsatz in einem
Offenen Brief.