"Natalie"? War das nicht ein Film? Klar, hab ich
doch schon gesehen! Und jetzt noch ein Buch dazu? Noch einmal
lesen, was ich im Film schon gesehen habe? Und wieder die Themen
Oralismus und CI? Langweilig! - Langweilig? Weit gefehlt! Ich habe
das Buch fast "in einem Rutsch" gelesen, so interessant und
spannend ist es. Simone Jung kann nicht nur Filme machen, sondern
auch sehr emotional schreiben. Klar, es ist das Buch zum Film, aber
es geht darüber weit hinaus. Es schildert sehr anschaulich und
einfühlsam, wie es ist, nichts oder nur sehr wenig zu hören. Da
muss man sich als hörender Mensch schon sehr intensiv mit dem Thema
beschäftigt haben. Vieles geht einem wirklich unter die Haut. Auch
Natalies Entscheidung für das CI und ihr äußerst mühsamer Weg zum
Hören werden sehr eindringlich beschrieben. Natalies Eltern, beide
Ärzte, hatten sich ursprünglich für ihr Kind eine freiheitliche
Erziehung vorgestellt, aber eine lautsprachliche Erziehung für ein
gehörloses Kind, die war halt ohne Drill nicht machbar. Da haben
sich die Eltern ganz konsequent an die Vorgaben von Susann
Schmid-Giovannini gehalten. Über Jahre, fast zwei Jahrzehnte,
täglicher Drill. Artikulationskorrekturen und Sprachübungen ohne
Ende. Resultat: Natalie beherrscht die deutsche (und die
italienische und englische) Sprache perfekt, sie hat die
Regelschule besucht (ohne Dolmetscher!), Abitur gemacht und
Architektur studiert.
Im Film wird der Eindruck vermittelt, dass es zu diesem
steinigen Weg keine Alternative gebe. Anders im Buch. Da taucht
auch Sofia auf, Natalies Freundin aus Kindertagen.
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