"Meine Rede wird in Gebärdensprache übersetzt. Ich hatte eine Diskussion hervorgerufen, indem ich einmal die Implantate für gehörlose Kinder sehr stark gelobt habe, woraufhin andere natürlich gleich wieder die Sorge hatten, dass dadurch vielleicht eine Herabsetzung der Gebärdensprache erfolgen könnte. Dazu will ich auch noch einmal ganz deutlich etwas sagen: Die Gebärdensprache ist nicht etwa nur eine hilfsweise Kommunikation, sondern sie ist ein kultureller Wert an sich – ein Wert der Gehörlosenkultur, die wiederum Teil unseres gemeinschaftlichen Zusammenlebens ist. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen – ich habe es zumindest bis vor kurzem nicht gewusst; das sage ich ganz klar –, dass Gebärdensprache einmal bei Strafe verboten war. Es war ein harter Kampf, bis sie endlich als unverzichtbares Element einer barrierefreien und inklusiven Gesellschaft anerkannt wurde."
- Zitat aus der Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim Jahresempfang des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen am 13. Mai 2013 in Berlin -
Ein neues "Wunder" ;-) - nachdem Frau Merkel in ihrer Neujahrsansprache in ein Fettnäpfchen getreten war (s.u.)? Nein, fairerweise muss man sagen, dass auch eine Bundeskanzlerin dazulernen kann. Und wenn sie das dann öffentlich zugeben kann - was kann man mehr erwarten?
Ralph Raule, Vorsitzender des Hamburger Gehörlosenverbands und Vertreter der Gehörlosen vor Ort, hat am Jahresempfang teilgenommen. Er berichtet:
"Ich hatte erstmals das Gefühl, dass sie die Anliegen der Gehörlosen im Besonderen und die aller behinderten Menschen im Allgemeinen jetzt ernster nimmt als noch vor zwei Jahren bei ihrer Rede an gleicher Stelle, wo sie sich in vielen vagen Aussagen und Plattitüden verloren hat - was bei den Vertretern der Behinderten-Verbänden nicht gut ankam. Insgesamt scheint sich nun auch etwas in den Köpfen der Bundesregierung zu tun, da sie in ihrer Rede auf viele wichtige Anliegen behinderter Menschen eingegangen ist und betont, dass wichtige Gesetze wie das Behindertengleichstellungsgesetz und das Sozialgesetzbuch zur Zeit auf dem Prüfstand stehen."