Eigene Sprache und Kultur schön und gut, aber wer will schon auf
einer (Gehörlosen-) Insel leben? Nein, es ist schon wichtig,
Brücken zu bauen zwischen der gehörlosen und der hörenden Welt. Ein
Mittel dazu sind Gebärdenstammtische, bei denen sich Hörende und
Gehörlose treffen. Vor 10 Jahren wurde der Stammtisch in der
kleinen Stadt Stadtlohn nahe der holländischen Grenze gegründet.
Solch ein Jubiläum musste natürlich gefeiert werden, mit einer
Podiumsdiskussion und einer Lesung. Gelesen hat die Autorin Kathrin
Schrocke aus ihrem Jugendbuch "Freak City" (s.u.), und zwar das
Schwimmbad-Kapitel, das trotz des eigentlich ernsten Hintergrunds
zur Heiterkeit ermunterte, in Laut- und (gedolmetschter)
Gebärdensprache. Freak City ist wohl das einzige Jugendbuch, das
sich intensiv mit dem Thema Gehörlosigkeit befasst, und das nicht
(nur) belehrend, sondern unterhaltend. Übrigens ist das Buch für
den Jugendliteraturpreis nominiert worden. Wenn
Frau Schrocke ihn gewinnt - wir drücken ihr die Daumen! - dann ist
das nicht nur ein großer Erfolg für sie, sondern auch für die
Gehörlosen, über die die hörende Welt ein wenig mehr erfährt.
In der Podiumsdiskussion ging es, wie sollte es anders sein ;-),
um "Gott und die Welt" - die der Gehörlosen und der Hörenden: um
Gebärdensprache, Kultur, Gehörlosenbildung, Kommunikation, Internet
usw. usw. Insgesamt ein sehr anregendes Gespräch, das sicherlich im
Stammtisch weiter geführt wird.
Und noch eine kleine Bemerkung am Rande: VHS und Stadtverwaltung
von Stadtlohn setzen sich wirklich vorbildlich für Gehörlose ein,
nicht nur mit dem Stammtisch, sondern auch mit einer Internetseite, die Infos, links und Formulare
zum Herunterladen enthält. Klein, aber oho!!
Artikel in der Münsterland Zeitung: Zehn Jahre Gebärdenstammtisch