Corrie Tijsseling hat ihr Buch "Anders doof zijn" (Anders taub
sein) vorgestellt. Corrie, selbst gehörlos und Kind gehörloser
Eltern, ist es leid, dass mit den Begriffen "taub", "gehörlos",
"hörgeschädigt" usw. immer nur das Fehlende, das Minus, das Defizit
in den Vordergrund gestellt wird. Sie hat den Spieß ungedreht und
das Positive hervorgehoben: Kinder, die auf das Sehen ausgerichtet
sind, also VISUELLE Kinder. Eine tolle Idee! Ob sich jetzt wohl
alle Schulen umbenennen, statt des umständlichen "Förderzentrum mit
Schwerpunkt Hören und Kommunikation" viel kürzer und einfacher
"Förderzentrum für visuelle Kinder"? Wohl kaum, aber ein ganz
wichtiger Denkanstoß ist es schon, den Corrie da gibt: Den Blick
auf das Positive richten!
Dass "visuelle Kinder" wirklich stärker auf das Visuelle
ausgerichtet sind, ist übrigens nicht Corries fixe Idee, das hat
sie wissenschaftlich untersucht. Sie leitet davon die
Schlussfolgerung ab, dass "visuelle Kinder" zweisprachig aufwachsen
müssen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass auch hörende Eltern
die Gebärdensprache erlernen. Und dazu brauchen sie den Kontakt zu
erwachsenen Gehörlosen ("visuellen Erwachsenen"? ;-). Wenn sie das
nicht tun, machen sie sich der "kommunikativen
Misshandlung" schuldig. Noch ein neuer Begriff, noch
deutlicher als die "visuellen Kinder". Aber wer die Folgen der
"kommunikativen Misshandlung" gesehen und erlebt hat, z.B. in
psychiatrischen Behandlungszentren, muss ihr rundum zustimmen.
Geen doof kind,
maar een visueel kind