16.01.2007 23:30 Uhr (Dauer 30
min)
BR
Das Ei
ist eine geschissene Gottesgabe
Das Leben der
oberbayerischen Bäuerin Sophie Geisberger
Dokumentarfilm, Deutschland 1993
Regie: Dagmar Wagner
Buch: Dagmar Wagner
Musik: Heinz Grobmeier und Thomas Hahner
Irgendwo zwischen Eurasburg
und Beuerberg liegt Sprengenöd. Früher war es ein kleines
Königreich - der größte und schönste Bauernhof
der Gegend, mit Pensionshaus, Ausflugslokal und einem
Sägewerk. Dort lebten die Bäuerin Sophie Geisberger, ihr
Mann Jakob, der Sohn Sepp mit Frau, Tochter und Sohn. Das
Unglück kam mit der Schwarzbrennerei, die Sepp in großem
Stil und lange unbehelligt betrieb. 1978 aber wurde Sepp anonym
angezeigt, wahrscheinlich aus Missgunst wegen der Dumpingpreise,
mit der Sepp den Markt diktierte. Zunächst war die Sucherei
nach der Brennerei erfolglos, doch schließlich rückten
40 Mann von der Bundeswehr an, hoben die mit Sonden georteten Tanks
aus. 1980 wurde Jakob, so behauptet er selbst, vom Hof verjagt -
vom eigenen Sohn. Niemand spricht seitdem von ihm. 1983 ging Sepps
Frau Isi und nahm ihre Kinder mit, die Scheidung aber wurde erst
1991 ausgesprochen. Heute sind also nur noch zwei auf dem Hof: die
Altbäuerin und ihr Sohn Sepp. Man musste viel Land verkaufen,
um die Steuernachzahlung und die Strafe für die
Schwarzbrennerei zu zahlen. Alles ist anders geworden. Sepp
arbeitet jetzt nur noch im Sägewerk, aus der Pension hat er
eine Art Asylantenheim gemacht. Auf dem Hof leben jetzt neben
Sophie Kurden, Griechen, Russen, Türken, Bulgaren, deutsche
Sozialempfänger, Tagelöhner und der Rentner Kurt H. aus
dem Norden. Sophie genießt bei ihnen Respekt, ist
anerkanntermaßen der Boss auf Sprengenöd. Mit dem
taubstummen Bimbo verbindet sie eine
tiefe Freundschaft. Aus dem einstigen gemütlichen
Ausflugslokal ist inzwischen ein Nobelrestaurant geworden, hier
trifft sich die Münchner Schickeria, der
Geschäftsführer hat die Käferklientel mitgebracht.
Nur Sophie hat sich nicht geändert, in ihrer Welt scheint die
Zeit stehen geblieben zu sein.