Stellen Sie sich mal vor: Sie sind bei Facebook "unterwegs" und
werden von einer hübschen jungen Dame angesprochen. Sie stellt sich
vor: Kelly aus Miami - DEAF!
Kelly interessiert sich für Ihre beruflichen Ziele. Sie erzählen
ihr von Ihrer Tätigkeit, von Ihrer Idee, einen barrierefreien
Service für Gehörlose zu ermöglichen. Sie berichtet, dass ihr
Vater verstorben sei, ihr eine Erbschaft hinterlassen habe, es
jedoch zur Bedingung gemacht habe, dass sie verheiratet sein muss,
damit das Geld freigegeben werden kann. Sie sind schon verheiratet?
Macht nichts, in den USA sei eine Zweitheirat erlaubt. Natürlich
gehören die geerbten Millionen dann Ihnen beiden.
Dann tauchen ein paar kleine Probleme auf. Die Bank benötigt
angeblich Geld für allgemeine Gebühren, Umschreibung,
Erbschaftssteuer usw. Kelly hat das Geld leider nicht. Sollen die
schönen Millionen verloren gehen? Sie bittet Sie um Hilfe und
darum, das Geld via Western Union oder Money Gram zu senden.
Auf den Trick würden SIE doch nicht reinfallen? Seien Sie sich
da nicht zu sicher! Gehörlosen kann man doch eigentlich immer
vertrauen, oder? Und der Traum vom großen Geld vernebelt leicht den
Verstand.
Diesen Fall haben wir uns nicht ausgedacht. Er ist einem
Gehörlosen* in Deutschland, der zudem Fachmann in Sachen IT ist,
tatsächlich passiert. Er schreibt:
"Erst ca. neun Monate nach unserem ersten Kontakt habe ich die
Polizei informiert und den Kontakt abgebrochen. Trotzdem versucht
sie immer wieder, über Facebook Kontakt zu mir aufzunehmen. Die
Polizei informierte mich, dass ich kaum Aussichten auf Erfolg habe,
mein Geld jemals wieder zu bekommen, weil es sich in Afrika
befindet und dorthin keine Zusammenarbeit zwischen den Behörden
besteht. Ich bin zur Opferhilfe beim "Weißen Ring" gegangen und
halte bis jetzt den Kontakt dorthin. Diese Betrügerin hat mich
völlig finanziell ruiniert. Alle Ersparnisse für meine Kinder,
Altersvorsorge u.ä. sind aufgebraucht. Letztlich mußte ich vier
Darlehen aufnehmen."
Dieser Gehörlose ist nicht der einzige, dem das passiert ist.
Ein Anwalt, der Kontakt zu Gehörlosen hat, kennt viele ähnliche
Fälle. Und in der englischen Presse wird von einem Gehörlosen
berichtet, dem es ganz ähnlich ergangen ist. Ein vermeintlich
Gehörloser berichtete Kenneth Newman von einem hohen Gewinn in
einer Gehörlosen-Lotterie. Kenneth spielte mit und gewann auch.
Aber um den Gewinn zu erhalten, musste er angeblich vorweg Steuern,
Gebühren usw. bezahlen. Statt Millionär zu werden ist Kenneth jetzt
hoch verschuldet und muss sogar seine Wohnung verkaufen. (Deaf
man sells home after being conned out of thousands on
Facebook)
Es gibt offensichtlich Scammer (so nennt man diese
Internet-Betrüger), die sich auf Gehörlose spezialisiert haben.
Seien Sie SEHR vorsichtig und überweisen Sie NIEMALS Geld. Statt
Millionär zu werden sind Sie dann nämlich PLEITE! Und wenn Ihnen
das Foto der jungen Dame bekannt vorkommt: Das ist angeblich Kelly,
und sie hat schon 27 "Freunde" - unter ihnen einige deutsche
Gehörlose. Die sollten DOPPELT VORSICHTIG sein!
Falls Sie jedoch schon reingefallen sein sollten, wenden Sie
sich an die Polizei. Infos zum Thema Scamming finden Sie hier:
http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming.html
Ein Schwerhöriger* schreibt, angeregt durch diesen Artikel:
"Mir waren schon ähnliche Fälle aus den Tageszeitungen bekannt und
deshalb dachte ich, dass mir das nicht passieren würde. Dennoch bin
ich auch auf diesen Internetbetrug reingefallen ..."Ähnlich erging
es einer schwerhörigen Freundin von ihm. Er meint: "Sicherlich gibt
es außer uns beiden noch mehr gehörlose und schwerhörige Opfer der
„Nigeria Connection“, die es jedoch aus Scham nicht
zugeben mögen." Lesen Sie seinen beeindruckenden Bericht, mit dem
er alle deafies WARNEN möchte!
*Alle Namen sind uns bekannt, aber die Opfer möchten anonym
bleiben.
Gabriel Nistor hat uns auf eine Website aufmerksam
gemacht, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Betrüger zu betrügen.
Die Mitwirkenden spielen die Ahnungslosen und halten die Betrüger
beschäftigt - damit sie weniger Zeit haben für ihre Betrügereien.
Aber sie überweisen natürlich NIE Geld! Um da mitmachen zu können,
muss man die Tricks schon ganz genau kennen. Da sollten Sie lieber
die Finger davon lassen! - Aber auch unabhängig davon gibt es
wertvolle Informationen auf http://scambaiter.info/.