"Er hört nur das, was er hören WILL!" Solche und ähnliche
Sprüche kennt man als Schwerhöriger zur Genüge. Und immer wieder
erklären zu müssen, warum man einmal etwas verstanden hat und ein
anderes Mal nicht, das kann schon entnervend sein. Erfahrungen mit
einem Schwerhörigen zu haben, hilft noch lange nicht, wenn man
einen anderen kennenlernt. Jede Schwerhörigkeit ist anders! Und an
wem soll man sich als Schwerhöriger orientieren, an den Hörenden
oder an Gehörlosen? Als Schwerhöriger sitzt man lebenslänglich
zwischen den Stühlen. Statt "deaf pride" (Stolz, taub zu sein) nur
eine Leidensgeschichte? Wie werden Schwerhörige damit fertig?
Manfred Hintermair und Jörn Draheim haben jetzt ein neues Buch
zu diesem Thema veröffentlicht:
Im Zuge eines zunehmenden Verständnisses psychosozialer
Arbeit aus einer Empowermentperspektive heraus bekommt die konkrete
Erfahrungswelt Betroffener einen äußerst bedeutsamen Stellenwert in
vieler Hinsicht.
Einzutauchen in diese Erfahrungswelt ist besonders wichtig, weil es
den Betroffenen ihre Stimme gibt und damit »Definitionsmacht« über
ihre Angelegenheiten. Es bietet aber auch gut hörenden Menschen die
Chance,
sozusagen aus erster Hand zu erfahren, was »schwerhörig sein«
bedeutet. Sie bekommen dadurch wichtige Impulse für die
Beziehungsgestaltung mit schwerhörigen Menschen, sei es in der
Frühförderung, in der Familie, in der Schule, im Beruf oder im
Alltag.
Erhältlich ist das Buch im Median-Verlag.