"Zum Thema Kommunikationsassistenz, kurz KA, gibt es derzeit
viele Diskussionen. Wir, der Berufsfachverband der
GebärdensprachdolmetscherInnen Bayern e.V., möchten
diesbezüglich Stellung nehmen und unsere Position klar vertreten.
Das Gehörlosen Institut Bayern, kurz GIB., hat bisher fachlich und
inhaltlich sehr gute Arbeit geleistet. Die Fachverbände, wie
beispielsweise der Dolmetscherverband oder der
Gebärdensprachdozentenverband, waren bisher in die fachliche Arbeit
involviert. Im Moment gibt es aber einige Umstrukturierungen. Der
bisherige Geschäftsführer hat das GIB. verlassen. Die komissarische
Leitung obliegt nun dem BLWG, dem Bayerischen Landesverband für die
Wohlfahrt Gehörgeschädigter e.V. Ab Januar 2012 wird der BLWG
voraussichtlich die Trägerschaft übernehmen. Der Dolmetscher- und
der Dozentenverband haben dann keine Möglichkeit bei der fachlichen
Arbeit mitzuwirken. Ein Ziel der neuen Geschäftsführung ist es,
eine Ausbildung zum Kommunikationsassistenten zu etablieren. Das
heißt, dass die bisherige Dolmetscherausbildung durch eine
18-monatige berufsbegleitende Ausbildung zum KA ersetzt werden
soll. Das entspricht einer Vollzeitausbildung von 10 Wochen. Wir
können dies nicht befürworten und möchten deshalb unsere Position
mit der folgenden Stellungnahme klar darstellen."
Die Stellungnahme können Sie als DGS-Video sehen oder als PDF lesen
(s.u.)
Ute
Fröhlich, Präsidentin der Bayerischen Gesellschaft zur Förderung
Gehörloser und Schwerhöriger e.V. (BG), muss einem Satz im
Ankündigungstext zur Stellungnahme des BGSD Bayern widersprechen:
"Das heißt, dass die bisherige Dolmetscherausbildung durch eine
18-monatige berufsbegleitende Ausbildung zum KA ersetzt werden
soll."
"Es ist nicht geplant, dass eine berufsbegleitende
Ausbildung zum KA die bisherige berufsbegleitende
Dolmetscherausbildung ersetzen soll, sondern als eine Zwischenstufe
im gesamten Ausbildungskonzept des GIB dienen soll, angefangen von
Kursen für den DGS-Mittelstufentest sowie DGS-Oberstufentest bis
hin zur Dolmetscherprüfung.
Das Präsidium der BG strebt an, in Bayern eine
Vollzeit-Dolmetscherausbildung an einer Fachuni zu etablieren, weil
das Konzept einer BERUFSBEGLEITENDEN Dolmetscherausbildung
gescheitert ist. Wie sollen denn die Auszubildenden nach einer
36-monatigen berufsbegleitenden Ausbildung zum DGS-Dolmetscher die
Prüfungen bestehen? Die Ausbildungszeit entspräche ja einer
Vollzeitausbildung von 20 Wochen. Das ist der wahre
Skandal."
So war es eigentlich nicht geplant, aber es entwickelt
sich an dieser Stelle ein Meinungsaustausch. Tom Exner vom BGSD
Bayern schreibt:
"Wir können uns den Ausführungen von Frau Fröhlich eigentlich
nur anschließen. Was uns Sorge bereitet ist, dass alle anderen
Kurse im GIB. eingestellt wurden. Lediglich die Ausbildung von
Kommunikationsassistenten wird voran gebracht, deren Ergebnis nicht
nur eine Zwischenstufe zum Dolmetscher, sondern ein KA mit
Dolmetscher-Aufgaben sein soll. Der BGSD-Bayern begrüßt die
Entscheidung eine Dolmetscherausbildung an einer Fachuniversität zu
etablieren. Nur so kann die Situation langfristig verbessert
werden. Wir würden uns freuen diese Entwicklung als
Fachverband mit unseren Erfahrungen und Kontakten begleiten zu
dürfen. Der genaue Zeitrahmen ist aber scheinbar noch nicht
gesteckt und ob die bis dahin, so schnell wie möglich,
ausgebildeten KA bereit sind, noch ein Studium zum Dolmetscher zu
beginnen, ist fraglich."