
Wir bemühen uns im Taubenschlag um ausgewogene Information, und damit um Neutralität. Sie kennen sicher unser Motto, das wir von Voltaire übernommen haben: "Ich halte Ihre Meinung für grundverkehrt, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie frei äußern dürfen."
Beim Thema Cochlear Implant stößt man jedoch leicht an die Grenzen der Neutralität und der Toleranz. Um es noch einmal zu betonen: Wir sind für ein differenziertes Herangehen an dieses Thema. Wir wissen, dass das CI schon vielen Menschen geholfen hat. Wir wissen aber auch, dass das CI nicht immer hilfreich ist.
Heute (07.11.01) geht ein Artikel der Journalistin Julia Schneidewind durch die deutsche Presse. Kaum eine Zeitung, die den Artikel nicht gebracht hätte. Schön für Frau Schneidewind, aber fatal für hörgeschädigte Kinder und ihre Eltern. Da wird, im Anschluss an eine Tagung, das CI kritiklos bejubelt. Bis hin zu dem Satz "Wenn alle tauben Kinder rechtzeitig das Implantat eingesetzt bekämen, müsste es in Zukunft keine tauben Kinder mehr geben." Das ist die Androhung der Ausrottung der "Spezies Gehörlose", ihrer Sprache und ihrer Kultur.
Am schlimmsten ist jedoch, wenn man direkten Kontakt zu Betroffenen hat, d.h. zu Menschen im Umfeld der bejubelten CI-Kinder. Gebärdende Gehörlose sind angeblich arm dran, da sie ja ständig Dolmetscher brauchen. Wieviel besser ist da ein CI, das von Dolmetschern unabhängig macht. Wenn man dann erfährt, dass "persönliche Assistentinnen" jahrelang rund um die Uhr die CI-Kinder in der Regelschule begleiten, dass diese Assistentinnen natürlich NICHT dolmetschen können und oftmals ratlos sind, dass sie an ihrer Aufgabe nahezu verzweifeln - dann zweifelt man doch ein wenig an der CI-Ideologie. Und wenn dann die Befürchtung geäußert wird, ein CI-Kind könne womöglich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie landen, da es der permanenten Überforderung und der sozialen Außenseiterposition nicht gewachsen ist, dann überwältigt einen schon eine ohnmächtige Wut angesichts der Verlogenheit der CI-Bejubler.
Verlogenheit scheint aber dazu zu gehören. Die besagte Veranstaltung wurde als Veranstaltung der Uni Bremen deklariert. Was im nachhinein vom Fachbereichssprecher Behindertenpädagogik als falsch erklärt wurde. Man schmückt sich halt schon mal gerne mit fremden Federn. Und die unverschämte Äußerung von Prof. Döhner "CI-Gegner brauchen Psychotherapie" wird vom Vorsitzender des Lehrgebietsausschusses der Uni Bremen scharf zurückgewiesen. (Reaktionen)
Wie soll man angesichts der einseitigen und verlogenen Berichterstattung und der massiven Propaganda noch neutral bleiben und Jubelberichte konsumieren, wenn man zudem weiß, wie sehr ein Teil der CI-Kinder leidet?