Wer im Geschichtsunterricht Jahreszahlen auswendig lernen musste, wird sie hassen - und schnell alle wieder vergessen haben. Eine Jahreszahl werden Gehörlose aber NIE vergessen: 1880, das Jahr des Mailänder Kongresses, auf dem die Gehörlosenlehrer beschlossen, dass nur noch oral unterrichtet werden sollte. Das sollte der Todesstoß für die Gebärdensprache und ein Berufsverbot für die damals unterrichtenden gehörlosen Lehrer werden.
Es ist zu hoffen, dass das Jahr 2010 sich genauso ins Gedächtnis der Gehörlosen einbrennen wird. In diesem Jahr findet die internationale Konferenz zur Bildung und Erziehung Gehörloser (ICED) in Vancouver in Kanada statt. Die Gehörlosen von British Columbia (Kanada) sind mit dem Wunsch an das Veranstaltungskomitee der Konferenz herangetreten, man möge sich offiziell von den Mailänder Beschlüssen distanzieren und erklären, dass sie "negative Folgen für das soziale Leben gehörloser Menschen weltweit mit sich gebracht" haben.
Solch eine Erklärung würde den Grundstein legen für eine neue Zusammenarbeit von Betroffenen, den Gehörlosen, und den hörenden Fachleuten. Bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmer wirklich den Mut aufbringen, einen Schlussstrich unter Mailand zu ziehen.
Vancouver 2010: Eine neue Ära der Partizipation und Zusammenarbeit
21st International Congress on Education of the Deaf (ICED)
Vancouver 2010: A New Era of Participation and Collaboration