Am Freitag, dem 8. September flogen 19 gehörlose Prediger und Gemeindesprecher aus Westfalen von Düsseldorf über Wien nach Tallinn zum 1. Internationalen Ökumenischen Gehörlosen-Kirchenfestival. Als die Stewardess vor dem Start in Düsseldorf feststellte, daß 19 Gehörlose im Flugzeug saßen, teilte sie das sofort dem Kapitän mit, der daraufhin kurz und bündig die Anweisung gab: „Ohne hörende Begleitperson dürfen Gehörlose nicht mitfliegen“ und die 19 Gehörlosen zum Verlassen des Flugzeuges aufforderte. Die aber ließen sich das nicht gefallen, argumentierten mit ihrer Flugerfahrung und mit ihrer Kommunikationskompetenz und mit ihrem Menschenrecht auf gleichberechtigte Behandlung. Schließlich wurde mit 35 Minuten Verspätung gestartet, mit den gehörlosen Passagieren. Daß so etwas im Jahr 2000 im kultivierten Mitteleuropa geschehen kann, daß dieses alte Vorurteil „taub = doof“ immer noch in den Köpfen ist (obwohl in Wien erst 1995 der Weltkongreß der Gehörlosen stattgefunden hat), ist empörend, und darf deshalb nicht verschwiegen werden.
Der Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Ev.
Gehörlosenseelsorge
Kassel, der 14.09.00