Wir verleihen den virtuellen
Arsch mit Ohren
AA
- ars audientis (lat. Kunst des Hörens) -
an die Personen oder Organisationen, die sich im negativen Sinne um die Belange der Hörgeschädigten verdient gemacht haben.
Es gibt schon mehrere Kandidaten:

Kandidat Nr. 1
Kandidat Nr. 2

Kandidat Nr. 3

Kandidat Nr. 4
Kandidat Nr. 5
Kandidat Nr. 6
Kandidat Nr. 7

Arsch mit Ohren
Kandidat Nr. 1:
Herr Studiendirektor Gunter Erbe
- Mitglied der HÖRPÄD-Redaktion -
Sein Verdienst:
Ihm ist es gelungen, einen selbstbewußten Gehörlosen, Hartmut Teuber, von Veröffentlichungen in seinem Blatt auszuschließen. Wo kämen wir denn auch hin, wenn jemand zuerst "kompromißlos und aggressiv" Ansichten in "selbstbewußt werden" veröffentlicht und dann auch noch Leserbriefe im Verbandsblatt der Lehrer veröffentlichen will! Also weg mit der Pressefreiheit für unbequeme Gehörlose!
Wir wollen es doch schließlich nicht mit dem englischen Lord halten, der meinte:
Ich finde Ihre Meinung zwar grundverkehrt, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie öffentlich sagen dürfen!
Wer mehr über die Hintergründe der Kandidatur wissen möchte:
Das Schreiben von Herrn Erbe - Hartmut Teubers Leserbrief - email an Hartmut Teuber

In einem weiteren Schreiben erläuterte Herr Erbe übrigens, er habe Anstoß an dem Vergleich von Sterilisationen von Gehörlosen in der Nazizeit mit CI-Operationen genommen. Gemeint war von Herrn Teuber, daß hinter beidem die negative Einschätzung der Taubheit und das Bestreben, sie zu beseitigen, steht. Nie hat Herr Teuber die CI-Anhänger als Nazis bezeichnet. Ob der Vergleich nun angebracht oder diffamierend ist, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Aber deswegen grundsätzlich Veröffentlichungen dieses Autors zu unterbinden - ob das mit der Pressefreiheit zu vereinbaren ist? 

 
Kandidat Nr. 2:
Herr Rudolf Gast
- Vorsitzender des Landesverbandes Bayern -
Sein Verdienst:
Er tritt noch immer dafür ein (z.B. auf einer Tagung am 15.11.97 in Hilpoltstein), daß die DGS (Deutsche Gebärdensprache) nicht auf politischer Ebene anerkannt wird. Damit fällt er dem Deutschen Gehörlosenbund wissentlich in den Rücken und wendet sich gegen die Interessen der Gehörlosen.
 
 
Kandidat Nr. 3:
Firma Fiebing Hörgeräte
stellvertretend für alle Hörgeräteakustiker, die auf diese Weise werben:
Foto ICH HOERE, ALSO BIN ICH
 

Ich höre nicht, also bin ich nicht?
Nun läßt sicherlich nicht jede Aussage den Umkehrschluß zu.
In diesem Fall ist es jedoch eindeutig:
Taubheit wird als etwas Negatives dargestellt. Außer uns Tauben und Schwerhörigen wird diese Abwertung kaum jemandem auffallen. Für Hörende ist Verlust oder Einschränkung des Gehörs sicherlich beängstigend.
Für uns nicht!
Und wir haben kein Verständnis dafür, wenn unser Ansehen mit Angstmache zum Zwecke der Umsatzsteigerung herabgesetzt wird.

 

 

Kandidat Nr. 4:

Firma Oticon

In einer doppelseitigen Zeitungs-Werbebeilage stellt sich diese fröhliche "Focus-Familie" vor. Allesamt mit den Händen an den Lauschlappen. Na, ein wenig Selbstironie ist wohl auch unter Hörgeschädigten angesagt. Außerdem ist es nur symbolisch gemeint: Die "echte" Focus-Familie ist eine Serie von Hörgeräten (PrimoFocus, MultiFocus, microFocus und DigiFocus). Um diese Lauscher-Familie übelzunehmen, müßte man wirklich humorlos sein.

Hier allerdings hört der Spaß dann doch auf. "So macht die Unterhaltung wenig Spaß." Was heißt "so"?

"Wer in einem netten Familien- und Bekanntenkreis lebt, hat trotz eines geschwächten Hörvermögens oft wenig Probleme. Das kommt daher, weil freundliche Menschen sich bemühen, laut und deutlich zu sprechen, meistens sogar den Blickkontakt suchen, um durch unterstützende Mimik , Gesten und übertriebene Lippenbewegungen die Verständigung zu erleichtern. Damit ist Ihnen gut geholfen, aber was bedeutet diese Form der Unterhaltung für Ihre Mitmenschen?

Wie bitte? Äh, Husingson? Ach, Husings Sohn!

Sie glauben gar nicht, wie anstrengend es ist, sich mit einem schlecht verstehenden Menschen zu unterhalten...."

Einmal abgesehen davon, daß hier auf eine fragwürdige Weise eine Bedarfsweckung betrieben wird (Auch wenn Sie selber keinen Leidensdruck verspüren, Ihre Familie leidet!) - die Darstellung kommunikativer Hilfen für Hörgeschädigte ist schlichtweg diskriminierend. Es muß ja nicht ein übertriebenes Mundbild sein, aber ein deutliches Mundbild ist und bleibt hilfreich. Und was ist gegen unterstützende Mimik und Gesten zu sagen? Mit diesen Fotos werden visuelle Kommunikationsformen ins Lächerliche gezogen, und der "typische Schwerhörige" wird karikiert. Wer will schon solch ein absonderlicher Typ sein? Also nichts wie los zum Hörgeräteakustiker!

Und da wird die Werbung dann erst so richtig unlauter. Es wird nämlich verschwiegen, daß ein Hörgerät nur in den wenigsten Fällen das Gehör "normalisiert" und daß trotz einer Hörverbesserung weiter unterstützende Kommunikationshilfen durchaus erforderlich sind. Eine Werbung, die auf Ängsten, Vorurteilen und Diskriminierungen aufbaut. Pure Absicht!

Stellungnahme der Firma Oticon zur AA-Kanditatur

unser Senf dazu

und die Meinung einer Gebärdensprachdolmetscherin

 

Kandidat Nr. 5:

RMS. Raum für Ideen.

 

private Radiosender in DeutschlandWer fühlen will, muss hören”: Die gemeinsame Imagekampagne pro Radio der privaten Radiosender und der ARD-Sender in Deutschland startet bereits in die dritte Runde. Mit einer neuen Kreation rücken drei Funkspots das Thema Radio weiter in den Mittelpunkt des öffentlichen “Hör”-Bewusstseins.

“Wer fühlen will, muss hören.” Das mag ja für (Normal-) Hörende bis zu einem gewissen Grade zutreffen. Leider vergisst man bei solchen Imagekampagnen diejenigen, die nicht oder weniger gut hören. Sind ja auch nur schätzungsweise 14 Millionen in Deutschland! Und für die ist die Imagekampagne eine Image-SCHÄDIGUNG! Wer nicht hören kann, kann demnach auch nicht fühlen. Die Umkehrung von "Wer nicht hören will, muss fühlen" mag ja ein netter Werbegag sein. - Nur halt nicht für Hörgeschädigte!

 

Kandidat Nr. 6:

Dr. Sebastian Hoth,
Hals-Nasen-Ohren-Klinik Heidelberg

 

In einem Aufsatz mit dem Titel "High-Tech im Innenohr" schreibt Herr Dr. Hoth:

"Wohl am wichtigsten für die Entwicklung eines jeden menschlichen Individuums ist aber, daß der größte Teil der Lernvorgänge, und damit die Ausbildung der Intelligenz, nur durch ein funktionierendes Gehör ermöglicht wird. Die Verwandtschaft der deutschen Wörter taub und doof läßt sich über die englischen und holländischen Vokabeln deaf und doof nachvollziehen, welche beide den Zustand der Gehörlosigkeit bezeichnen."

Krasser kann die Diskriminierung von Hörgeschädigten wohl kaum ausfallen. Damit spricht Herr Dr. Hoth Hörgeschädigten jegliche Intelligenz ab und bezeichnet sie quasi als DOOF. Dass er gehörlose Kollegen hat, dass es gehörlose und schwerhörige Akademiker gibt, und dass auch "Otto-Normal-Deafie" nicht doof ist - das wird ihm vielleicht nicht bekannt sein. So wie viele HNO-Ärzte sich mit der deaf world nicht auskennen.

Auch Doktoren und Professoren könnten ja lernfähig sein. Ob Herr Dr. Hoth seinen inzwischen acht Jahre alten Artikel wohl selber richtigstellen kann? Eine Entschuldigung wäre wohl zuviel verlangt, oder?

 

 

 

Kandidat Nr. 7:

Firma Wyeth

taub macht stumm

 

Alles richtig:

ABER:

Einmal abgesehen davon,

Gehörlose empfinden den Begriff "taubstumm" als diskriminierend. "Stumm" wird oftmals mit "dumm" gleichgesetzt.

Die Werbekampagne der Firma Wyeth - so gut sie gemeint sein mag - ist imageschädigend für die Minderheit der Hörgeschädigten. Nur schade, dass es noch kein Anti-Diskriminierungsgesetz gibt!