Sehr geehrter Herr Schmidt,

besten Dank für Ihre Stellungnahme. Ich habe sie an den AmO angehängt und per DAS NEUESTE "an die große Glocke gehängt". Selbstverständlich veröffentlichen wir auch Meinungen, die wir nicht teilen.

Kurz zur Sache:

Ich selbst bin nicht gehörlos, sondern mittelgradig schwerhörig. Ich profitiere durchaus von Hörgeräten, sehe aber auch ihre Grenzen. Auch bei mir wird "Normalität" durch ein Hörgerät nicht erzielt. Und als Lehrer von gehörlosen und (hochgradig) schwerhörigen SchülerInnen kann ich nur unterstreichen: Hörgeräte sind notwendig und wichtig und tragen zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei. Die werbetechnische Vereinfachung der "Normalisierung" ist jedoch unzutreffend und unlauter. Warum bleiben Sie in Ihrer Werbung nicht so ehrlich und schreiben statt von einer Normalisierung von Verbesserung? Ein solches Maß an Ehrlichkeit könnte man auch von "Werbewillis" erwarten.

Und daß man "Vorformen des Gebärdens erspart, wenn dies möglich ist" ist genau die Bewertung der Gebärdensprache, die wir kritisieren. Wenn Sie die Gebärdensprache als vollwertige Sprache betrachten und die Gehörlosen als linguistische Minorität, dann gibt es keinerlei Grund, diese Sprache zu "ersparen". Oder würden Sie es jemandem ersparen wollen, Englisch oder eine beliebige andere Fremdsprache zu erlernen? Möglicherweise ist Ihnen verborgen geblieben, daß in verstärktem Maße in Selbsthilfegruppen und Vereinen Schwerhöriger lautsprachbegleitende Gebärden als Mischform eingesetzt werden. Vor allem bei jüngeren Schwerhörigen sind Gebärden mittlerweile durchaus "in" und keinesfalls mehr tabu. Auch unter kommerziellen Gesichtspunkten wäre es für Sie gar nicht so verkehrt, sich auch in der Werbung darauf einzustellen.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Rehling