Nein, wie einen Roman von vorne bis hinten durchlesen kann man dieses Buch nicht. Dafür ist es aber auch nicht gedacht. Das neu erschienene Buch So verstehe ich besser! von Irene von Mende-Bauer wendet sich ganz gezielt an Praktiker, in der Hörgeschädigtenpädagogik und Therapie. Dabei ist der Untertitel "Hörtaktik und Kommunikationstraining für Kinder und Jugendliche mit einer Hörschädigung" eher ein Understatement. Das Buch versucht, den Bereich "deaf studies" bzw. "Hörgeschädigtenkunde" abzudecken. Es geht nicht nur um "Tricks", wie man die Kommunikation verbessern kann. Wichtiger noch sind die Identität als Hörgeschädigter und die Akzeptanz des So-Seins wie man ist. Kämpferische deaf-power-Parolen liegen Irene von Mende-Bauer eher fern. Dafür kann sie auf langjährige Praxis als Schwerhörigenlehrerin zurückblicken. Wichtiger noch: Sie ist selbst betroffen, eine schwerhörige Schwerhörigenlehrerin. Was sie ihren Schülern vermitteln wollte, das hat sie ausnahmslos alles selbst erfahren. Wenn sie dafür plädiert, hörgeschädigte Lehrer in diesem Bereich einzusetzen, dann ist das nicht radikal, sondern realistisch und einleuchtend.
Aus der Praxis für die Praxis: Das Buch ist eine Sammlung von 96 Unterrichtseinheiten. Noch besser: Zum Buch gehört eine CD mit insgesamt 50 Arbeitsblättern. Da geht es z.B. um die Prinzessin Hanna, die nichts versteht, wenn die Untertanen sich vor ihr verneigen, die aber trotzdem immer mit "Ja" oder "Ich weiß nicht" antwortet. Natürlich bekommt das Märchen ein happy end. Durch goldene Hörgeräte - ihre Lieblingsfarbe! - wird ihr Leben bunt und abwechslungsreich. Aber auch für Jugendliche ist etwas dabei, z.B. ein Zeitungsartikel über Discolärm plus Lückentext. - Wer sich als Lehrer in Bezug auf das noch neue Unterrichtsfach bzw. Unterrichtsprinzip Hörgeschädigtenkunde noch ein wenig unsicher fühlt, bekommt durch Irene von Mende-Bauers Buch ein stabiles Fundament für seine Arbeit - natürlich auch als hörender Lehrer! ;-)
So verstehe ich besser!
Hörtaktik und Kommunikationstraining für Kinder und
Jugendliche mit einer Hörschädigung
"Appetithäppchen":