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SMS an 9-1-1 - die amerikanische Notrufnummer

Am Donnerstag wurde ein Stück Geschichte in den USA geschrieben: Die vier großen Mobilfunkanbieter haben sich freiwillig schriftlich verpflichtet, bis spätestens zum 15. Mai 2014 flächendeckend in den USA den SMS-Notruf zu unterstützen - und zwar für alle, nicht etwa nur für Gehörlose, Schwerhörige und Sprachbehinderte.

Diesem Ereignis ging ein jahrelanges episches Ringen voraus, in dem Gehörlose und Schwerhörige von Anfang bis Ende eine herausragende Rolle gespielt haben, und in das ich von Mitte 2011 bis heute selber verwickelt war. Ohne deren zähe Arbeit, wäre es niemals soweit gekommen.

Und vor allem nicht ohne die unerschütterliche Einigkeit von gut einem Dutzend Gehörlosen-und Schwerhörigenverbänden, obwohl U.S.-Mobilfunkanbieter wiederholt versucht hatten, einen Keil zwischen die Verbände zu treiben. Hallo Deutschland? Wie sieht's eigentlich mit der Einigkeit der Verbände zum Notruf aus?

Über alle Geschehnisse im Vorlauf zu berichten, würde ganze Bücher füllen, und deshalb werde ich später im zweiten Artikel zu diesem Thema nur ein paar Highlights aufgreifen. Aber erstmal der Hintergrund zur Sache:

Das amerikanische Antidiskriminierungsgesetz sah 1990 vor, dass die Notrufrummer 9-1-1 flächendeckend direkt über Schreibtelefon zu erreichen sein müsse. Seitdem hat sich viel getan, und Gehörlose und Schwerhörige nehmen an der Internet-und Mobilfunkrevolution mit Eifer teil. Schreibtelefone verstauben in der Ecke, von einigen Ausnahmen in ländlichen Gebieten und unter Taubblinden mal abgesehen (und bei letzteren tut sich derzeit etwas, aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel). Die Kehrseite der Medaille war, dass der direkte Zugang zum Notruf verloren ging.

Obwohl seit 2008 Relay Services verpflichtet sind, Anrufe an 9-1-1 in der Warteschleife die höchste Priorität beizumessen, und dann korrekt weiterzuleiten und zu dolmetschen, funktioniert die Herstellung der Verbindung zur Notrufleitstelle in vielen Fällen gar nicht gut. Im besten Fall, wenn jemand von zu Hause mit einer registrierten Adresse anruft, dauert es etwa eine Minute vom Eintippen von 911 bis man mit der Leitstelle reden kann. Häufiger dauert der Vorgang mehrere Minuten, weil es ein Problem mit der Weiterleitung anhand der registrierten Adresse gibt. Und vom Mobilfunk aus von einem x-beliebigen Ort kann es schon mal 8-10 (!!) Minuten dauern, weil die Position des Anrufers nicht mit der registrierten Adresse übereinstimmt.

Mit den 10 Minuten ist es übrigens vor einem Jahr auch meiner Frau mit unseren zwei Jahre alten Zwillingen passiert

Wenn man diese Zahlen mit den Erwartungen der hörenden Welt in den USA vergleicht - Anrufe an 911 müssen innerhalb von 10 Sekunden beantwortet werden - wird verständlich, dass der Notruf über Relay-Services für Gehörlose und Schwerhörige dort ein absolutes Reizthema ist. Allein dort unter den Vorkämpfern für barrierefreien Notruf das Wort "Relay" fallenzulassen, ist eine Garantie für ein blaues Auge.  SMS-Notruf, wie er zum Beispiel in England und Irland praktiziert wird - ein SMS-Relay Service nur für Gehörlose und Schwerhörige - ist in den USA politisch nicht umsetzbar.

Direkter Zugang zum Notruf - ohne Umweg per Relay Service - ist im Antidiskrimierungsgesetz vorgeschrieben, und direkter Zugang ist das erklärte Ziel der Gehörlosen und Schwerhörigen. Deshalb auch der Kampf um SMS: SMS ist das einzige Textmedium das derzeit auf praktisch allen Handys - egal ob Smartphone oder nicht - funktioniert, und SMS befindet sich insbesondere in den USA universell im täglichen Einsatz, egal ob man gehörlos oder hörend ist. Ein ganz wichtiges Prinzip im Notruf ist: Der Notruf muss über die gleichen Mechanismen wie die tägliche Kommunikation funktionieren, denn im Stress einer Gefahrensituation funktionieren viele Denkprozesse nicht wie gewohnt, und der Mensch greift auf instinktives oder eintrainiertes Verhalten zurück.

Warum also soviel Drama um SMS - und warum hat es Jahre gedauert, bis Bewegung in die Sache kam? SMS hat zwei gravierende Probleme:

Erstens handelt es sich um eine Technik, in die der Mobilfunk etliche Arbeit und Kosten investieren muss, bevor sie sich zum Notruf eignet. Zum Beispiel: wie stellt man sicher, dass die Nachricht an 911 an die richtige Leitstelle geht? Und wie stellt man sicher, dass mehrere Nachrichten in Folge an die gleiche Person in der Leitstelle gehen? Und was passiert, wenn eine SMS nicht zugestellt werden kann? Und selbst dann gibt es einige Beschränkungen, die es bei lautsprachlichen Anrufen nicht gibt: es besteht kaum eine Chance, dass die Leitstelle die genaue Position des Handys bekommt, von dem die SMS ausging; statt dessen muss sie gezielt nachfragen, um vom Anrufer die Position zu bekommen. Und beim Roaming funktioniert die automatische Zustellung einer SMS an die richtige Leitstelle aus technischen Gründen überhaupt nicht - das ist für die EU allerdings ein größeres Problem als die USA, wo die vier großen Mobilfunkanbieter jeweils alle das Land im großen und ganzen abdecken. 

Zweitens ist es für Leitstellen nicht so einfach, einen Mechanismus zu finden, um SMS zu empfangen und zu bearbeiten. In den USA besteht zudem noch das Problem, dass es bundesweit über 6200 Leitstellen gibt, die alle entweder ihrem Staat oder ihrer Ortschaft unterstehen, mit einem Wust von verschiedenen Regelungen und Gesetzen, sowie ganz unterschiedlicher Finanzkraft. Viele Leitstellen haben außerdem die Befürchtung geäußert, dass sie von SMS regelrecht erschlagen würden - diese hat sich in Tests allerdings bisher nicht bewahrheitet. Es hat insgesamt sehr lange gedauert, bevor sich Leitstellen bereit erklärt haben, SMS zu testen, und nochmals einiges länger, bevor viele Leitstellen anfingen, SMS zu fordern. Dies ist nach wie vor ein ungelöstes Problem, und es wird sicher viele Gegenden geben, wo die Leitstellen mit SMS nicht klar kommen werden.

Trotz dieser Probleme gibt es derzeit als Zwischenlösung kein besseres Textmedium als SMS, obwohl davon auszugehen ist, dass andere textbasierte Kommunikationsmethoden früher oder später ebenfalls in den Notruf aufgenommen werden. Eine endgültige Lösung wird erst mit den neuen Technologien für den Notruf geben; siehe dazu unseren Artikel: "Ein neues Zeitalter für den Notruf."

Zudem nahm die Erwartung, das SMS als ein populäres tägliches Kommunikationsmedium auch für den Notruf funktionieren müsse, Jahr um Jahr erheblich zu. Genau das nutzten Gehörlose und Schwerhörige aus, um Druck auf die Mobilfunkanbieter und die Verbände in der öffentlichen Sicherheit auszuüben, und die Einstellung von wichtigen Leuten zu SMS zu ändern. Wie das ablief, werde ich in den nächsten Tagen im zweiten Teil berichten.

 

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