Hallo Radon,
Sie haben da Einiges falsch verstanden.
Was ist denn an dem Begriff: „normalhörend“ peinlich? Normalhörend ist die Bezeichnung für eine durchschnittliche Hörfähigkeit. Hörende hören nämlich sehr unterschiedlich gut. Deshalb wird ein Hörverlust nicht am Besten aller Hörenden gemessen, sondern an einem Durchschnitt sehr vieler Hörender. Diesen Durchschnitt nennt man „normal“. Wie sollte man denn sonst festlegen, was als leicht, mittelgradig bzw. hochgradig schwerhörig oder gehörlos zu charakterisieren ist, wenn es keinen Fixpunkt gäbe? Haben Sie einen besseren Vorschlag?
Sie meinen, die EU sollte anstelle des Projekts „LipRead“ doch lieber ein Projekt in Gebärdensprache fördern. Warum eigentlich anstelle des Projekts? Die EU fördert viele Projekte. Vielleicht möchten Sie sich als gebärdenkompetenter Mensch zusätzlich für ein Gebärdensprachprojekt stark machen, das vielen Gehörlosen in der EU nützt? Oder schnell vom Markt verschwindet, wenn es nicht gut genug ist?
Das Projekt „LipRead“ richtet sich an Leute, die eine Fremdsprache sprechen (und nicht gebärden) lernen wollen. Wenn sie lautsprachlich in einer fremden Sprache kommunizieren wollen, müssen sie von den Lippen absehen. Dafür will das Projekt eine Hilfe bieten, die es bisher nicht gibt. So einfach ist das.
In der Welt der Hörgeschädigten gibt es ganz viele unterschiedliche Bedürfnisse, denn ob Sie’s glauben oder nicht, Hörgeschädigte sind eben auch ganz normale Menschen.
PS:
Die Umfrage des Projekts haben Sie leider sehr falsch gelesen.
Die Mehrheit der befragten User wollen das Lippenlesen in der Fremdsprache lernen, nämlich 76,5 %. Davon wollen 41.2% am Computer lernen, 23,5% mit einem Lehrer und 11,8% in einer Gruppe.
Aber selbst, wenn Ihre Zahlen stimmen würden, wieso wäre das peinlich? Meinen Sie denn, dass man für Minderheiten keine Lernprogramme anbieten sollte?