Ein Nachruf auf einen Hund, noch dazu auf einen tauben Hund - ist das nicht ein wenig merkwürdig? Sicher nicht für diejenigen, die Jola kannten. Schon vor 4 Jahren hatten wir über Jola und ihre Besitzerin Angelika Schweitzer berichtet: einfach taub. Das ist auch der Titel des Buches, das Angelika über Erziehung und Ausbildung tauber Hunde geschrieben hat. Was wir aber nicht wussten: Sie hat Jola zum "Rettungshund, Sparte Personenspürhund mantrailing" ausgebildet. Eigentlich klar, dass das Gehör für einen Spürhund keine Rolle spielt. Trotzdem erstaunlich, was Jola leisten konnte. Und wir können nachempfinden, dass Angelika um den Verlust Jolas trauert.
Aber lesen Sie selbst, was Angelika über Jola schreibt:
"Ja sie war ein ausgebildeter Rettungshund, Sparte Personenspürhund mantrailing. Jola hat mit Hilfe eines Geruchsstoffes die Individualspur eines Menschen aufgenommen. Die Spur konnte mehrere Tage alt sein. Der Hund läuft bei der Suche an einer langen Leine.
Sie war für mich ein wirklich sehr ungewöhnlicher und toller
Hund. Wir begannen damals als Experiment (es war ein harter
Weg)
und wurden Vorreiter, was diese spezielle Suchform angeht. So, wie
meine Freundin schreibt: Sie kam als Wirbelwindprinzessin und wurde
Königin ....
Jola hatte bei den Amerikanern den Spitznamen "little spotted
bloodhound" :-). In ihrem Leben hat sie viele Menschen
von ihren großen Fähigkeiten überzeugt. Ihre Taubheit spielte
später nur noch eine absolut nebensächliche Rolle, Jola und ich
haben sie oft völlig vergessen.
Jola musste sich als ausgebildeter Personenspürhund von der
Polizeihundeschule in Mühlheim überprüfen lassen. Sie hat die
Prüfung als erster Hund in Hessen erfolgreich bestanden und durfte
ab diesem Zeitpunkt landesweit in Hessen eingesetzt werden. Bis
jetzt schaffte diese Überprüfung nur noch ein Bloodhound. In den
letzten Jahren waren 50 Alarmierungen zu Vermisstensuchen pro Jahr
für Jola und mich die Regel.
Noch im Dezember wurden wir von der Mordkommission Frankfurt bei
der Suche nach Devon Hollahan um Unterstützung gebeten. Letzter
Sichtungspunkt von Devon war an der Hauptwache in Frankfurt. Die
Spur war bereits 11 Tage alt. Jola führte die Polizei von der
Hauptwache zum Mainufer. Wochen später wurde der amerikanische
Student aus dem Wasser geborgen. Bei diesem und vielen weiteren
Einsätzen konnte Jola die Polizei mit Hilfe ihrer exzellenten Nase,
ihres unermüdlichen Arbeitseifers und ihrer selbständigen
Sucharbeit erfolgreich unterstützen.
Jemand, der Jola nicht gut kannte, war kaum in der Lage sich
vorzustellen, was in dieser so zierlich erscheinenden tauben Hündin
an Kraft, Energie und Ausdauer steckte.
Ja, sie fehlt mir sehr
Lieben Gruß
Angelika"