THEMEN HEUTE:
GEHÖRLOSE UNTERNEHMERIN IN SACHSEN-ANHALT - Ihr Erfolg hat der Wende standgehalten
FERNSCHÜLERIN 1996 - Gehörlose erreicht ihren Traumberuf
ZEITZEUGEN - Heute: Gottfried Weileder


Präsentator: Hallo...
Wie Sie sich erinnern werden, haben wir letzte Woche einen Beitrag über ein gl Unternehmerpaar gezeigt, das sich mit dem Bau von Modelleisenbahnen etablieren konnte.
Unser erster Beitrag heute befaßt sich mit dem gleichen Thema, allerdings mit dem feinen Unterschied, daß es sich dabei um eine Unternehmerin handelt. Frauen die sich selbständig machen, sind unter GL sehr selten. Doch heute können wir Ihnen eine Frau vorstellen, die bereits vor 10 Jahren eine eigene Firma gegründet hat und im Laufe der Zeit auch große Probleme, wie die Umstellung auf die freie Marktwirtschaft, zu meistern verstand. Vor kurzem ist schließlich auch ihr Mann in ihr Unternehmen eingestiegen.

Wäscherei
Winter im Vorharz - eine Idylle für Urlauber.
Aber auch eine Gegend mit wenig Industrie und hoher Arbeitslosigkeit.
Hier trafen wir eine gl Familie, die eine Wäscherei aufgebaut hat.
Moderator: Wir sind in Derenburg, einer kleinen Stadt in Sachsen/Anhalt.
Ich möchte Ihnen die Familie Jacobi vorstellen.
Sie ist eine von wenigen gl Familien, die sich selbständig gemacht haben.
Sie hat ein erfolgreiches Familienunternehmen aufgebaut.
Ich möchte wissen, warum Sie sich selbständig gemacht haben?
Wer ist der Chef von Euch?
Frau: Ich bin der Chef!
Ich wollte schon immer selbständig werden.
Ich will mich nicht im Betrieb unterordnen und mag keine Vorschriften.
Ich möchte frei arbeiten können.
Vor 10 Jahren hat Iris Jacobi ihr Geschäft eröffnet in der Garage hinter dem Haus.
Sie mangelte die Wäsche für Kunden aus der Nachbarschaft.
Frau: Zu DDR-Zeiten, 1987, ging ich mit dem Kinderwagen spazieren.
In einem Aushang hat eine Frau eine Heißmangel angeboten.
Ich dachte, diese Arbeit könnte ich gut machen.
Mit der Kundschaft käme ich gut klar, weil nicht viel gesprochen wird.
Als mein Mann von der Arbeit kam, haben wir uns darüber unterhalten.
Wir mußten schnell entscheiden, sonst ist die Mangel verkauft.
Wir gingen hin und schauten sie uns an.
Wir hatten Glück. Aber die Heißmangel war schon 100 Jahre alt.
Ich fragte meinen Mann, ob er sie reparieren könne. Er sagte ja.
Der Preis war 2 000 Ostmark. Wir bezahlten und holten sie im Lada ab.
Nach der Wende sank alles auf den Nullpunkt.
Die Kunden gaben ihr Geld nicht mehr für's Heißmangeln aus.
Sie hatten andere Interessen und wir mußten bei Null beginnen.
Wir fragten bei Geschäften, Gaststätten, Ärzten und es klappte.
Allmählich kam dann auch die alte Kundschaft wieder.
Aber sie forderten nun auch, daß wir das Wäschewaschen übernehmen.
Das Grundkapital vor 8 Jahren war eine alte Waschmaschine.
Heute gehören zur Ausstattung:
drei Waschmaschinen, drei Trockner und eine moderne Heißmangel.
Der Anfang war schlimm.
Die Wäsche mußte schnell trocknen und ausgeliefert werden.
Im Winter trocknete die Wäsche zu langsam, wir hatten keinen Platz.
Wir mußten sie in der Wohnung und im Keller zum Trocknen aufhängen.
Man kann die Kunden nicht warten lassen, dann kommen sie nicht wieder.
Riesige Sachen hängten wir bei meiner Mutter auf dem Dachboden auf.
Wenn sie trocken waren, haben wir sie abgeholt.
Richard (10) und Victoria (6) kommen aus der Schule.
Ihre Spiele und Hausaufgaben machen sie gern in Gesellschaft der Eltern.
Mann: Ich war früher Fahrzeugmechaniker. Die Firma machte pleite.
Ich fragte beim Arbeitsamt nach Arbeit, aber alles war besetzt.
Ich überlegte: Meine Frau arbeitet allein in der Wäscherei.
Ich fragte beim Arbeitsamt, ob ich bei meiner Frau arbeiten kann.
Das Arbeitsamt sagte, ich muß meine Frau fragen. Sie war einverstanden.
Es hat geklappt. Das Arbeitsamt gibt auch finanzielle Unterstützung
Frau: Im Mai kam erstmals Hilfe von der Hauptfürsorgestelle Magdeburg.
Sie zahlt 70 Prozent und wir 30 Prozent der (Ausstattungs)-Kosten.
Wir konnten davon Waschmaschine, Trockner und Lieferauto kaufen.
Das Arbeitsamt zahlt zwei Jahre einen Lohnzuschuß für S. Jacobi.
Die Hilfe gibt es für Arbeitgeber, die behinderte Arbeitslose einstellen.
Frau Jacobi mit Kundin: "Normal?" - "Ja!"
"Sie können es nächste Woche Dienstag abholen. Auf Wiedersehen!"
Es werden verschiedene Kleidungsstücke gebracht.
Manche müssen gestärkt werden, andere sollen frisch duften und schön zusammengelegt werden, besonders die mit Spitzen.
Andere Kunden sagen: Egal, stopfen Sie alles in die Waschmaschine.
Aber ich sage: Nein, ich möchte es gut machen.
Die Kundenwünsche sind verschieden. Alle müssen erfüllt werden.
Der Kunde ist König. Wir machen, was er wünscht, denn er bezahlt.
Rund 100 Kunden werden betreut - Einwohner aus dem Ort, Urlauber, die GL-Schule Halberstadt, Arztpraxen und Gaststätten.
Pünktlich nach einer Woche wird die Wäsche geliefert.
Der Chef der Gaststätte "Sommerbad" in Halberstadt ist zufrieden.
Roland Schöne: Die Wäscherei Jacobi kam gleich nach der Wende auf uns zu.
Wir sind eine kleine Gaststätte, die Firma Jacobi ist eine kleine Firma.
Sie fragte, ob wir die Wäsche bei ihnen waschen lassen können.
Wir probierten das Ganze und ich muß sagen, die Qualität der Wäsche, die Quantität und Pünktlichkeit haben uns bewogen, die Firma als Wäscherei zu nehmen.
Wir sind bis heute - mehrere Jahre schon - sehr zufrieden damit.
Eine große Wäscherei der Region ging nach der Wende pleite.
Das kleine Familienunternehmen hat dagegen die Umstellungen gemeistert.
Obwohl die Banken ihm keine Chance gaben und Kredite verweigerten.
Frau: Es gibt keine Probleme. Keiner muß sich unterordnen.
Wir arbeiten im Team zusammen. Es muß gut organisiert werden.
Mein Mann macht, was er am besten kann und ich ebenfalls.
Ich mache Büroarbeit. Er wäscht und trocknet. Ich lege zusammen.
Wenn einer von uns krank ist, muß der andere alles übernehmen.
Die Schreibarbeit bringt er mir ins Krankenhaus, damit die Kasse stimmt.
Interview: Ist es für dich leicht, wenn deine Frau der Chef ist?
Mann: Ich habe keine Angst davor. Wir sind eine Familie.
Ich denke nicht darüber nach, daß meine Frau der Chef ist.
Ob wir im Haus zusammenarbeiten oder im Betrieb, das ist gleich.
Wenn sie sagt, ich soll dies oder jenes machen, wehre ich mich nicht.
Sonst könnte sie mich rauswerfen, dann habe ich den Ärger.
In 2 Jahren fällt der Lohnkostenzuschuß vom Arbeitsamt weg.
Dann muß sich die Firma selbst tragen und Gewinn bringen.
Frau: Meine Eltern sagten damals, du bist verrückt!
Doch ich sagte, das ist meine Sache und ich habe mich durchgesetzt.
Dann staunten sie, daß wir als GL es den Hörenden gleichtun können, daß wir nicht dumm sind, sondern es auch schaffen.
Mann: Heute sind wir zufrieden.
Ich bin auch froh, daß ich Arbeit habe.
Frau: Obwohl du am Anfang gestöhnt hast: Eine Wäscherei - oh Gott!
Mann: Ja, das stimmt!
Bericht Elke Marquardt
Reporter Thomas Zander
Dolmetscherin Eveline Nabrazell

PRÄSENTATOR: Vielleicht haben Sie, egal ob Sie Unternehmer/in oder Arbeitnehmer/in sind, noch Fragen zu diesem Thema. Wenn ja, wenden Sie sich bitte an den nächstgelegenen Psychosozialen Dienst oder an eine Beratungsstelle für Hörgeschädigte.
Die dortigen Mitarbeiter/innen informieren Sie gerne über Förderungsmöglichkeiten der Arbeitsämter oder der Hauptfürsorgestellen oder anderer Einrichtungen. Auch bei Schriftverkehr oder Behördengängen sind sie behilflich. Es lohnt sich also in jedem Fall, dorthin zu gehen.
Nun wenden wir uns einer anderen gl Frau zu, die sich ebenfalls einen lang gehegten Wunsch zur Selbständigkeit erfüllt hat: Monika Hoyer. Sie wollte ihren ehemaligen Beruf als Chemie-Laborantin wechseln und mehr mit Umwelt und Menschen zu tun haben.
So absolvierte sie ein Fernstudium und war zusammen mit 2 Hörenden die Fernschülerin des Jahres '96. Seitdem ist sie mit Vorträgen über Umweltfragen unterwegs. Sie gibt Tips und Denkanstöße, wie man sich im Alltag verhält, was man unbedingt verändern muß und kann. Sie richtet ihre Vorträge natürlich besonders gerne an andere Hörgeschädigte.
Wenn Sie Frau Hoyer zu einem Vortrag einladen möchten, notieren Sie bitte die Adresse, die wir nach dem Beitrag einblenden.

gl Fernschülerin
Monika HOYER bei ihrer neuen Tätigkeit als Umweltberaterin.
Es begann 1994. Sie entschloß sich zu einem Fernstudium und wurde:
FERNSCHÜLERIN DES JAHRES 1996.
Interview: Sie haben Chemie-Laborantin gelernt und arbeiten noch in dem Beruf.
Warum machten Sie dann noch ein Fernstudium zur Umweltberaterin?
Frau Hoyer: Ich wollte zu diesem Beruf noch eine zusätzliche Aufgabe haben.
Etwas, das mit Umweltschutz zu tun hat.
Ich dachte, bei den Gehörlosen gibt es da ein Defizit.
Es gab eine Ausschreibung dafür und ich meldete mich dort an.
Was mußten Sie alles machen? Wie oft gab es Tests und Prüfungen?
Ich bekam die Studienunterlagen. Das waren 23 Studienbücher.
Es waren bestimmte Kapitel, zu denen ich Fragen beantworten mußte.
Unten war ein Lösungsstreifen, wo ich die Antworten nachprüfen konnte.
Ich gab das ab, bekam es dann mit Note zurück: Gut oder schlecht.
Später hatte ich einen ohne Lösungsstreifen und es wurde benotet.
Die Studienbücher von Monika Hoyer.
Umweltfragen berühren fast jeden Lebensbereich.
Interview.: Wie schwierig war denn der Lernstoff für Sie?
Frau Hoyer: Sehr schwer. Es waren sehr viele Fremdwörter dabei.
Aber die Fremdwörter waren im Buch erklärt, so daß ich das verstand.
Sind Sie denn ganz alleine damit zurecht gekommen?
Ja, ich habe mich durchgebissen und habe es alleine geschafft.
Sie wurden Fernschülerin des Jahres 1996. Wie kam es dazu?
Bei den Fernschülern stellt man Kandidaten auf. Ich war auch dabei.
Der Fernschüler-Verband faxte mich an:
"Eine neutrale Kommission wählte Sie zur Fernschülerin des Jahres."
Ich war ganz baff! Ich durfte dann nach Bonn fahren.
Als ich in Bonn ankam, waren ganz viele Fernschüler da.
Man erzählte mir, daß 150.000 Fernschüler da seien.
Davon hat man nur drei ausgewählt.
Bei der Ehrung bekam ich diese Urkunde.
Einblendung: Urkunde
Fotos: Monika mit ihren beiden anderen Hauptgewinnerinnen.
Monika mit den Vertretern des Ministeriums und der Fernschule
Zeugnis: Geprüfte Wohn- und Umweltberaterin: Das ist Monikas neuer Titel.
Möchten Sie diese Tätigkeit später zum Hauptberuf machen?
Das ist schwer zu sagen. Ich würde es gerne machen.
Es macht mir sehr viel Spaß, aber die Aufträge sind noch zu wenig.
Was erzählen Sie den Leuten bei Ihren Vorträgen?
Es sind 18 verschiedene Themen.
Ich mache Vorschläge und die Interessenten wählen daraus aus.
Glauben Sie, daß der Bedarf nach Umweltinformationen wachsen wird?
Ja, denn die Gehörlosen bekommen einfach zu wenig Informationen.
Wenn sie schriftlich etwas erhalten, ist es schwierig zu verstehen.
In Gebärdensprache ist es doch leichter.
Schild: GL-Seelsorge
Ein typischer Vortragsabend für Monika Hoyer.
Die Gehörlosen-Seelsorge in Nürnberg gibt ihr oft Aufträge.
Monika baut auch bei sich selbst auf Umweltbewußtsein.
Sie hat ihren "Overhead-Projektor" selbst zusammengebaut.
Ihre Vorträge sind immer gut besucht.
Der FRAUENTREFFPUNKT ist ein treues Publikum für Monika.
Organisatorin: Heute ist Frau Hoyer aus Erlangen da und wird erzählen. Worüber? Thema:
Umweltbewußt waschen, aber wie?
Herzlich willkommen! Und jetzt Bühne frei für Monika.
Monika liebt ihre neue Aufgabe. Sie kennt die Geschichte genau.
Die Zuhörerinnen sind interessiert an der Vergangenheit, aber auch an den Vorschlägen für eine bessere Zukunft.
Man kann nur hoffen, daß Monika noch mehr Menschen überzeugt.
Denn Umweltfragen gehören heute zu den wichtigsten Themen.
Und auch die gehörlosen Mitbürger sind hier gefordert.
Bericht Manfred Schramm
Dolmetscherin Marion Rexin
Umweltberaterin Monika Hoyer
Westernwaldweg 48
91056 Erlangen
Fax: 0 91 31 - 4 71 92

PRÄSENTATOR: Vielen von Ihnen ist die traurige Nachricht schon bekannt, die uns Ende 1997 erreicht hat:
Tom Bierschneider ist kurz vor Weihnachten in Afrika tödlich verunglückt. Er war in ganz Deutschland bekannt als Mitbegründer der Theatergruppe "Trio Art" und als Moderator und Interviewer unserer Sendung. Bei uns allen hinterläßt sein Tod eine unendliche Trauer.
Gleich werden Sie Tom wiedersehen, wie Sie ihn oft erlebt haben. Diesmal führt er in unserer Reihe "Zeitzeugen" ein Gespräch mit Gottfried Weileder.

Zeitzeuge: Gottfried Weileder
Tom: Gottfried Weileder ist auch eine wichtige Persönlichkeit dieses Jahrhunderts in unserer Gehörlosengemeinschaft.
Wo bist du geboren und aufgewachsen? Und wo lebst du jetzt?
Herr Weileder: Ich bin in Niederbayern in einem kleinen Dorf geboren, gleich nach dem 1. Weltkrieg. Dann zogen meine Eltern nach München.
Ich war 60 Jahre in München.
Heute wohne ich im bayerischen Wald, wo ich vor 30 Jahren ein kleines Bauernhaus gekauft habe, das ich nach und nach ausgebaut habe.
Ich habe 4 kleine Kinder und 3 große, die schon fort sind.
Interv.: Du hast viele Stationen durchlebt. Was war die schlimmste Zeit für GL?
Weileder: Die Zeit, die ich selbst miterlebt habe, war die Zeit nach dem Weltkrieg.
Das war die Zeit der Inflation. Von 1928 bis etwa 1934.
Zu dieser Zeit waren sehr viele, viele Gehörlose arbeitslos.
Es gab in Deutschland 10 Millionen Arbeitslose und Kurzarbeiter.
Ich will euch ein Beispiel zeigen:
In München ist das Arbeitsamt an der Kapuzinerstraße.
Vom Sendlinger-Tor-Platz bis über das Arbeitsamt hinaus ist es ungefähr einen Kilometer, dort waren so viele, viele Menschen, daß die ganze Straße schwarz war und die Straßenbahn konnte nicht mehr durchfahren.
Die Leute schrien dem Fahrer zu: "Stehenbleiben! Stehenbleiben!"
Die Straßenbahn mußte sich durch die Menschenmassen kämpfen.
Die Leute kamen schon um 4 Uhr früh zum Arbeitsamt, um um Arbeit zu bitten.
Im Taubstummen-Turnsport-Verein in München waren 95 % aller GL arbeitslos.
Und diese Zeit habe ich hautnah miterlebt.
Alle Gehörlosen waren aggressiv, traurig und zornig.
Sie haben um 5 Pfennige oder um eine halbe Zigarette gestritten.
Es war eine furchtbare Zeit.
Interview: Und dann brach ja der Krieg aus. Wie war da die Situation für GL?
Und wie sah die Nachkriegszeit aus?
Weileder: In der Hitlerzeit wurde die Lage besser, weil Hitler das Militär geschaffen hat.
Fast alle Gehörlosen konnten eine Arbeit finden.
Die Arbeitslosigkeit verschwand. Die Gehörlosen waren besser angezogen.
Sie waren stolz, froh und glücklich
Fotos: Gottfried Weileder als Sportwart bei einem Hitlerjugendlager.
Gehörlose in der Hitlerjugenduniform.
Propagandalauf der Gehörlosen in der Ludwigstraße.
Die Mannschaft des Münchner Taubstummen Turn- und Sportvereins.
Weileder: Dann kam der Krieg. Es wurde sehr schlecht.
Dann kam das Gesetz zur Sterilisation.
Die Gehörlosen wurden sterilisiert. Das war sehr grausam.
Viele GL, besonders Frauen, haben schwer darunter gelitten.
Sie wollten auch Kinder haben, durften es aber nicht.
Ich kann in diesem Fall nicht mehr erzählen.
Ich will nur sagen, wie es im Krieg war. Im Krieg hatten alle GL Arbeit.
Oft waren es sehr gute Stellen - auch gehobene Stellen.
In großen Industriebetrieben hatten GL eine leitende Stelle.
Sie haben angeschafft, weil damals schon Fremdarbeiter da waren.
So haben die GL über viele Leute kommandieren können.
Aber als der Krieg aus war, mußten alle GL diese Arbeiten aufgeben, weil die Soldaten heimkamen und den GL ihre Arbeitsplätze wegnahmen.
Nach dem Krieg gab es eine Notzeit.
Die Leute hatten nichts zum Anziehen und nichts zum Essen.
Es gab die Lebensmittelmarken.
Ich habe nach Kriegsende nur zwei Hemden gehabt, die waren so zerrissen, daß mir eine gl Frau einen Kragen aus einem Hemd genäht hat.
Interview: Du bist auch als Vorkämpfer für die Gebärdensprache bekannt.
Welchen Status hatte die Gebärdensprache damals?
Weileder: Die GL haben seit 100 Jahren für die Gebärdensprache gekämpft.
Das tat ich auch, und ich habe mich für Gebärden in den Schulen eingesetzt.
Die Gehörlosen-Schulen haben ihre Lautsprachmethode fanatisch verteidigt.
Das war eine schwere Zeit für GL, um die Gebärden durchzusetzen.
Es war ein großes Glück, daß das Programm "Sehen statt Hören" geschaffen wurde. Dadurch wurde die GS den großen Massen bekannt.
Die Hörenden, die früher die GL verspottet haben, sagen heute oft:
"Ich habe nicht gewußt, daß die Gebärdensprache so schön ist."
Danke für das Interview!
Bericht Rona Meyendorf
Interviews Tom Bierschneider

zurück