Sehen statt Hören - 15.03.1998 - 899. Sendung


Heute im Programm:
Bildtelefone - Wie wird das neue Medium von Gehörlosen angenommen?
Tanzende Hände - Ballettabend mit Gebärdensprache im Theater Dortmund

PRÄSENTATOR: Guten Tag....
1876 wollte der Amerikaner Alexander Graham Bell ein Hörgerät für seine ertaubte Frau entwickeln. Dies mißlang, aber dafür erfand er das Telefon. Dies war eine revolutionäre Entdeckung für Hörende! Gehörlose blieben von diesem wichtigen Kommunikationsmittel leider ausgeschlossen.
Vor 20 Jahren wurde das Schreibtelefon erfunden und später dann das Faxgerät, womit die Gehörlosen endlich Anschluß an die technische Entwicklung bekamen.
Nun gibt es das Bildtelefon, das letztes Jahr von den beiden Firmen Telekom und Alcatel zum Einführungspreis von 899 DM angeboten wurde. Seit Anfang dieses Jahres kostet es 999 DM. Beim Kauf von zwei Geräten ermäßigt sich der Preis auf 1.798 DM für beide. Damit sind sie billiger als ein Schreibtelefon.
Trotzdem ist das Bildtelefon weder unter Gehörlosen noch unter Hörenden weit verbreitet. Die Gründe dafür wollte die Deutsche Telekom gern herausfinden. Deshalb wurde die Gehörlosenschule Münster, in Zusammenarbeit mit der Uni Münster, beauftragt, ein Forschungsprojekt durchzuführen. Ziel war die Untersuchung der Akzeptanz des Bildtelefons bei gehörlosen Jugendlichen.
Dazu unser folgender Bericht.

"Bildtelefone"
Nach Unterrichtsschluß beginnt für einige dieser Schüler/innen die Zeit, sich untereinander am Bildtelefon zu unterhalten.
Schülerinnen am Telefon: "Möchtest du heute abend mit uns ins Kino gehen?"
"Wir würden uns gern 'Titanic' anschauen. Kennst du den schon?"
"Wie heißt der Film?"
"T - I - T - A - N - I - C!"
"Kommst du mit? Um welche Zeit?"
"Wir können uns um 7 Uhr vor dem Central-Kino treffen."
Stachlewitz: Unser Anlaß, hierher an die Gehörlosenschule Münster zu kommen, sind die Bildtelefone. Diese drei Schülerinnen sind aus 9 Familien mit gl Kindern, die an der Schule und zuhause Bildtelefone hatten.
Sie haben damit 1 Jahr lang viele Gespräche geführt.
Wie läuft denn die Kommunikation über Bildtelefon? Erzählt mal!
1. Schülerin STEFANIE: Als ich letztes Jahr im Februar dieses Gerät bekam, war ich unsicher, weil ich nichts darüber wußte. Es war etwas Neues.
Die Telekom fragte mich, ob sie es auch auf Video aufnehmen darf, wenn ich mit Gehörlosen telefoniere. Das war ungewöhnlich für mich.
Wir telefonierten sehr viel. Aber meine Mutter sagte:
Wenn du zuviel telefonierst, kostet das zuviel Geld!
Die Eltern bezahlten selbst den größten Teil der Gesprächsgebühren.

Die theoretische Ausbildung erhält Torsten Böhm an der Berufsschule des BBW für Körperbehinderte in Dresden.
Der gesamte Unterricht wird in Gebärdensprache übersetzt.
Die Kosten werden aus Zuschüssen des Arbeitsamtes gezahlt.
2. Schülerin SABRINA: Als mir Herr Möller das Bildtelefon gab, kannte ich es noch nicht.
Er sagte: Du kannst es ein Jahr lang ausprobieren!
Wir riefen uns oft an. Aber an die Gebärden im Bild mußten wir uns erst gewöhnen. Dann ging es besser.
Interv.: Was sind für euch die Unterschiede zw. Schreibtelefon, Fax, Bildtelefon?
Stefanie: Erst dachte ich, das Schreibtel. ist besser. Dann: Das Fax ist besser.
Jetzt finde ich das Bildtelefon noch besser als das Fax.
Sabrina: Für mich ist beides gleich gut. Über Bildtelefon verständigen wir uns gut mit Gebärden. Fax ist ohne Bild.
Beim Schreiben weiß ich manchmal ein Wort nicht.
Dann ist es wieder besser, das Bildtelefon zu haben.
Ulrich MÖLLER, Sonderschullehrer: Alle bisherigen Medien benutzten als Grundlage die Schriftsprache.
Das Bildtelefon bietet nun erstmals eine neue Möglichkeit.
Gehörlose können sich untereinander mit Hilfe der Gebärde im Bereich der Telekommunikation verständigen.
Das wirkt sich vor allem dort aus, wo Emotionen angesprochen werden.
Wir Hörende bezeichnen das als "Small Talk":
Das völlig unverkrampfte und natürliche Sprechen miteinander über belanglose oder wichtige Dinge des Alltags.
Nicht über Fakten, sondern über das, was einen gerade so bewegt.
Das Projekt wurde von der Deutschen Telekom/Berkom in Zusammenarbeit mit der GL-Schule und der Uni Münster durchgeführt.
Zwei Psychologiestudentinnen werten alle Videoaufnahmen aus.
Studentin Michaela KLAMANN: Wir haben eben einen Videoausschnitt von Privatgesprächen gesehen.
Wir haben an die Bildtelefone zuhause Videorecorder angeschlossen.
So konnten wir die Gespräche direkt aufzeichnen.
In diesem Raum sehen wir uns die Videos mit einem Dolmetscher an.
Und da untersuchen wir Wiederholungen, Rückfragen oder Fingern, aber auch die Gebärdengeschwindigkeit, um Unterschiede festzustellen.
Wir haben parallel dazu Gespräche in der Schule (Face to Face) aufgezeichnet, um einen Vergleich zwischen den Videogesprächen und den Face-to-Face-Gesprächen zu haben.
Es sind immer die gleichen Schülerinnen und Schüler, die miteinander sprechen, um den Vergleich zu ermöglichen.
Die gehörlosen Jugendlichen reagierten auf das Bildtelefon überwiegend mit Begeisterung. Es zeigten sich aber auch Nachteile.
Der kleine Bildschirm und die "verwischte" Gebärden-Übertragung.
2. Studentin Antje KREMER: Wir untersuchten auch, wie sich das Gebärden-Verhalten verändert.
Wie lernt man, mit dem Bildtelefon umzugehen?
Durch die Gewöhnung an die Technik sind weniger Wiederholungen nötig.
Man versteht sich dann gleich und muß nicht erst wegen des langsamen Bildes etwas wiederholen, was man nicht verstand.
Gebärden die Jugendlichen am Anfang langsamer, weil es ungewohnt ist?
Und werden sie mit der Zeit schneller, weil sie sich daran gewöhnen?
Zu welchen Ergebnissen kam diese Untersuchung an der Uni Münster?
Prof. Rainer BROMME, FB Psychologie: Natürlich ist es ein Unterschied, ob man sich mit Gebärdensprache von Angesicht zu Angesicht oder am Bildtelefon verständigt.
Man muß am Bildtelefon etwas langsamer sein.
Der Raum für die Gebärden ist kleiner.
Und man kann die Gebärden nicht so gut dreidimensional darstellen wie von Angesicht zu Angesicht.
Aber man gewöhnt sich schnell daran. Nach ungefähr zwei Monaten fällt es nicht mehr auf, daß man sich am Bildtelefon verständigt und nicht von Angesicht zu Angesicht.
Und schon nach einer Stunde kann man sich damit leicht verständigen.
Hörende können sich auch gut verständigen, wenn Lärm drumrum ist.
Es kommt nicht alles genau rüber. Trotzdem versteht man den anderen.
Oder es ist wie beim Lesen: Wir können auch dann eine Schrift lesen, wenn sie manchmal schlecht geschrieben ist.
Interv.: Können Sie noch etwas sagen zum Vergleich Bildtelefon/Faxgerät?
Prof. Bromme: Ja. Der wichtigste Unterschied ist: Das Fax ist sehr weit verbreitet.
Und man kann mit Fax auch die Hörenden jederzeit erreichen.
Gerade für Kinder und Jugendliche ist aber das Bildtelefon wichtig, wenn das Schreiben für sie noch ungeübt oder zu umständlich ist.
Das Bildtelefon wird aber das Fax nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Interv.: Wo liegen die Grenzen der Bildtelefon-Benutzung?
Prof. Bromme: Die wichtigste Grenze hat gar nichts mit dem Gerät zu tun.
Alle Jugendlichen und ihre Eltern, die hier beteiligt waren, sagten:
Es gibt zu wenig Bildtelefone! Mit Hörenden und vielen Gehörlosen. geht es nur über das Fax, weil sie noch keine Bildtelefone haben.
Technische Grenzen ergeben sich durch die Verzögerung bei der Gebärdensprache. Es ist nötig, langsamer zu sprechen.
Und dadurch, daß im Vergleich zur direkten Verständigung die Mimik nicht so leicht wahrgenommen werden kann, weil der Bildausschnitt entweder auf die Hände oder auf das Gesicht konzentriert ist.
Mutter: Hallo Stefanie! Wir haben Besuch. Kommst du runter?
Stefanie: Ich will mich unterhalten! - Kommst du später? - Ja, okay.
Stefanies Mutter: Für meinen Sohn, meinen Mann und für mich ändert sich nicht viel.
Aber für Stefanie eine Menge: Sie telefoniert jetzt wie Hörende.
Und sie telefoniert jeden Tag gerne, oben in ihrem Zimmer.
Sie fühlt sich wohl. Sie ruft ihre Freundin an.
Sie zeigen sich gegenseitig ihre Tiere. Dann wird wieder aufgelegt.
Oder sie rufen sich an: Welche Hausaufgaben haben wir?
Kannst du sie mir rüberfaxen? Auch kein Problem.
Das einzige Problem dabei ist, daß die Kosten sehr hoch sind.
Wären sie niedriger, dann hätten auch mehr GL ein Bildtelefon.
Dann wäre die Verständigung unter Gehörlosen besser als nur mit Fax.
Schülerin telefoniert: Hallo! Ich weiß bei den Hausaufgaben nicht weiter in Chemie und Deutsch.
Interv.: Herr Achim Paul von der Telekom ist der Projektleiter.
Ich frage ihn, wie das Bildtelefonprojekt nun gelaufen ist.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Und wie sehen die weiteren Entwicklungen aus?
Achim PAUL, Telekom/Berkom: Wir haben viele Erfahrungen gesammelt. Ich greife zwei davon heraus.
Die wichtigste: Bildtelefon ist für Hörgeschädigte sehr gut geeignet, eine direkte Kommunikation aufzubauen, die bis jetzt noch nicht über eine Entfernung hinweg möglich war. Die weiteren Erfahrungen:
Jugendliche und Kinder gehen unbelastet an dieses neue Medium heran.
Nach kurzer Zeit können sie ganz selbstverständlich damit arbeiten.
Schnitt auf Sabrina
Wir haben auch gelernt: Es ist für die Vermarktung wichtig, daß z. B. der Anschluß an eine Lichtsignalanlage verbessert werden muß.
Auch die Übertragung der Gebärden wird verbessert. Diese Erfahrungen fließen aus diesem Projekt in die Weiterentwicklung des Gerätes ein.
In der Zukunft hoffen wir, daß die hörgeschädigten Menschen sich auf dieses neue Medium einstellen und nicht darauf warten, daß andere den ersten Schritt tun.
Sie sollen bereit sein, eine Vorreiterrolle zu übernehmen, um mit diesem Medium zu arbeiten.
Nach Auskunft der Telekom sind die Bildtelefone, die zur Zeit ausgeliefert werden, bereits mit einer neuen Software ausgerüstet.
Sie sorgt für flüssigere Gebärdenbewegungen.
Achten Sie darauf beim Kauf eines neuen Gerätes!
Dolmetscher Tom Temming
Bericht Gerhard Schatzdorfer

PRÄSENTATOR: Noch etwas zu den Kosten des Bildtelefons:
Um es betreiben zu können, benötigt man einen ISDN-Anschluß, dessen Grundgebühr 46 DM beträgt. Dazu kommen die Gebühren für ein Gespräch, die doppelt so hoch sind wie die für ein normales Telefongespräch. Bisher ist die Deutsche Telekom nicht bereit, eine Gebührenermäßigung für Gehörlose anzubieten. Es wird wohl noch längere Zeit dauern, bis dies durchgesetzt werden kann.

Unser zweiter Beitrag ist für Hörende und Gehörlose gleichermaßen ein Kunstgenuß. Am Theater in Dortmund gibt es einen Ballettabend, bei dem neben Hörenden auch ein Gehörloser auftritt. Hier unser Bericht darüber.

"Ballett Dortmund"
Probe gl Schauspieler
"Das ist kein Ende, sondern ein Anfang!"
"Keiner soll hoffen, daß der Neger nur Dampf ablassen will und später zufrieden ist."
"Es wird keine Ruhe in Amerika geben, bis der Neger seine Bürgerrechte hat."
"Aber es gibt etwas, das ich meinem Volk sagen muß."
"Um unseren gerechten Platz zu erlangen, dürfen wir nichts falsch machen!"
Moderator: Wir sind hier zu Besuch im Theater Dortmund, und zwar im Ballettstudio.
Die beiden, die hier trainieren, sind:
Tomato, der gehörlose Schauspieler von TRIO ART und der Ballettdirektor, der ihn für diese Rolle ausgesucht hat.
Sie proben für eine Aufführung der Nummer "I Have A Dream".
Die Rede des schwarzen amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther KING wird in Gebärdensprache vorgetragen und getanzt!
Eine Dolmetscherin ist beim Einstudieren dabei.
"Wir können nicht allein marschieren!"
"Wir müssen vorwärts marschieren!"
"Wir können nicht zurück!"
Regisseur: Wenn ich diese Bodychecks gemacht habe, soll er sich mehr über mich lustig machen. Gehen wir weiter nach vorne.
Dolm. u. Regis.: Welche Bodychecks? - Er ist fertig, dann mache ich: bom, bom, bom.
Und dann sagt er: Du bist so doof, wir können nicht zurück.
Du mußt zu mir sagen: Du spinnst, du verstehst kein Wort!
Er soll ein Lachen im Gesicht haben: Wie kann man so dumm sein?
Ausschnitt aus Premiere
"Wir müssen vorwärts marschieren."
"Wir können nicht zurück."
"Ihr fragt: Wann werdet ihr zufrieden sein?"
"Ich sage: Wir sind nicht zufrieden, solange der Neger das Opfer staatlicher Brutalität ist."
"Es gibt überall Schilder, auf denen steht: Nur für Weiße!"
"Wir können nicht zufrieden sein. Neger dürfen nicht wählen."
Interv. Stachlewitz: Neben mir steht Ralf ROSSA, der Ballettdirektor am Theater Dortmund.
Wie kam es zu der Idee, hier Tomato Bock als Schauspieler in einem Ballett einzusetzen?
Rossa: Ich habe Tomato Bock und Barbara Pufhan im Oktober '97 kennengelernt, bei der Arbeit an dem Musical HAIR.
Da haben wir die Eröffnungsnummer "Aquarius" (Der Wassermann) in Gebärdensprache dargestellt.
Wir stellten fest, daß Tomato auch Theater für Gehörlose spielt.
Ich dachte, weil die Zusammenarbeit so gut war:
Wir müßten mehr machen, wo er selbst auch auf der Bühne steht.
Bühnenausschnitt
"I HAVE A DREAM!"
Interv.: Unterschiedlich. Das Projekt ist ein bißchen ein Experiment, eingebunden in einen Abend mit noch 15 anderen Stücken.
Ich wollte eine doppelte Geschichte erzählen: Für die Gehörlosen, die den Tomato als Darsteller und den Text verstehen können.
Er ist von Martin Luther King:
"I Have A Dream".
Auf der anderen Seite sind die Hörenden die "Gehandicapten".
Sie verstehen nicht, was er sagt. Aber sie haben ein Hilfsmittel:
Eine Tänzerin, eine Hörende. Die beiden erzählen die Geschichte zwischen einer Hörenden, die ihn nicht versteht, bis sie begreift, daß die Hände, die auch "tanzen", seine Sprache sind.
Also eine Geschichte für Hörende und eine in Gebärdensprache.
Rossa: Unterschiedlich. Das Projekt ist ein bißchen ein Experiment, eingebunden in einen Abend mit noch 15 anderen Stücken.
Ich wollte eine doppelte Geschichte erzählen: Für die Gehörlosen, die den Tomato als Darsteller und den Text verstehen können.
Er ist von Martin Luther King:
"I Have A Dream".
Auf der anderen Seite sind die Hörenden die "Gehandicapten".
Sie verstehen nicht, was er sagt. Aber sie haben ein Hilfsmittel:
Eine Tänzerin, eine Hörende. Die beiden erzählen die Geschichte zwischen einer Hörenden, die ihn nicht versteht, bis sie begreift, daß die Hände, die auch "tanzen", seine Sprache sind.
Also eine Geschichte für Hörende und eine in Gebärdensprache.
Ausschnitt: "Es gibt etwas, das ich meinem Volk sagen muß."
"Um unseren gerechten Platz zu erlangen, dürfen wir nichts falsch machen."
"Wir dürfen nicht hassen oder bitter sein."
Interv.: Tomato von der Theatergruppe TRIO ART ist hierher an ein Theater für Hörende geholt worden.
Was ist das für ein Gefühl?
Und wie läuft das?
Tomato BOCK: Gute Frage. Ich habe früher bei TRIO ART meine Erfahrungen gemacht.
Die Hörenden sind in ihrer Entwicklung schon weit voraus.
Sie machen das professionell, das Theater ist ihr Beruf.
Schön, daß ich hier so viel lernen kann, durch die Zusammenarbeit mit Ralf Rossa und mit der Tänzerin, die meine Partnerin ist.
Zuerst war der Text meiner Rede da.
Ralf Rossa überlegte, was man mit der Gebärdensprache machen kann.
Aber ein Text blieb voll erhalten, ohne Änderungen. Das finde ich toll.
Es war gut, wie die Regie den Text ins Tänzerische umgesetzt hat und diese Tanznummer daraus wurde. Ich habe viel Erfahrung gesammelt.
Und bei der Premiere war das schon ein starker Eindruck und ein schönes Gefühl, so als ob ich ganz viel dazugelernt hätte.
Ich kenne die GL-Kultur. Hier bei Hörenden, das ist eine andere Welt!
Hier aufzutreten und als GL Öffentlichkeitsarbeit zu machen, ist schön.
Ausschnitt: "Ich habe einen Traum, daß eines Tages das Tal erhöht wird und der Berg erniedrigt."
"Und die Herrlichkeit Gottes wird offenbar werden, daß es jeder sehen kann."
Interv.: Susanne war als gehörlose Zuschauerin dabei. Ich frage sie:
Ballett ist für Gehörlose normalerweise langweilig.
Aber wie war dein Eindruck?
Susanne PUFHAN: Stimmt. Ballett ist eigentlich nicht für Gehörlose.
Aber wenn ein GL dabei ist, dann ist das endlich auch was für uns!
Hier reagiert die Hörende erst verständnislos auf seine Gebärden.
Aber dann erkennt sie: Das ist seine Sprache.
Wir gl Zuschauer waren alle begeistert. Stephan Goldschmidt meinte:
Das ist wie das Theater des Amerikaners Howie Seago.
GL und Hörende begegnen sich auf gleicher Ebene, ohne Dolmetscher.
Heute war das hier auch so. Und das finde ich sehr schön!
Szene: "Das ist der Tag, an dem alle Kinder Gottes neu singen werden können:"
"Laßt Frieden läuten!"
Die nächsten Aufführungstermine dieses Tanzabends im Theater Dortmund:
20. März - 21. März - 31. März - 12. April - 17. Mai
Dolmetscherin Barbara Pufhan
Bericht Gerhard Schatzdorfer

PRÄSENTATOR: Vielleicht waren Sie ebenso erstaunt wie ich, daß Martin Luther King das Wort "Neger" in seiner Rede benützte. Schließlich ist dies heute ein diskriminierender Begriff - normalerweise spricht man von Schwarzen, Farbigen oder Afroamerikanern. Aber das war 1963 noch so üblich.
Die Gebärdensprachfassung folgt übrigens dem Originaltext von King.
Ich kann Ihnen sehr empfehlen, diesen Ballettabend zu besuchen. Sie sollten aber den Text schon vorher im Programmheft lesen, damit Sie sich dann ganz auf den künstlerischen Ausdruck konzentrieren können. Der gesamte Abend dauert zwei Stunden, wobei das Gebärdensprachstück nur 20 Minuten lang ist. Da alle Stücke sehr stark visuell wirken, ist trotzdem der ganze Abend für Gehörlose sehenswert.

Damit verabschiede ich mich für heute - auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal.


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