Wer erhört die Gehörlosen?


Jubiläum des GSV: Sehnlicher Wunsch nach eigenen Räumen

Zwei Tage lang feierte der Gehörlosen-Sportverein Bayreuth sein 40jähriges Jubiläum. Eine ganze Reihe interessanter Veranstaltungen wartete auf die Mitglieder und Gäste, unter anderem eine Schnitzeljagd durch Bayreuth.

Für die Schnitzeljagd bildeten sich drei Gruppen. Sie mußten verschiedene Sehenswürdigkeiten aufsuchen und Fragen dazu beantworten. Zwei Gruppen kamen im Abstand von nur einer Minute am Nachmittag wieder am Startort an, während die dritte erst am Abend zurück war. Sie hatte ein Zusatzprogramm absolviert, indem sie mehrere Gaststätten testete. Eine Stadtführung brachte einigen auswärtigen Mitgliedern und Gästen die Sehenswürdigkeiten näher. Manche kannten von Bayreuth nur die Sportstätten.
Tags darauf setzte sich das Programm in der ehemaligen Gehörlosenschule Bayreuth fort, in der sich heute die Sprachheilschule befindet. Es gab Infostände über verschiedene technische Hilfsmittel für Gehörlose, Weinverkauf von einem gehörlosen Winzer, und gehörlose Künstler stellten ihre Bilder und Fotografien aus. Am Spätnachmittag trafen verschiedene Politiker und Mitarbeiter vom Gehörlosensportverband zu einer Gesprächsrunde in der Aula der Schule ein. Eine Gehörlosen-Dolmetscherin übersetzte jeweils die Reden von Gehörlosen und Normalhörenden. In der Ansprache von Vorsitzendem Roland Reiß wurden Wünsche und Probleme offen angesprochen. Sehr anschaulich wurden auf einem Stadtplan die verschiedenen Versammlungsorte in der 40jährigen Geschichte dargestellt.
Immer war das fehlende Verständnis des Wirtes für die Mentalität der Gehörlosen der Grund, daß man sich erneut auf die Suche machen mußte. Auch die Vereinsutensilien wie Schreibmaschine, Trikots und Pokale sind in den Wohnungen der Mitglieder verstreut. Deshalb ist es der größte Wunsch, ein eigenes Heim oder Räume zu erhalten, in denen man sich treffen kann und die Abstellmöglichkeiten bieten.
Helmut Rühr als Vorsitzender des Gehörlosen-Ortbundes Bayreuth nahm in seiner gewitzten Rede die Politik aufs Korn, die schon mal ein Haus in Aussicht stellte, das dann aber jemand anders bekam. Auch die Ausreden wegen leeren Kassen ließ er nicht gelten und zeigte eine ganze Reihe von Baumaßnahmen, die trotz allem durchgeführt wurden. Die Politiker zeigten Verständnis für die Wünsche und Probleme der Gehörlosen. Es wurde vereinbart, sich öfters zu treffen, um schließlich zu einer Lösung zu kommen.
Bei einem abschließenden Rundgang wurden die Pokale, Trikotskoffer und sonstigen Sachen gezeigt, die man gerne zentral an einem Ort hätte. Für viele ehemaligen Schüler der Gehörlosenschule gab es eine Führung durch die Räumlichkeiten ihrer Jugendzeit.
Am letzten Tag stand vor allem der Sport im Vordergrund. Fußball auf dem Nebenplatz des Städtischen Stadions/FC-Platz, Kegeln im Sendelbachkeller und Badminton im Sportzentrum. Die Ergebnisse: Fußball: 1. GSC Nürnberg, 2. GSV Augsburg, 3. GSV Bamberg, 4. GSV Bayreuth. Kegeln (Herren): 1. GSV Bayreuth 2 326 Holz, 2. GSV Meiningen 2 249 Holz, 3. GSV Suhl 2 225, 4. GSV München 2 196 Holz, 5. GSV Bayreuth II 2 123 Holz, 6. GSV Landshut 2 082 Holz. Kegeln (Damen): 1. GSV München, 2. GSV Suhl. Badminton (Herren): 1. Thomas Vogel (GSV Bayreuth), 2. Wolfgang Bubel (GSVg Saarbrücken), 3. Dietmar Dallinger (GSV Regensburg). Damen: 1. Pia Mehner (GSV Regensburg), 2. Maria Klein (GSV Regensburg), 3. Alexandra Götz (GSV Bayreuth).
Im Saal des "Zentrum" fand am Abend die Festveranstaltung statt. Es wurden die Gründungsmitglieder des Vereins geehrt. Von der Gehörlosen-Theatergruppe "Fränkische Deaf Show" aus Nürnberg wurden sehenswerte Stücke aufgeführt.
nk 

Die GSV-Gründungsmitglieder von links: erster Vorsitzender Roland Weiß, Adolf Weiß, Karl Nicola, Rolf Benker, Egon Kraus, Werner Hoyer, Heinz Rost, Christian Jahreiß.
Foto: privat 



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