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Seminar der EUD
Multimedia - Eine Datenautobahn für Gehörlose

Die Europäische Union for Deaf (EUD) lud alle EU-Länder zum Seminar "MULTIMEDIA" von 8. bis 11.November 96 in Helsinki ein. R. Sailer (DGB), A. Schneid (GMU) und S. Hartig (Mobily Com) waren die Teilnehmer.
2 Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzten alle englischgesprochene Vorträge. 

1. Tag (Samstag, 09.Nov.)

Allgemeine Präsentation von den Delegierten von jedem Land über den technischen Stand der Kommunikationstechnik für Gehörlose usw.

* Kommunikationstechnik
  Die Gehörlosen benutzen überwiegend Texttelefon bzw.
  Fax.Videotelefon
  (meistens Projekte)

* Television
   Eigene Sendung für Gehörlose in einigen Ländern

* Videotext
  Untertitel in Sendungen (GB: 50% aller Sendungen mit Untertitel)

* Verschiedene
  Infoaustausch mit Videofilm
  Gebärdenlexikon und -kurs über CD-ROM
  Multimedia/Internet
  Katastrophenalarm für Gehörlose

Es gab folgende Vorträge und Studien:

* "Multimedia" von Hr. Ari Kaaro, Finnland
  Er gab wichtige Anhaltspunkte für das Konzept zum Multimedia.

* "Videotelefon" von Hr. Jan Delvert, Schweden
  Qualitätsforderungen für das Videotelefon mit Gebärden
  Er stellte auch klar, daß es mit der Bildübermittlung per ISDN noch zu
  verbessern ist.
  Ideal: 25 Bilder in der Sekunde (12 Bilder wären angemessen).
  ISDN, aber mit 1 Anschluß (128 kB/s) ist es z.Z. immer noch nicht
  ausreichend, um verzögerungsfreies Bild zu bekommen.
  Bildtelefon, Texttelefon, Fax und .... als ideales Dialoggerät (Computer)
  für Gehörlose.

* Vorträge "Internet" von Hr. Kari Hintikka, Finnland und "Digital
  TV-Network" von Fr. Kirsti Kurkela, Finnland

 2.Tag ( Sonntag, 10.Nov.)

Weitere Vorträge -Multimedia im Lernprozeß-

* 2 Studien (Entwicklungsarbeiten) von England

* Software-Gebärdenkurs von Hr. D. Jackson.
  Der Benutzer kann über den Rechner je nach Wunsch Gebärden,
  Absehen, Fingeralphabetieren oder Textlesen üben. Dafür konnten bis
  jetzt schon 3000 Gebärden erfaßt werden.

* Datenbank Gebärden von Hr. D. Brien. Alle Gebärden, egal ob vom
  Festbild oder Videofilm, wurden gesammelt. In mehreren Kategorien
  aufgeteilt. Ziel ist, ein Wörterlexikon auf CD-ROM für Gehörlose und
  Hörende zu erstellen.

* Möglichkeiten mit Multimedia in der Gehörlosenschule von
  Hr.G.Hellström.
  Multimedia; hohes Potential für die Ausbildung von Gehörlosen. Vom
  Computer aus sehr gute Lernmöglichkeiten für gl Schüler z.B.Unterricht
  mit CD-ROM. Infos vom und Zugang zum Internet. Selbstgestalten von
  Gebärden.
  Informationsaustausch durch Vermittlungsstelle über
  Video-/Sprachtelefon usw.

Für den Workshop wurden die Delegierten in 3 Gruppen aufgeteilt. Die Aufgabe war, daß die Resolution zu Multimedia/Zeichensprache erstellt und an EUD abgegeben wird. Vor dem Abschluß des Seminars konnte sie mit Zufriedenheit aller Teilnehmer fertiggestellt werden. EUD wird veranlaßt, dieses Papier an EU weiterzugeben. Es wurde immer wieder betont, daß alle EU-Länder erst die Anerkennung der Gebärdensprache erreichen sollen. Auch wurde immer wieder gesagt, daß die Gl den Zug "MULTIMEDIA" nicht verpassen dürfen.

Die Gl haben über Multimedia gute Möglichkeiten, mit den Hörenden zu kommunizieren. Wie? Kein Problem: z.B. über Internet oder E-Mail. Veröffentlichungen von den Verbänden über Homepage. Onlinedienste für Hörgeschädigte. Durch Multimedia können jetzt und auch in Zukunft mehr Jobs geschaffen werden. Sicher auch für Gl gute Chancen!

Ausstellungen:

- Bildtelefon über ISDN (3 Hersteller)
- Texttelefon (Finnische Firma)
- Demo Sachunterricht mit Gebärden über CD-ROM (z.B.Wald und Tiere)
- Demo Gebärdenkurs über CD-ROM
- Textverarbeitung (je Wort, falls nicht verstanden, kann extra ein
  Gebärde über Video aufgerufen werden
- Mobiltelefon (Handy) für Gehörlose (Fax/Internet)

Januar 97
Stefan Hartig

Die europäische Union der Gehörlosen

MULTIMEDIA - eine Datenautobahn für Gehörlose

HELSINKI, den 9. - 10. November 1996 -
der Beschluß

Hintergrund:

Die gehörlosen Menschen in Europa bilden eine große sprachliche Minderheit, die sich mit der Gebärdensprache verständigt. Jeder Bundesverband der Gehörlosen strebt danach, die Position der
nationalen Gebärdensprache zu verbessern. Basierend auf der Anerkennung der Gebärdensprache im europäischen Parlament 1988, führt die europäische Union der Gehörlosen ein Gebärdensprachprojekt ein, um die Position der Gebärdensprache zu verstärken, das Bewußtsein darüber zu vermehren und Informationen über die Gebärdensprache zu verteilen.

Die europäische Union hat im Angesicht der Informationsgesellschaft einen Aktionsplan entworfen. Die Informationsgesellschaft hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Alltagsleben der Bürger, auf die Wechselwirkungen zwischen den Menschen, auf ihre Kommunikation und Kultur.

Multimedia - die Übertragung beweglicher Bilder, wie auch die Gebärdensprache - bietet ein weites Feld neuer Möglichkeiten, den Informationszugriff für gehörlosen Personen zu fördern, ihre Lernchancen zu erweitern, aktiv am Multimedia mitzuwirken und teilzunehmen, und ihren Service für alle Bürger zuzusichern. Diese Anwendungen bieten auch normalhörenden Menschen die Möglichkeit, die Bedeutung der Gebärdensprache und der Kultur der Gehörlosen zu verstehen, und dadurch die Anerkennung zu fördern und eine Brücke zwischen Gehörlosen und Hörenden aufzubauen.

Die Multimedia-Anwendungen geben gehörlosen Personen die Möglichkeit, mit ihrer eigenen Sprache und Kultur bekannt zu werden.
Sie (=Multimedia-Anwendungen) sorgen für neue Formen der Kommunikation und des Zugangs zur Information, z.B. durch das
Internet und seinen weltweiten Web-Seiten, eMails und Echtzeit-IRC-Chat-Gruppen.

Ein wichtiger Beschluß dieses Seminars ist, daß Multimedia in Zukunft eine Rolle in der Erziehung der Gehörlosen spielt, und besonders im Hinblick auf die Entwicklung der erzieherischen Themen und Methoden wird das erzieherische Multimedia-Material in der Hauptsprache der Gehörlosen verbreitet, und mit Bildern und Texten unterstützt.

Beschlüsse:

Jeder Bürger, auch jeder gehörlose Mensch, hat das Recht aktiv an der Informationsgesellschaft teilzunehmen. Diese Ziel kann nur erreicht werden, wenn wir die Bedürfnisse von allen Bürgergruppen berücksichtigen. Bis dahin müssen wir die öffentlichen Dienstleistungen und die Dienste, die von Privatmenschen und Gemeinschaften angeboten werden, weiter entwickeln und wir müssen die Erziehung erweitern und entwickeln. Die Mitgliedsstaaten müssen daher die Redefreiheit aller Bürger und den Zugang zu Infos unterstützen und fördern, und zwar sowohl wirtschaftlich als auch durch Rechtsmaßnahmen.

Gehörlose Menschen müssen in der "Informationsgesellschaft für Alle" auf einer gleichwertigen Basis stehen, so wie es die Europäische Union vorgesehen hat. Dieses Prinzip ist auch in den Standardrechten der Vereinten Nationen zum Ausgleich der Möglichkeiten Behinderter beinhaltet.

Netzwerke, die bewegliche Bilder übertragen, sollen in allen EU-Mitgliedsstaaten entwickelt werden. Gehörlose Menschen und ihre Verbände müssen von der Planung bis zur Ausführung des Programms vollkommen einbezogen werden, neue Informationstechnologien und ihre Anwendungen müssen dazu herangezogen werden.

Schulen und Studenten müssen Zugang zu einem riesigen Netzwerk für das Fernstudium haben; Ein Netzwerk das sogar Ländergrenzen übersteigt. Aus diesem Grund sollen alle Mitgliedsstaaten die Anwendung von Multimedia im Gebärdensprachunterricht besonders unterstützen.

Multimedia-Anwendungen müssen auch vorhanden sein, um die Forschung der Gebärdensprache zu fördern.

Den gehörlosen Menschen in allen Ländern sollen die gleiche sprachliche Rechte garantiert sein!

Gehörlose Menschen sollen gleiche Möglichkeiten haben, an der Informationsgesellschaft aller Länder teilzunehmen!

Gehörlose Menschen sollen gleichwertige ethische und wirtschaftliche Rechte haben, sowie einen gleichwertigen Zugang zur Nutzung und Entwicklung fortgeschrittener Kommunikationstechnologie!

Helsinki, den 10. November 1996
Teilnehmer des Multimedia-Seminars

 

Copyright 1997 - 1998
Munich Deaf Multimedia Club
Design and Layout: Stefan Palta
Publication: Tobias Burz