Andreas Paulini ist gehörloser Arzt und arbeitet seit einem Jahr im TSBW. - Filmbeitrag über die Arbeit von Dr. Paulini im TSBW Husum (mit Untertiteln)
Die KollegInnen freuen sich sehr über seine Mitarbeit im Ärztlich-Psychologischen Dienst. Dort ist er zuständig für Gehörlose mit körperlichen und psychischen Problemen. Hier beschreibt er seine Arbeit:
„Wir im Ärztlichen-Psychologischen Dienst helfen, dass
Gehörlose ihre Ausbildung schaffen.
Schwierigkeiten sind z.B.
• Körperliche Probleme wie Gelenkerkrankungen, Allergien,
Asthma oder starkes Übergewicht. Ich berate Gehörlose in DGS und
vermittle Behandlung in Husum oder passenden Kliniken. Die
Ausbildung läuft gleichzeitig weiter, es wird keine Zeit
verloren.
• Psychische Probleme sind manchmal alltäglich: Gefühle,
überfordert zu sein oder gemobbt zu werden. Wir haben aber auch
viele Gehörlose mit psychischen Erkrankungen, z.B.
Depressionen.
• Einige Gehörlose wurden in ihrer Vergangenheit nicht optimal
gefördert. Dort machen wir z.B. soziales Kompetenztraining. Einige
lernen sogar noch Gebärden. Auch „gesunde“ Gehörlose
bekommen Training: wie kann man hörenden Chefs und Kollegen die
Gehörlosigkeit erklären? Welche Rechte habe ich? Wie kann ich mich
verhalten?
• Im Sommer werden wir bei uns zum zweiten Mal einen
Yoga-Workshop für Gehörlose zusammen mit Betty Schätzchen aus
Berlin anbieten.
Die Gespräche bei mir sind direkt in DGS, das spart Zeit und passt
zum Vertrauensverhältnis. Es gilt die Ärztliche
Schweigepflicht.
Zu meiner Person:
• 6 Jahre Arzt Psychiatrische Institutsambulanz Klinik Nord,
Hamburg.
• 3 Jahre ESF-Projekt „Gesundheitslotse für
Gehörlose“, LBK Hamburg.
• 1,5 Jahre Arzt Westfälische Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Lengerich.
• Dissertation „Ärztliche Behandlungszufriedenheit
hörgeschädigter Patienten“ (2008), Institut für Medizinische
Psychologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Prof.Dr.Dr.U.Koch.
• Projekt Fachgebärdenlexikon Medizin, Institut für Deutsche
Gebärdensprache, Universität Hamburg.
• Z.Zt. Lehrbeauftragter f. Psychologie, Studiengang Deaf
Studies, Institut für Rehabilitationswissenschaften,
Humboldt-Universität zu Berlin.
• Jahrelange Erfahrungen in der Selbsthilfegruppenarbeit, u.a.
AHP-Arbeitsgemeinschaft Hörgeschädigte Patienten
(Patientenseminare, Schulungen Krankenpflege).
Ich arbeite gerne im TSBW; es gibt hier auch andere gehörlose
Kollegen mit DGS, z.B. im Internat. Die hörenden Kollegen bemühen
sich und es gibt hier eine lange Tradition in Ausbildung und
Unterstützung Gehörloser. - Ich meine: Gehörlose haben viele
Fähigkeiten, die müssen gefördert werden! Inklusion darf nicht nur
auf dem Papier ein Anspruch sein. Inklusion braucht auch eine
passende Einrichtung, z.B. das TSBW!“