Presseerklärung der evangelischen Gehörlosenseelsorge in Bayern zur obigen Tagung

Die evangelische Gehörlosenseelsorge in Bayern hat sich entschlossen gemeinsam mit dem Verein BiLis e.V. eine Tagung zum Thema "bilingualer Unterricht" zu veranstalten. Die Erfahrungen und Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß eine Diskussion um die Ergänzung der Kommunikation an Schwerhörigen- und Gehörlosenschulen unbedingt notwendig ist. Elternverbände, Elternbeiräte, das Kultusministerium und ein Teil der Lehrerschaft mahnen diese Diskussion ebenfalls an.

Die vielfältigen Kontakte der evangelischen Gehörlosenseelsorge in Bayern im In- und im Ausland haben zu neuen Denkanstößen und Versuchen geführt, die Kommunikation in der kirchlichen Arbeit mit und für gehörlose Menschen nicht nur zu verbessern, sondern einer grundlegenden Neuorientierung zu unterziehen. Da wir es in der kirchlichen Arbeit mit den verschiedensten Altersgruppierungen zu tun haben, werden die Mitarbeiter/innen grundsätlich in DGS (Deutscher Gebärdensprache) und LBG (lautsprachbegleitender Gebärde) geschult und spezialisieren sich dann je nach Arbeitsgebiet. Dabei ist der evangelischen Gehörlosenseelsorge sehr wohl bewußt, daß LBG eine Kommunikati

onsform ist (die auf der Schriftsprachgrammatik aufbaut), während mit der DGS eine vollwertige Sprache zur Verfügung steht. Aus den Erfahrungen der Praxis ist es unabdingbar, daß gehörlose und hochgradig schwerhörige Kinder die Möglichkeit erhalten müssen, von ihren Erziehern/innen, Lehrern/ innen und Pfarrer/innen in Deutscher Gebärdensprache unterrichtet zu werden. Dies umzusetzen ist ein langer Prozeß, in dein sich die evangelische Gehörlosenseelsorge in Bayern seit 4 Jahren befindet. Es geht der evangelischen Gehörlosenseelsorge dabei nicht um kosmetische Veränderungen, sondern um eine tatsächliche Reform, die den Anforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht werden kann. Ausdrücklich betonen wir, daß wir die bisherige Arbeit von vielen Pädagogen/innen in denen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten durchaus zu würdigen wissen. Allerdings begegnen uns ebenfalls ideologisch geprägte Praxismodelle, die wir nicht mit tragen können. Reformbemühungen anderer Gruppen möchte die evangelische Gehörlosenseelsorge in Bayern unterstützend begleiten. Bilinguale Modelle werden deshalb begrüßt und unterstützt, ja sind aus unserer Sicht unabdingbar als Ergänzung zu der momentanen Situation in den meisten Klassen der Zentren für Hörgeschädigte in der BRD.

Als konkreten Beitrag seitens der Gehörlosenseelsorge führen wir an dieser Stelle das bundesweit bisher (leider) einmalige Projekt "Kinderpark" an, das ausschließlich durch Sponsoren- und Spendengelder finanziert werden muß. Im "Kinderpark" erfassen und praktizieren in spielerischer Weise gehörlose, hochgradig schwerhörige und hörende Geschwisterkinder die Deutsche Gebärdensprache von klein auf, durch die kompetente Anleitung gehörloser Mitarbeiter/innen. Die Eltern werden in parallelen Gebärdenkursen in Deutscher Gebärdensprache geschult.

In Bayern und andererorts hat sich gezeigt, was vernetzendes Denken und Handeln verschiedener Gruppen, Vereine und Institutionen bewegen kann. Die evangelische Gehörlosenseelsorge in Bayern möchte diesen Prozeß aktiv mit gestalten und begleiten, denn es sind zu einem großen Teil auch unsere Gemeindemitglieder, um die es geht und für die unsere Kirche Verantwortung übernommen hat. Wir bitten alle Beteiligten verkrustete Ideologien beiseite zu lassen und stets die betroffenen Kinder mit ihren Familien im Blick zu haben.

Wir wünschen uns eine offen gestaltete, fair geführte und in die Zukunft blickende Auseinandersetzung, die sich nicht an Sachzwängen, sondern an Visionen und Notwendigkeiten der Zukunft orientiert.

Die evangelische Gehörlosenseelsorge in Bayern

mit 22 Gehörlosengemeinden und

2400 evangelischen Mitgliedern und

Familienangehörigen und

30 haupt- und nebenamtlichen

Mitarbeiter/innen