Aus: "hörgeschädigte kinder" Nr. 2/98 entnommen:

LESERMEINUNG

Zu: LBG - Notwendigkeit oder Gefahr ("hk" 2, 3, 4 / 97)

Aus der Sicht der Frühförderung - in dem Artikel geht es ja weitgehend um die vorschulische Zeit - möchte ich Birgit Webers Erfahrungen bestätigen.

Bei von mir inzwischen ca. 70 betreuten bzw. zu betreuenden Familien mit einem hörgeschädigten Kind - von geringgradig schwerhörig bis taub - habe ich LBG - freilich nicht überall eingesetzt - häufig als nützlich und niemals als "gefährlich" erlebt.

Meine Erfahrungen zeigen:

* Es gibt hochgradig schwerhörige Kinder, die ohne Gebärden locker in die deutsche (z.T. zusätzlich bayerische) Lautsprache hineinwachsen und dabei eine starke Persönlichkeit und enorme Sozialkompetenz entwickeln.

* Es gibt hochgradig schwerhörige Kinder, deren Sprechen durch LBG eine starke Stimulation erfährt. Außerdem sichert die Eindeutigkeit der zur Lautsprache gefügten Gebärden das Sprachverstandnis.

* Es gibt schwerhörige Kinder, die sich lautsprachlich sehr gut entwickeln und angebotene Gebärden aufsaugen. Bei ihnen können LBG das auditive Gedächtnis stützen und das Kind im ganzen lockern und entspannen. Die Lautsprache dieser Kinder nimmt keinen Schaden, im Gegenteil, - sofern die Betreuer dieser Kinder das Sprechen nicht "vergessen". Viele dieser Kinder sind ohne Hörgerät "sozial taub", und diese Situationen - zeitweise ohne technische Versorgung - sind nicht vollständig vermeidbar. Außerdem wissen wir von etlichen Berichten erwachsener Schwerhöriger, daß viele im Zweierkontakt problemlos kommunizieren, in Gruppen aber schnell "herausfallen" können.
 

Mit LBG sind sie leichter einzubeziehen.

*Schwerhörige Menschen mit guter Lautsprach-Kompetenz und unauffälliger Aussprache können vor ganz anderen Problemen stehen. Ihre Schwerhörigkeit wird von der sogenannten nicht-behinderten Umwelt noch weniger ernst genommen. Sie können verstanden werden, verstehen aber u. U. nur bruchstückhaft.
 
 

Ich erfahre, daß ein Audiogramm mir nur einen (unvollständigen) Hinweis auf die Notwendigkeit vom zusätzlichen Einsatz von Gebärden gibt. Was ein Kind aus seinem verbliebenen Hörvermögen macht, welche enormen Fähigkeiten es u. U. aufbringen wird, Lautsprache zu entwickeln, kann ich dem Audiogramm nicht entnehmen.

Ist das Kind nicht in der Lage, locker in die Lautsprache hineinzuwachsen, sollte es m.E. ein Angebot zur Sicherstellung des "LautsprachTransports" bekommen, eines, das seinen Wahrnehmungsbedingungen eher entspricht - um sich selbst differenzierten Ausdruck verschaffen und an der Sprache seiner Bezugspersonen teilnehmen zu können - um dazuzugehören.

M.E. spielt auch der psychische Aspekt beim Angebot von LBG - wo als notwendig erachtet - eine nicht zu unterschätzende Rolle: Ich warte nicht, bis du erfolgreich meine Bedingungen für Sprachempfang / Sprachentwicklung erfüllst - ich komme dir -mit deinen anderen Wahrnehmungsbedingungen - auch entgegen.

Steht doch die Brücke zwischen zwei Menschen auf zwei Pfeilern, und nur ein Entgegenkommen von beiden Seiten kann entspannte zwischenmenschliche Kommunikation ermöglichen.
 

Sibylle Reger

Pädoaudiologische Beratungs- und

Frühförderstelle München



 
Gesucht:
Nationale und internationale Länder- und Städtegebärden für eine gezeichnete Karteikartensammlung

Das suchen wir:

Wir suchen Skizzen" Fotos oder Videoaufnahmen von originären Länder- bzw. Städtegebärden.

Daher, liebe weltbereiste Gehörlose und gebärdensprachkompetente Hörende, schickt uns Eure gesammelten Gebärden in obiger Form zu!

Das machen wir daraus:

in Zusammenarbeit mit gehörlosen Schülern erstellt BiLis aus den zugesandten Materialien eine druckreife Kartei, die aus gezeichneten Gebärdenbildern besteht. Diese Kartei wird nach dem Druck der Öffentlichkeit zu Verfügung stehen.

Dafür kann die Kartei eingesetzt werden:

Für den schulischen Unterricht
(z.B. Geographie, etc.)

Für Gebärdensprachkurse

für alles, was Euch einfällt.

So hat die Idee begonnen:

Eigentlich aus der Not heraus ist diese Idee entstanden.

Tom Bierschneider stellte sich im November 1997 zur Verfügung, die Länder- und Städtegebärden, die er kannte, auf Video bannen zu lassen.

Diese Gebärden wurden mit Schülern der Gehörlosenschule Bamberg fotographisch umgesetzt. Nach Fertigstellung der Fotos wurden die Gebärden von Schülern und Lehrkräften auf Folie übertragen und eingescannt.

Dieser Aufgabe hat sich nun BiLis - in Zusammenarbeit mit einigen gehörlosen Schülern - verschrieben.

Hier ein Beispiel:

Leipzig

Falls Sie Interesse und schon einige Gebärden gesammelt haben, schicken Sie diese bitte an:

BiLis Evelyn Ueding, Friedrichstr. 8,

96047 Bamberg, Tel./Fax: 0951/24334