für die CD-ROM "Der barmherzige Samariter"
Stiftung und Spender förderten bisher einmalige und aufwendige CD-ROM-Produktion für Kinder
Lichtblick für Gehörlose: Nach jahrzehntelangem, vergeblichem Kampf dürfen die Betroffenen jetzt hoffen, daß künftig auch an den Förderzentren in Bayern die Deutsche Gebärdensprache (DGS) vermittelt wird.
Aus diesem Anlaß hielt die Schirmherrin dieses Projektes Frau Dagmar Wöhrl, Mitglied des Bundestages, einen Vortrag:
Meine Damen und Herren!
Wissen Sie, wie viele Wörter wir haben, um allein unsere akustischen Wahrnehmungen zu umschreiben? Unsere Wahrnehmungen in dieser "lauten" Welt, die singt und schreit, und poltert, und kracht, und klirrt, und dröhnt, und zischt, und knattert, und rattert, und klappert, und trommelt, und zwitschert ...
Jetzt stellen Sie sich vor, wie die Welt plötzlich verstummt! Und man kann nur noch der Stille in seinem Inneren lauschen...
Nein, wir können kaum nachempfinden, was das bedeutet, in einer akustischen Isolation zu leben. Wenn einem nahezu alle Informationsquellen verschlossen bleiben.
Kommunikation bedeutet jedoch Wissenserwerb.
Kommunikation bedeutet auch Dazugehörigkeit.
Gestörte Kommunikation bedeutet Vereinsamung.
Wenn wir einen Rollstuhlfahrer sehen, dann wissen wir, daß schon ein Treppenhaus für ihn eine unüberwindbare Barriere sein kann. Die Barrieren für die Hörgeschädigten sieht man nicht auf den ersten Blick.
Denn Gehörlosigkeit ist eine unsichtbare Behinderung. Sie fällt uns nur dann auf, wenn sich gehörlose Kinder oder Erwachsene mit der lebhaften Gestik der Gebärdensprache "unterhalten".
Bei uns, Hörenden, findet Lernen lebenslang statt. Nicht nur durch gezielte Informationsvermittlung, sondern einfach nebenbei - im Bus, am Tisch, auf der Straße. Ein normal hörendes Kind eignet sich die Sprache an, die es in seiner Umgebung hört - von seinen Eltern, Schulkameraden, vom Rundfunk und Fernsehen.
Ein hörgeschädigtes Kind kann die Sprache seiner Umgebung nicht oder nur verstümmelt aufnehmen. Bei ihm muß die Lautsprache durch speziellen Unterricht beigebracht werden.
Nur um den Umfang zu verdeutlichen, die uns, Hörenden, nie so richtig bewußt ist: Im Duden, Band 1 sind 115.000 Stichwörter und 500.000 Bedeutungserklärungen aufgeführt. Etwa 30.000 bis 100.000 sind die Wörter in einer Sprache, die gesprochen oder geschrieben werden.
Und jedes einzelne Wort müssen sich hörgeschädigte Kinder hart und mühsam "erarbeiten"!
Wenn die Wörter wenigstens nur eine Bedeutung hätten, wäre es immer noch etwas einfacher. Viele Wörter sind jedoch mehrdeutig: Es ist nahezu gleichbedeutend, ob man sagt "das Kind springt" oder "das Kind hüpft". Wenn man aber in ein Glas zu heiß eingießt, kann sie springen, aber nicht "hüpfen"...
Die Bedeutung eines Wortes hängt also vielfach von dem Kontext ab, in den es einbezogen wird. Das zu erfassen, setzt viel Sprachgefühl voraus.
Ein Sprachgefühl, das Hörgeschädigte allerdings nur sehr schwer erwerben können.
Schirmherrin Wöhrl, MdB und die "CD-ROM-Schöpfer" Pfarrer Klenk, Wambach von der Rödl-Stiftung, Ricke, Sonderpädagogin
Wer nur mittels spezieller pädagogischer Hilfen lernen kann, erhält schon wegen des hohen Zeitaufwandes im gezielten Lernvorgang deutlich weniger an Anregungen und Informationen. Erkenntniszugewinn in Form von Diskussionen mit Hörenden ist zudem Gehörlosen verschlossen.
Bei Hörbehinderten kommt es daher zwangsweise zu längeren und schwierigeren Ausbildungszeiten, weil die gesamte Entwicklung in kommunikativen Prozessen eingebettet ist. Das Kommunikationsdefizit kann bei den gehörlosen Menschen einen erschwerten und verzögerten Kenntniserwerb zur Folge haben.
Deswegen begrüße ich von ganzem Herzen die Initiative der Rödl-Mitarbeiter-Stiftung für Kinderhilfe, ein Multimedia-Projekt zu entwickeln, das hörgeschädigten Kindern helfen soll. Die Beteiligten dieses kreativen CD-ROM-Programms geben solchen Kindern die Chance, auf eine spielerische Weise bisher unzugängliche Informationsquellen zu erschließen, ihren allgemeinen Bildungsstandard wesentlich zu erweitern und ein verbessertes Sprachverständnis zu erwerben.
Es ist daher besonders wichtig, solche Projekte zu popularisieren und auch anderen zugänglich zu machen.
Unser multimediales Zeitalter bringt für gehörlose Kinder in der Tat ungeahnte Möglichkeiten. Der Einsatz von Computern bei Hörgeschädigten bietet immense Chancen. Ich bin überzeugt: Computer werden immer mehr zu einem unabdingbaren Hilfsmittel, um durch Hörschäden bedingte Defizite auszugleichen. Denn sie ermöglichen selbständiges Arbeiten und umschiffen die Klippen der kommunikativen Behinderung.
Wichtig sind dabei nicht nur die technischen Voraussetzungen, d. h. Ausstattung mit Computern in Schule und Elternhaus, sondern auch die Bereitschaft, das neue Medium zu akzeptieren und noch aktiver einzusetzen.
Was allerdings Computer nicht tun können:
* Sie können emotionale Bedürfnisse nicht befriedigen. "Software" Liebe wird nie als Computerprogramm zu haben sein, denn sie kann nur im Herzen "gespeichert" werden.
* Computer können soziale Bezüge nicht ersetzen. Bei allem Respekt vor der Technik: "Eine Maschine kann vielleicht die Arbeit von fünfzig gewöhnlichen Menschen leisten, aber sie kann nicht einen einzigen außergewöhnlichen ersetzen..."
* Computer können keine ethischen Werte vermitteln. Denn dazu muß man imstande sein, mit dem Herzen zu denken und mit dem Verstand zu fühlen.
Vorrangig bleibt daher für die Gehörlosen in jedem Fall der Bezug zu den hörenden und hörgeschädigten Mitmenschen, der auf einer möglichst unbehinderten Kommunikation basieren muß.
Deswegen ist auch das humanitäre Engagement der Rödl-Mitarbeiter- Stiftung mindestens genauso wertvoll wie seine CD-Rom mit der multimedial erzählten "Geschichte vom barmherzigen Samariter".
Denn Barmherzigkeit ist, wenn man nicht taub bleibt für die Leiden der Anderen. Wenn man hilft: mit Kreativität, Phantasie, Sensibilität und Liebe!
Das Projektteam
Das Projektteam besteht aus wenigen, aber sehr kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den verschiedensten Bereichen, die in enger Absprache zusammenarbeiten:
Pädagogische Umsetzung:
Iris Ricke
Frau Iris Ricke ist eine der wenigen ausgebildeten Gehörlosenpädagogen in Deutschland, die selbst gehörlos ist. Iris Ricke studierte an der Kölner Universität im Bereich Gehörlosenpädagogik. Ihre Ausbildung in den Fächern Sport und Physik hat sie erfolgreich abgeschlossen. Außerdem ist Iris Ricke eine bundesweit bekannte Gebärdensprachlehrerin. Sie unterrichtet die Deutsche Gebärdensprache und ist eine echte Kennerin der grammatikalischen Zusammenhänge der Deutschen Gebärdensprache. Mit ihrem Mann, einem gehörlosen Computerfachmann, und ihrer gehörlosen bzw. hochgradig schwerhörigen Tochter und ihrem kleinen Sohn lebt sie in Nürnberg. Die Kommunikationsebene innerhalb ihrer Familie ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS).
Pfarrer Joachim Klenk
Joachim Klenk ist Gehörlosenjugendpfarrer der evangelischen Kirche in Bayern. Die religionspäd-agogische Arbeit ist einer seiner
Inhalt und Aufbau der CD-ROM:
• Hallo, herzlich willkommen
Hier kann man erfahren was auf der CD-ROM passiert und wie man damit umgeht
• Das Land Israel heute
Per Fotosafari gibt es Bilder aus dem heutigen Israel zu sehen und auch viele Informationen über das Land und die Menschen
• Das Land Israel in der Zeit von Jesus
Mit einer Zeitreise geht es zurück in die Zeit Jesu. Viele Informationen und Bilder zeigen das Leben damals
• Die Geschichte vom barmherzigen Samariter
Hier wird die Geschichte erzählt
• Richtig oder falsch?
Das Memory lädt zum Spielen ein. Wer kommt der Lügengeschichte auf die Schliche?
• Laß Dich überraschen!
• Lexikon
Hier kann man die Gebärden und ihre Bedeutung nachschlagen.