GEHÖR-LOS
Autor: | Neudecker, Liselotte |
Erschienen: | 2002 |
Verlag: | Verlag publication
PN°1 Bibliothek der Provinz, Weitra (Österreich) |
Erscheinungsform: | Einband, 100 Seiten |
Art
des Buches: | Lebensbericht |
ISBN: | 3
85252 458 X |
Liselotte Neudecker,
1955 in Österreich geboren, hat bis zum sechsten Lebensjahr bei den gehörlosen
Großeltern gelebt. Sie machte die Ausbildung zur Hauptschullehrerin. Seit
1993 arbeitet sie an der Gehörlosenschule in Salzburg und ist außerdem
als Gebärdensprachdolmetscherin tätig.
Viele Gebärdenspracholmetscher
sind sogenannte CODA (children of deaf adults). Trotz
vieler Gemeinsamkeiten hat jeder seine individuelle Geschichte zu erzählen.
Und so ganz typsch ist der Lebenslauf, der hier beschrieben wird, nicht. Lis Neudecker
ist Kind gehörloser Großeltern.
Kindlich unbekümmert
wächst sie in den ersten sechs Lebensjahren als Hörende in die Welt
der Gehörlosen hinein. Peinliche Situationen, etwa durch Verständigungsschwierigkeiten,
gibt es für sie nicht. Später kümmern sich die hörenden Eltern
um z.B. schulische Angelegenheiten. Und so stehen mehr die Persönlichkeiten
ihrer Großeltern als ihre Gehörlosigkeit im Vordergrund der Erzählung.
Dennoch macht sich der Leser ein Bild vom Leben der Großeltern, vom Leben
als Gehörlose um die Jahrhundertwende. Sie hatten ihre Stellung in dem Dorf,
in dem sie lebten, man kannte sie, man verstand sie, sie waren anerkannt und haderten
deshalb nicht mit ihrem Schicksal.
Lis Neudecker gelingt es,
vom Leben der Großeltern über ihre eigenen Lebenserfahrungen einen
Bogen bis in die heutige Zeit zu spannen. Es ist ein Plädoyer für die
Gehörlosengemeinschaft, für die Gebärdensprache und die Anerkennung
der Gehörlosen als sprachliche Minderheit.