"Zajra, gib mehr Sound auf deine Hörgeräte, damit du das Liebesgeflüster
von Benni besser verstehst!"
Und Benni doppelt grölend nach:
"Benni, du bist ein Wixer!"
Zajra gibt zurück:
"Du bist selber ein Fixer, Carlos!"
Carlos und Mischa sehen sich an und schlagen sich dann vor Lachen auf die Schenkel.
So kann es einem ergehen, wenn man hörgeschädigt ist und die Regelschule besucht. Manchmal lachen alle über einen, und man weiß nicht einmal warum. Dass für Hörgeschädigte die Worte "Wixer" und "Fixer" nicht nur gleich klingen, sondern auch das gleiche Mundbild haben, dass sie also bestenfalls aus dem Satzzusammenhang das richtige Wort erraten können - was bei einem kurzen Satz wie "Benni, du bist ein " schlichtweg unmöglich ist - alles das weiß ein gut hörender Mitschüler natürlich nicht. Kann er nicht wissen! Muss man ihm erklären!
Genau für diesen Zweck ist das Buch "Zajra - anders als wir?" gedacht. Die Integration hörgeschädigter Kinder an Regelschulen klappt nämlich nicht automatisch. Auch wenn vielleicht leistungsmäßig alles bestens zu sein scheint - bei Hörgeschädigten ist nun mal einiges anders. Darüber informiert zu sein, das auch nachempfinden zu können, das ist für das Zusammenleben schon sehr wichtig. Da geht es nicht nur um "technische" Dinge wie die FM-Anlage oder den Fußball, der gegen Kopf und Hörgerät fliegt. Warum wiederholt Zajra Dinge, die andere schon gesagt haben? Warum spricht sie beim Referat zu leise? Da gibt es so einige Dinge, die der Regelschullehrer mit seiner Klasse besprechen sollte. Und das großformatige "Zajra" kann er wunderbar als Anschauungsmaterial und Impuls für Gespräche benutzen.
"Irgendwie fühle ich manchmal, dass ich anders bin", stellt Zajra fest. Dieses Anderssein erfordert Kraft. Die scheint Zajra aber zu haben. Nicht nur, dass sie zwei blaue Hörgeräte ganz offen trägt. "Zajras Hände sind außerordentlich geschickt! Sie kann mit ihnen nicht nur gut zeichnen, sondern sogar sprechen." Klar, Integration muss ja nicht bedeuten, dass die Gebärdensprache außen vor bleibt. Im Gegenteil, vor dem Hintergrund einiger Probleme und Defizite ist dies ein dicker Pluspunkt. Kann eben nicht jeder!
Das von Lehrerinnen vom Zentrum für gehörlose und schwerhörige Kinder Zürich herausgegebene Buch eignet sich nicht nur für das Empathietraining in Regelschulen. Auch im Einzelgespräch mit hörgeschädigten Kindern selbst kann es zum Selbst-Verständnis beitragen und zur Identitätsfindung beitragen. Ausgeliefert wird "Zajra" zusammen mit einem Lehrerheft, das die pädagogischen und sozialen Intentionen des Buches verdeutlicht und dem Unterrichtenden wertvolle Hilfestellung gibt.
Direkte Bestellung
Bilderbuch mit Begleitheft EURO 25.-- inklusive Versandkosten, Zajra-Verlag
2001, Zürich,
ISBN 3-9522279-0-0
Kontaktadressen für Buchbestellung und Referate: A. Gallati Kauer, Morgental
31, CH-8126 Zumikon oder kscheffrahn@freesurf.ch
Homepage: http://www.zgsz.ch/zajra/index.htm
Bernd Rehling