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- kotz! brech! würg! -

Mutter eines gehörlosen Sohns in einem Telefonat

Mutter eines gehörlosen Sohns :
(Zitate aus einer email)

Eine junge Frau ruft mich an, ganz verzweifelt wirkt sie auf mich.

"Bitte ich weiß keinen anderen Weg mehr, bitte können Sie mir helfen? Mein Sohn ist 13 Jahre, er ist zu 100% gehörlos. Er geht in eine Gehörlosen-Schule (ich lasse den Namen der Schule bewußt weg). Dort begreift er aber gar nichts, er kommt nicht mit im Unterricht, er versteht überhaupt nichts. Ich habe überall nachgefragt, bei den Frühförderstellen, bei den Lehrern bei den Ohrenärzten, bei Verbänden, keiner kann mir sagen wie ich meinem Sohn helfen kann. Ich möchte doch, daß er ein normales Leben leben kann. Ich möchte, daß er etwas lernt. Bei den Ohrenärzten wird mir das CI (Cochlear Implanta) empfohlen, bei den Lehrern heißt es nur mein Junge sei agressiv, er wolle nicht lernen, aber wie kann er? Die bieten keine Unterricht in Gebärdensprache, obwohl er auch nicht gut gebärdet, er würde, das merke ich zu hause, wenn ich ein paar natürliche Gebärden einsetze, bestimmt mehr verstehen.

Er könnte bestimmt etwas lernen.

In der Schule haben sie noch nicht mal Microportanlagen, vielleicht könnte er ja dann doch was verstehen? Aber nein, sicher nicht, alle Ärzte sagen ja, er ist zu 100 % gehörlos. Ich traue mich aber nicht noch mehr in der Schule zu fragen, mein Sohn könnte Nachteile haben, die Lehrer wären sicher nicht gut auf ihn zu sprechen, wenn ich mich ständig beschwere. Was soll ich nur machen? Ich möchte, daß er in eine andere Schule geht, in der er gefördert wird, mit Gebärden, daß er Gebärdensprachunterricht bekommt, jedes Kind in der Schule bekommt doch auch Deutschunterricht, warum werden gehörlose Kinder nicht in Gebärdensprache unterrichtet?

Bitte sagen Sie mir doch, was ich machen kann!!! Ich fühle mich so allein gelassen. Ich sitze hier in einem kleine ländlichen Dorf."

So gut ich konnte, gab ich ihr Auskunft, über Schulen, über Gebärdensprachkurse und gab ihr Adressen und Infos zu weiteren Hilfsmitteln und Elternverbänden, mit Eltern, die genauso fühlten wie sie.

Sie bedankte sich so sehr, daß es mir fast weh tat.

Das Gespräch ließ mich lange nicht los. Wo sind die, die es zu ihrem Beruf gemacht haben diesen Leuten zu helfen? Warum können Frühförderstellen nicht einfach mal über ihren Schatten springen und etwas anderes als Hörtraining, Ablesenlernen und Sprachübungen empfehlen.

Wo sind verantwortungsbewußte Pädagogen, die keine Angst um ihren Job haben? Wo sind die Pädagogen, die auch die Alternativen kennen und vorschlagen, wenn sie merken, daß sie am Ende ihrer Weisheit sind. Warum beharren sie selbst in solchen Situationen auf ihrer starren eingefahrenen Meinung?

Warum kann man diesen Müttern nicht helfen, sie unterstützen, diesen Müttern, die ihre Kinder lieben und ihnen eine gute Zukunft wünschen.

Warum können Ohrenärzte und Hörgeräteakkustiker nicht sagen, mit Hören ist nichts zu machen, aber ihr Sohn kann Gebärdensprache lernen und seinen Weg gehen. Er wird sich in der Gemeinschaft der Gehörlosen wohlfühlen und sich als nichtbehindert sehen können. Er muß nicht, wie z.B. dieser Mutter gesagt wurde, in eine Behinderten-Werkstatt, er kann einen ganz normalen Beruf lernen und ganz normal leben.

Karin Kestner