| eine Gehörlosenlehrerin:(Zitate aus mehreren emails)
 Meine gehörlose Freundin schildert ihre Erfahrungen aus der Schule -- 
        und immer das alte Lied - Hörende, Schwerhörige und wenige Gehörlose in 
        einem Raum -- und wer guckt in die Röhre, weil ein hochgefummeltes Fingeralphabet 
        -B für "Beamtentum", "Beziehungskrise" oder "Bevormundung" stehen soll? 
       Im Schulalltag erlebe ich es täglich, wie schwer sich kleine gehörlose 
        Seelen tun, gegen die Erwachsenen aufzumucken. Sie erdulden, ertragen 
        , verdumpfen. Da wird gelabert, gelabert und gelabert bla bla ba. Da wird 
        hörgerichteter Unterricht gemacht - die Inhalte würden jedes hörende Kleinkind 
        schreiend flüchten lassen. Da werden Rateleistungen bei drei Alternativen 
        als Hörerfolg bejubelt. Das Ablesen des Satzes: Schließ die Tür auf ! 
        (wie oft geübt? Wie oft mit dem Schlüssel in der Hand vor der Nase baumelnd. 
        Das Nein, Nein - mit Kopfschütteln - wie doof muss einer sein, um das 
        nicht zu "hören")  Da werden die Fernsehlautsprecher auf volle Dröhnung gestellt und die 
        Bande dann für 1 Unterrichtsstunde eingelullt. Natürlich sind immer gehörlose 
        mit gut hörenden "Schwerhörigen" zusammen. Und nicht einmal die Berufsschüler 
        wehren sich dagegen. Vielleicht ist diese Bilderflut - dieses Glotzen 
        - immer noch anregender als das übliche Ausharren und Stillhalten beim 
        üblichen Redeunterricht?  Und immer wieder neue Gesichter - neues Gefuchtel, neue Gebärdenandeutungen 
        - und frag bloß nicht, was war. --- Unnütz abgesessene, vergammelte Lebenslernzeit, 
        die später einfach fehlt - und das macht mich wütend. Immer bewußter nehme 
        ich wahr, was wir Hörenden so daherreden, was nicht für die Gehörlosen 
        bestimmt ist. Wie oft habe ich schon das Thema Gehörlosigkeit und Behinderung 
        - oder eben nicht - behandelt. Gehörlose sind eben einfach alle dumm? 
        Von ihnen kann man nicht erwarten, dass sie Unterrichtsergebnisse zusammenfassen, 
        Referate halten, eigene Beurteilungen zu tagespolitischen Fragen abgeben, 
        inhaltlich diskutieren - ihnen fehlen einfach die Grundlagen. Beim Kampf 
        gegen diese hausgemachten Schweinereien brauche ich den Draht zu mitfühlenden 
        Zeitgenossen. - Allein machen sie dich ein - da tut euer support und überhaupt 
        das Wissen um andere Menschen - kompetente, informierte, gebärdensprachkundige 
        Vertraute der Zielgruppe - so richtig gut.  Wir kommen hoffentlich auch in Deutschland dazu, irgendwann Prüfungen 
        bei Gehörlosenlehrern einzuführen. Stellt euch bloß mal vor, wenn der 
        gebärdensprachkundige Prüfer den Lehrer vor seiner Klasse darum bittet, 
        den Schülern einige Fragen zum Unterrichtsstoff zustellen. Ach so, die 
        Schüler verfügen nicht über die notwendigen intellektuellen Voraussetzungen, 
        um in einen Dialog eintreten zu können. Ach so, in ihrem Unterricht reagiert 
        niemals ein Schüler auf die Frage eines anderen Schülers mit einer Gegenfrage, 
        weil er sowieso nicht mitkriegt, was ein anderer Schüler mitteilt. So 
        so ... na ja -- kommen sie doch zu den nächsten Kulturtagen nach München 
        - oder besser vorher schon mal nach Hamburg zum Zentrum.  Natürlich kann und darf diese ganze Entwicklung mit der Anerkennung der 
        Gebärdensprache nicht passieren. Wie viele Kollegen müßten sich dann einem 
        anderen Personenkreis zuwenden und akzeptieren, daß sie über Jahre angesichts 
        dieser Inkompetenz überbezahlt wurden. Einen Architekten oder Automeckaniker 
        zieht man zur Verantwortung, wenn sein subjektiv ach so anständiges Bemühen 
        am Schluss nur zu Schrott führte. Die Pädagogen erfahren eine Gehaltserhöhung 
        durch das Ansammeln von Dienstjahren - einWitz! Wir haben uns doch solche 
        Mühe gegeben. Ach nee...  Interessant wäre doch eine Umfrage - eine Art Quiz - Was weiß der durchschnittliche 
        Gehörlosenlehrer über sein Gebiet? Die allerwenigsten Gehörlosenlehrer 
        ahnen, daß es auch ein Leben nach der Schule gibt. Gehörlosenkultur - 
        was soll das denn sein? Taubenschlag? Nie gehört! Kulturtage der Gehörlosen 
        ? Wo? in Dresden ? Rendsburg ? Sitzt da nicht die Verkehrssünderkartei? 
        Prof. Leuninger, Uli Hase, Tom Bierschneider, Käthi George - nie gehört. 
        Stachlewitz --? neee - der heißt doch Prillwitz - dieser Typ da aus Hamburg, 
        der nur will, dass alle Gehörlosen gar nicht mehr sprechen lernen sollen.... 
        Phönix? Da plaudern sie nun doch auch manchmal. Was soll das bedeuten 
        : Sehen statt Hören? Das ließe sich bestimmt beliebig fortführen. Cochlear 
        Implant - damit lernen doch alle gehörlos geborenen Kinder nun hören und 
        sprechen. - So viel Unsinn - wäre direkt viel Futter für : schon gehört 
        unerhört - was nie gehört?  Wie ist das eigentlich möglich? Ich meine, das müssen die Lehrer an den 
        Schulen doch selbst merken. Können mit den Schülern keine 3 Gedanken austauschen, 
        was nicht über ein Stichwortgestammel und gestenreiches Rudern hinausgeht. 
        Was würde eigentlich passieren, wenn die Schüler ganz im Sinne ihrer Lehrer 
        nur noch rein lautsprachlich reagieren würden. Ha, das wäre lustig. Dann 
        weiß keiner mehr was ist und die armen Lehrer würden darum bitten, die 
        natürlichen Gesten zum besseren Verständnis verstärkt einzubeziehen - 
        natürlich nur, um die Integration beim Kontakt mit dem Durchschnittshörenden 
        auf der Straße vorzubereiten. Mit den hörenden Schülern machen wir Wortfelderweiterungsübungen. 
        Die nuancenreichen Differenzierungen, die im gebärdensprachlichen Ausdruck 
        mit Hilfe der Mimik zum Ausdruck kommen werden genauso mißachtet, wie 
        die Chance zum präzisen Benennen. Wie viele Ausdrücke haben wir Hörende 
        für unsere Gefühle, für das Sprechen, für das Gehen, für das Sehen usw. 
        . Da wird die Zeit mit idiotisch einfallslosen Absehübungen und Hörübungen 
        vertan, die für die Alltagslautsprachtüchtigkeit nix helfen. Da bimmelt 
        kein Glöckchen und ruft keiner laut Hal- lo Tho-mas Wo ist die Flasche 
        ? ( wenn nur drei Sachen auf dem Tisch stehen. (Flasche, Ball, E-tu -i) 
        Schreiben da beschissen geschönte Zeugnisse - aber im Vergleich mit hörenden 
        Schülern reicht die Lesefähigkeit und vor allem die schriftsprachliche 
        Ausdrucksfähigkeit bei weitem nicht heran. Die nächsten Unterweiser sind 
        die Doofen und haben den schwarzen Peter. Sie müssen sagen - sorry , es 
        reicht nicht - und tschüss - sieh zu wo du bleibst - und die Lehrer sagen 
        - deine Lernzeit ist vorbei - du hast deine Chance gehabt. Die Eltern 
        lügen sich über Jahre in die Tasche oder rasen von Arzt zu Arzt, bis das 
        Skalpell schließlich die Reparatur erledigen soll. Da wird vertröstet 
        auf viele Jahre später! Und jetzt - und morgen? Wer erklärt dem Kind was 
        Sache ist? Wer erarbeitet moralische Kategorien, Weltwissen, Stärkung 
        der eigenen Persönlichkeit. Wer arbeitet Kränkungen und Mißverständnisse 
        auf und macht klar, daß der Streit zwischen den Eltern nichts mit dem 
        Kind zu tun hat. Das Kind entwickelt sich zu einem Würstchen von Defizitmodell, 
        das sich selbst nicht erkennen - nicht outen darf. (Liebe Mama - ich muß 
        dich traurig machen, aber ich verstehe kaum etwas, wenn du mit mir sprichst. 
        Ich ahne aber oft, was du ungefähr von mir willst. )Wie ist das möglich? 
        Alle im Dienst und Brot des Herrn stehenden Beamten = kleine Schisser? 
        Des Kaisers neue Kleider? Und der BDH grinst sich eins ins Fäustchen druckt 
        Aufsätze, die kein Mensch mehr liest oder verstehen kann und stellt sich 
        dreist mit einer Meinung als Standesvertretung der Pädagogenschar in die 
        erste Reihe - mit einer Auffassung, die dramatisch im Widerspruch zu den 
        Interessen der Anbefohlenen steht . Ich höre schon den Aufschrei. Viel 
        zu pauschal und überhaupt, wir geben uns doch solche Mühe -  Überhaupt gibt es wahrscheinlich nur 2 Wahrheiten: Alle Gehörlosen können 
        die Lautsprache von den Lippen absehen und die Welt ist eine Scheibe. |