Arbeitsgemeinschaft Hörgeschädigte Patienten (AHP)

Viele Gehörlose, Spätertaubte und Schwerhörige fühlen sich bei Arztkontakten häufig unverstanden.  Sie merken, dass dem Arzt die Hörschädigung nicht bekannt ist und dass es oft schon große Probleme bei der Verständigung gibt.

Hier verspüren viele betroffene Patienten die Notwendigkeit von Veränderungen.

In Hamburg ist deshalb 1993 die „Arbeitsgemeinschaft Hörgeschädigte Patienten AHP“ gegründet worden. Sie besteht aus Patienten, Studenten und Medizinern.

Sie will dazu beitragen, das Verhältnis zwischen Ärzten und ihren hörgeschädigten Patienten zu verbessern, will praktikable Veränderungsmöglichkeiten aufzeigen und führt konkrete Maßnahmen zur Erreichung ihrer Ziele durch.

Die Arbeitsgemeinschaft Hörgeschädigte Patienten ist ihrem Wesen nach eine Selbsthilfegruppe und versteht sich als fachbezogene Ergänzung zu bestehenden Hörgeschädigtenverbänden. Das Ziel ist die Durchführung konkreter Projekte im medizinischen Bereich.

Projekte der AHP waren u.a. bisher:

1.)  Durchführung von Schulungen für medizinisches Personal:

Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte lernen die besondere Situation stationär behandelter hörgeschädigter Patienten kennen, ausgehend von deren allgemeinen Lebens- und Kommunikationssituation.

Es werden praxisnahe Verbesserungsmöglichkeiten für den Stationsalltag aufgezeigt.

Diese Schulungen werden in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Krankenhäusern durchgeführt und dauern je nach Anforderung entweder einmalig drei bis vier Stunden oder in Blöcken aufgeteilt zusammen zwei Tage.

Bestandteil jeder Schulung sind multimediales Schulungsmaterial, der Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern, gemeinsame Übungen, Diskussionen und Rollenspiele sowie das Kennenlernen von gehörlosen Patienten.

2.)  Durchführung von Workshops:

Die Workshops werden für selbstbetroffene Hörgeschädigte angeboten. Im Mittelpunkt der meist mehrtägigen Veranstaltungen steht die konkrete Behandlungs- und Kommunikationssituation beim Besuch einer Arztpraxis oder eines Krankenhauses. Die Arbeitsgemeinschaft führt diese Workshops meist in Zusammenarbeit mit Hörgeschädigtenverbänden durch, wobei die inhaltliche Ausgestaltung meist die Aufgabe der AHP ist.  In der Vergangenheit gab es beispielsweise Workshops im Rahmen von Veranstaltungen der Deutschen Ertaubtengemeinschaft D.E.G. e.V. und der ARGE der Hörgeschädigtenselbsthilfegruppen im Deutschen Schwerhörigenbund D.S.B. e.V.; Im Gehörlosenbereich fanden verkürzte Veranstaltungen bei verschiedenen Kommunikationsforen (KOFO) statt.

Gehörlose, Schwerhörige und Ertaubte sollen in den Workshops in die Lage versetzt werden, ihre Situation im medizinischen Alltag besser zu verstehen und wirksamer ihre Rechte als Patienten wahrzunehmen.

3.)  Medizin-fachliche Beratung eines Fachgebärdenprojektes:

Das „Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser“ der Universität Hamburg leistet entscheidende Vorarbeit im Bereich der Erstellung eines Fachgebärdenlexikons für medizinische Fachbegriffe. Ziel ist die Erhebung von  gebärdensprachlichen Fachbegriffen, die in Dolmetscher- und Gebärdensprachausbildungen einfließen, sodaß in Zukunft noch besser qualifizierte DolmetscherInnen für Arztkontakte zur Verfügung stehen.

4.) Öffentlichkeitsarbeit:

Die „Medizinwelt“ ist meist nur sehr schlecht insbesondere über Gehörlose und ihre Gebärdensprache informiert. Insbesondere der krasse Gegensatz zwischen dem erheblichen Aufwand für apparativ-technische Lösungen im Bereich der HNO-Medizin und dem meist völlig unzureichendem Wissen über Gehörlose ist augenfällig, obwohl die weit überwiegende Mehrzahl hörgeschädigter Patienten nicht wegen mangelnder Hörfähigkeit die Ärzte aufsucht, sondern wegen einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen der verschiedenen operativen und nichtoperativen Fachgebiete in Krankenhäuser und Praxen kommt.

Neben vielen einzelnen Ärzten und Krankenhäusern fand Öffentlichkeitsarbeit z.B. statt bei:

-    Selbsthilfegruppentag der Hamburger Ärztekammer (Infostand)

-         Forum Rehabilitation, Brennpunkte der Psychiatrie, Hamburg-Congreßzentrum (Posterausstellung mit Diskussion)

-         Deutscher Krankenhaustag, Hannover (Vortrag)

-         Bayrischer Rundfunk, „Sehen statt Hören“ (Workshop ARGE SHGn DSB e.V.)

Aktuelle Anmerkung (07.07.2000):

  1. Wir freuen uns, dass wir endlich auch im Taubenschlag sind, gratulieren Bernd Rehling zu diesem schon großem „Baby“ und danken auch Fr.-W. Mainzer für die technische Unterstützung
  2. Anfragen zur Durchführung von Schulungen für medizinisches Personal können wir z.Zt. leider nicht entgegennehmen, wir bitten um Verständnis.
  3. Anfrage in Beziehung zu AHP: E-mail Andreas Paulini: andypaulo@hotmail.com

Fr.-W.Mainzer, Text:Andreas Paulini. Hamburg