Führungen für Hörgeschädigte und Gehörlose im Fränkischen Freilandmuseum


Ute Lang erzählt ohne Worte

FLADUNGEN · Die Tore des Freilandmuseums öffnen sich heute. Ute Lang führt gleich am ersten Tag der neuen Saison eine Gruppe Hörgeschädigter durch die Kulturstätte. 

VON PETER SCHMIDT 

Niemand darf aufgrund einer Behinderung benachteiligt werden, heißt es sinngemäß im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Doch viele Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung sehen sich alltäglich neuen Hindernissen gegenüber. 

Das Fränkische Freilandmuseum bietet nun erstmals offiziell Führungen für Menschen ohne bzw. mit einem schlechten Gehör an. Ute Lang, die seit sieben Jahren in der nördlichsten Stadt Bayerns lebt, übernimmt diese Aufgabe. Die Mutter von drei Kindern ist selbst gehörlos und verständigt sich mittels der Gebärdensprache und dem Ablesen der Wörter vom Mund des Gesprächspartners. 

"Wir freuen uns, nun auch diesem behinderten Personenkreis Führungen anbieten zu können", sieht Wilhelm Heilmann von der Museumsleitung in dieser Hilfe eine wichtige Ergänzung des bestehenden Angebots. In der Vergangenheit habe Ute Lang bereits einzelne Gruppen von Hörgeschädigten bzw. Gehörlosen durch das Museumsdorfmit seinen mittlerweile 26 historischen Gebäuden geführt. 

Von diesen Begegnungen weiß die gelernte Medizinisch Technische Assistentin, daß sich die hörgeschädigten Besucher sowie auch sie selbst sich bei den Führungen sehr stark konzentrieren müssen. Die Gäste müssen ja ihre Gesten beobachten, können also nicht mit den Augen in die Runde schweifen und mit den Ohren zuhören, wie es "Hörende" können. Doch darin sieht Heilmann kein gravierendes Problem: "Was man mit den Augen sieht, muß nicht unbedingt erklärt werden." 

Die Museumsleitung will dank der neuen Führerin gezielt Hörgeschädigte über Gruppen und Verbände ansprechen und zu einem Besuch des Museums anregen. "Die Hörgeschädigten sind mit den Führungen eine neue Zielgruppe für uns geworden", informiert Heilmann über das Fladunger Museums-Marketing. Im vergangenen Jahr besuchten 68 000 Besucher das Museumsdorf, spürbar weniger Gäste als noch 1996. Vielleicht ein Grund für das neue Angebot. 

Heute, am ersten Öffnungstag des Freilandmuseums, führt Ute Lang bereits eine angemeldete Gruppe und erklärt ihnen die Besonderheiten des Landlebens in früheren Zeiten. Die Besucher kommen von der Karl-Kroiß-Schule in Würzburg. Doch dabei soll es nicht bleiben, hofft sie auf weitere Besucher. "Ich liebe die Geschichte, die Führungen machen mir Spaß." 

Interessierte können sich über die Verwaltung des Museums, Tel. (0 97 78) 91 23-0 oder Fax: 91 23-45, anmelden. Das Museum selbst hat in den kommenden Monaten täglich zwischen 9 und 18 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag.

aus der Main-Post


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