Wer lange schlecht hört, verlernt das Hören


Entschließt sich der seit längerer Zeit Schwerhörige zu einem Hörgerät, akzeptiert er die neuen Schalleindrücke oft nicht, weil er "hörentwöhnt" ist. Auf dem von der Siemens Audiologische Technik GmbH, Erlangen, veranstalteten 25. Erlanger Kolloquium für audiologisch tätige Physiker und Ingenieure, stellte Dipl.-Ing. André Goedegebure, Erasmus-Universität Rotterdam, zu diesem Thema eine Studie vor. 

Daß es eine Phase der Gewöhnung an Hörgeräte gibt, sei zwar schon lange bekannt, wissenschaftlich erforscht werde dieser Effekt aber erst seit etwa fünf Jahren. Goedegebure untersuchte Hörgeräteträger, die von älteren analog arbeitenden Hörgeräten auf neue digitale umgestellt wurden. Obwohl digitale Hörgeräte in der Lage sind, Schalleindrücke viel komplexer zu verarbeiten als Analoggeräte, konnte Goedegebure auch hier das Problem der Gewöhnung nachweisen.

Die Probanden mußten wöchentlich einen Sprachverständlichkeitstest durchführen. Bei den Testpersonen, die dabei zu Beginn der Untersuchung sehr schlecht abschnitten, zeigte sich nach drei bis vier Wochen plötzlich eine erhebliche Verbesserung, die nach einem halben bis einem Jahr ein gleichbleibendes Niveau erreichte. Offensichtlich lernt also das Gehirn bei manchen Menschen so lange, die neuen Höreindrücke auszuwerten.

Goedegebure rät aufgrund dieser Untersuchung, bei der Versorgung mit neuen Hörgeräten auf diesen Gewöhnungseffekt zu achten. Ratsam sei es, ein Hörtraining anzubieten, mit dem sich der Schwerhörige zu Hause langsam an die neuen Schalleindrücke gewöhnen kann.


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