Die Vorgeschichte
von Marianne K.
Im Nachhinein bin ich sicher, daß Niklas von Geburt an leicht schwerhörig war, aber beim ersten Kind fällt es halt nicht auf. Dann kamen immer wieder Erkältungen hinzu, der Schnupfen verstopfte das Mittelohr und sowohl Kinderärzte als auch Hals-Nasen-Ohren-Ärzte schoben meine Bedenken immer zur Seite: "Was wollen Sie denn, Ihr Kind spricht doch altersgerecht". Als ich immer noch keine Ruhe gab, läutete die Ärztin mit einer Glocke direkt hinter Niklas Kopf (geschätzte 80 dB) und meinte dann, als er den Kopf drehte "Ich weiß gar nicht, was Sie haben, Ihr Kind hört doch!"
Im Alter von gut 2 Jahren war er dann etwa 9 Monate lang fast taub. Wenn er mit mir sprach, zog er mich am Ärmel zu sich herunter und ich mußte ihm ins Ohr schreien. Am schlimmsten war folgendes Erlebnis: Ich hatte ihm seine Gute-Nacht-Lieder gesungen (relativ laut), und er schaute mich an und als ich fertig war, sagte er "Mama singen". Er hatte mich nicht gehört! Auch das wurde von mehreren Ärzten noch als normal bezeichnet ("Die Mutter übertreibt ").
Glücklicherweise wurde er kurze Zeit später auf mein Drängen operiert. Erst nach der Entfernung der Polypen, gleichzeitig wurden auch Röhrchen ins Trommelfell eingesetzt, wurde es besser mit dem Hören. Besser, aber nicht richtig gut. Niklas war inzwischen 3 Jahre alt und ich war sicher, daß er schlechter hört als sein kleiner Bruder, und nach langem Drängen schickte mich der HNO-Arzt zu einer Diagnosestelle. Dort wurde sofort eine (mittelgradige) Schwerhörigkeit, v.a. im Hochtonbereich festgestellt und wir bekamen ein paar Monate später endlich einen Termin in der Klinik zur Anpassung von Hörgeräten. Gleichzeitig wurden alle möglichen Untersuchungen gemacht, um sogenannte Syndrome auszuschließen, das sind Krankheiten, bei denen der Hörverlust mit anderen Organstörungen einhergeht. Alles war unauffällig, auch haben wir keinerlei Hörstörungen in der Familie.
Niklas trug seine Hörgeräte von Anfang an gerne. Er ist ein wißbegieriges Kind, das mich mit ununterbrochenen Fragen quälte und schon nach der Operation sprachlich einen riesigen Sprung nach vorn machte. Einen zweiten Entwicklungsschub brachten dann die Hörgeräte. Wir haben aber auch nie versucht, sie zu verstecken, er hat ziemlich kurze Haare und hat sich bunte Ohrstücke und durchsichtige Hörgeräte (in gelb) ausgesucht, die er anderen Kindern auch gerne zeigt und erklärt. Bisher gab es damit noch nie Probleme. Ich trage eine Brille und habe ihm am Anfang erklärt, Hörgeräte seien eine Art Brille für die Ohren und er hat es sofort akzeptiert.
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