Niklas sprachliche Entwicklung
von
Marianne K.
Leider, oder glücklicherweise, war Niklas Sprachentwicklung nie weit genug zurück, um den Kinderärzten Sorge zu machen. Er hatte Verschleifungen bei den s und f Lauten, die er wohl kaum gehört hatte, aber er war immer im gerade noch akzeptablen Bereich. Außerdem hatte er sich zum hervorragenden Ableser entwickelt und konnte damit sehr viel ausgleichen.
Weil er Bücher und Lieder sehr liebte, haben wir dann während meiner zweiten Schwangerschaft und nach der Geburt von Felix täglich mehrere Stunden auf dem bequemsten Sessel gesessen, mein Mund an seinem Ohr, und haben gemeinsam gesungen, oder ich habe ihm vorgelesen. Ich denke, daß ihn das über die fast gehörlose Zeit hinweggerettet hat.
Wohl typisch war, daß er anfangs nur reagierte, wenn man direkt mit ihm sprach. Er hatte sich wohl so angewöhnt, sowieso nichts zu hören, daß er nicht mal Interesse an Geräuschen oder Gesprächen zeigte, die ihn nicht direkt miteinbezogen. Dann kam eine Phase, in der er jeden sofort unterbrach, um eine niklasgerechte Version erzählt zu bekommen, er hat nicht mal versucht, einem Gespräch direkt zu folgen. Das ständige laute "Was?" aus dieser Zeit konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen. Aber andererseits zeigte er dadurch Interesse an seiner Umgebung, und soweit es (vor allem) meine Geduld zuließ , habe ich ihn immer miteinbezogen.
Nachdem er dann die Hörgeräte etwa ein Jahr lang hatte, kam immer mehr Interesse an Außengeräuschen hinzu. Er hört jetzt den Muezzin rufen, wenn ich gar nicht drauf achte, macht mich auf Vogelgeräusche aufmerksam und hört, wenn in einem anderen Zimmer irgendein merkwürdiges Geräusch ist (z.B. ein Pappbild von der Wand fällt). Niklas Interesse an der Außenwelt ist also voll da, aber es hat ziemlich lange gedauert.
Ein anderer Bereich, der mir zunächst Sorgen machte, war die Fähigkeit zum Zuhören. Als er gerade die Hörgeräte hatte, konnte er höchstens einer Geschichte folgen, die vielleicht 5 Sätze hatte. Längeren Abschnitten, auch wenn sie mit vielen Bildern untermalt waren, konnte er nicht folgen. Da wir aber viel vorlesen, und er Bücher auch über alles liebt, verbesserte sich sein Sprachverständnis dramatisch innerhalb etwa eines Jahres. Die Bücher, die er einforderte, wurden immer länger und komplexer. Mit Bilderbüchern ist er seit einiger Zeit nicht mehr zufrieden. Vor ein paar Monaten haben wir ihm dann Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer vorgelesen, er kann es sogar nacherzählen. Er fragt, wenn er ein Wort nicht versteht, kann aber ohne Probleme folgen.
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