ALDA - Association of Late-Deafened Adults - Vereinigung
spätertaubter Erwachsener
von Marianne K.
In New Jersey und wohl auch in einigen anderen
Staaten der USA hat sich eine Art Selbsthilfegruppe Spätertaubter gebildet, die mit
ähnlichen Akzeptanzproblemen zu kämpfen hatten. Sie setzt sich zusammen aus grob gesagt
drei Gruppen:
- Leute, die über einen längeren Zeitraum immer
schwerhöriger wurden, bis sie irgendwann mal (praktisch) taub waren. Zum Teil handelt es
sich dabei um eine genetische Stöung (Progressive Hearing Loss), zum Teil mit Blindheit
gekoppelt (Ushers Syndrome), zum Teil weiß man nicht, woher es kommt
- Leute, die aufgrund einer Operation am Hörnerv taub
wurden (Neurofibromatose)
- Leute, die einen Unfall/Hörsturz hatten
Allen Leuten ist gemeinsam, daß sie recht gut in
der hörenden Welt zurechtkamen und dann entweder plötzlich oder über einen längeren
Zeitraum mit Gehörlosigkeit konfrontiert wurden.
Die wichtigsten Vorschläge, die ich auf meine
Fragen bekam, sind:
- ein schwerhöriges Kind braucht
schwerhörige/gehörlose Vorbilder
Durchgehend ist die Erleichterung zu spüren, daß viele Probleme, die man mit
Schwerhörigkeit hat, nicht an einem selbst liegen, sondern in der Schwerhörigkeit
begründet sind. Beim Spiel mit Altersgenossen und beim Kennenlernen älterer
Schwerhöriger, die es geschafft haben, sieht ein Kind, daß es nicht allein
ist und daß es eine Zukunft gibt.
- ein Kind, das vielleicht taub wird, braucht
alternative Methoden, um sich zu verständigen
Auch wenn es vielleicht nie in Gebärdensprache kommunizieren muß, gibt es viele
Vorteile: Wenn man gebärden kann, ist die Angst weg, sich nicht mehr verständigen zu
können. Niklas letzter Hörschub war recht deutlich und hat uns vor Augen geführt, wie
schnell es gehen kann. Sich schriftlich verständigen, ist in dem Alter noch nicht drin
und Ablesen ist zu mehrdeutig und kann keine eigenständige Methode sein. Auch
Gebärdensprache lernen zeigt dem Kind: es wird weitergehen, egal, was das Hörvermögen
macht.
Der ganze Glaubenskrieg um Gebärdensprache und/oder orale Erziehung macht hier erst recht
keinen Sinn: das Kind hat orale Sprache, aber es wird eine visuelle Sprache
brauchen, um sich zu verständigen. Wir können es verstehen, wunderbar, aber wie soll das
Kind uns verstehen???
- Ganz wichtig deshalb: die Familie muß mitziehen
Ich habe über Erfahrungen von Gehörlosen gelesen, die sich kaum mit ihrer Familie
verständigen können und sich daher kaum zu Hause melden. Wir werden unser Kind nicht
verstecken oder seine Behinderung verleugnen und wir lernen alle Gebärdensprache,
zunächst als lautsprachbegleitende Gebärde, um Mehrdeutigkeiten im Gespräch leichter
auflösen zu können. Wenn es denn sein muß , werden wir ganz in Gebärdensprache/LBG
kommunizieren.
- Wenn der Hörverlust zu groß wird, sollte man ein
Cochlear Implantat in Erwägung ziehen
mehrere der ALDAns haben CI und haben mir ihre Erfahrungen mitgeteilt, die uns hoffen
lassen, daß die Technik uns weiterhelfen kann. Mehr dazu siehe unten.
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