Musik aus Farben

Bei seinen gehörlosen Freunden ist Manfred Mertz schon seit
vielen Jahren als Künstler bekannt. Er malt hauptsächlich
über die Probleme Gehörloser mit der hörenden Umwelt, aber
seine Bilder sind auch Träume von Meer und Freiheit.
Der verborgenen Sinn seiner allegorischen Bilder wird von Gehörlosen
leicht verstanden. Normalhörenden sind zunächst nur von der
starken Ausdruckskraft und Farbkomposition fasziniert.
Erst durch erklärende Text zu den Bildern erschließt sich für Hörende
ein Verständnis für den verborgenen Sinn.

Wie alle taub Geborenen, ist Manfred Mertz von der akustischen
Welt ausgeschlossen und hat mit vielen Schwierigkeiten
zu kämpfen. Beim Malen aber ist er frei von Grenzen und Behinderungen.
Seine besten Ideen kommen im nachts und dann steht er auf
und notiert seine Träume und Gedanken im Skizzenbuch.
Er malt in seinem kleinen Kelleratelier manchmal auch nachts,
wenn er von der Schicht nachhause kommt.

Manfred Mertz war früher ein begeisterter Drachenflieger und Surfer.
Die fliegenden und schwebenden Menschen in vielen seiner Bilder
sind wohl auch Ausdruck persönlicher Erfahrung.
Hörenden denken oft, Gehörlose können keinen Sinn für Rhytmus und Musik haben.
Aber Harmonie und Scwingungen sind nicht nur über das Ohr wahrnehmbar.
Viele Gehörlose haben ein feines Empfinden für Harmonie und
fühlen Schwingungen mit dem ganzen Körper.
Wer das Bild mit den tanzenden Delphinen gesehen hat,
versteht sofort, das Musik auch sichtbar sein kann
und nicht nur aus Tönen besteht.

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Stadtrat und CDU-Fraktionsvorsitzender Günther Rüssel im Gespräch
mit dem Künstler Manfred Mertz

Die Ausstellung bei den 1. Deutschen Kulturtagen der Gehörlosen 1993 Hamburg

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