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Es wird vielfach behauptet, Astrologie sei die Mutter der Astronomie.
Doch wenn man ehrlich ist, liegen die Ursprünge beider Disziplinen
völlig im Dunkeln. Wichtiger aber ist die Tatsache, daß in
Mesopotamien und Ägypten beide Disziplinen überhaupt nicht getrennt
gesehen wurden. Für sie wäre die Unterscheidung völlig unlogisch
gewesen. Nach den damaligen Vorstellungen waren die Planeten nicht
Himmelskörper, sondern Götter und unsterbliche Menschen, die Sterne
nicht leuchtende Gasbälle, sondern die Seelen Verstorbener. Den
Himmel zu studieren, bedeutete also gleichzeitig auch, den Menschen
und sein Schicksal zu untersuchen. Gleichzeitig war der
Sternenhimmel und seine Bewegung die beste und genaueste Uhr, die
man kannte. Jagd, Aussaat und Ernte konnten am Himmel abgelesen
werden. Kein Wunder, daß daraus Zeichendeutung und Weissagung
hervorgingen... Einfachste Form astrologischer Aussagen sind Sätze wie "Sie sind ein typischer Wassermann", "Zwillinge sind gute Juristen" oder "Widder und Stier harmonieren nicht." Es sind Gesprächsfetzen von Parties, die auch Astrologen selbst nicht als seriös ansähen. Sie finden sich in Zeitungen, Zeitschriften und Astroshows, und beherrscht den boomenden Astromarkt. Nichtsdestotrotz, was ist dran an dieser reinen "Sonnenstand-Astrologie"? "Sonnenstand" deshalb, weil das Tierkreiszeichen, das man ist, den Himmelsabschnitt bezeichnet, in dem die Sonne bei der Geburt steht. Ein Widder ist zum Beispiel zwischen dem 21. März und 19. April geboren - in dieser Zeit steht die Sonne im Tierkreiszeichen Widder. Es läßt sich mit gutem Gewissen sagen, daß an Aussagen der Sonnenstand-Astrologie nichts dran ist. Kein Gebiet der Astrologie ist besser untersucht worden. In umfangreichen Tests wurden Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmustern und den Typologien der Tierkreiszeichen untersucht. Ergebnis: Es besteht kein Zusammenhang. Ebenso findet sich kein Zusammenhang zwischen Beruf und Tierkreiszeichen. Psychologen können auch mit einer Erklärung aufwarten, warum sich diese Form der Astrologie dennoch so hartnäckig halten kann: Die Typologisierung der zwölf Zeichen ist inzwischen so bekannt (auch wenn man nicht an sie glaubt), daß allein die unterschwellige Kenntnis unsere Wahrnehmung und Einordnung anderer Menschen vorstrukturiert. Aussagen der komplexen Astrologie, also insbesondere Horoskope, wie wir sie auch in der Sendung haben anfertigen lassen, lassen sich ebenso überprüfen. Auch hier ist das Ergebnis: Weder Ehen, noch Berufswahl, weder Katastrophe noch Weltkriege lassen sich mit kosmischen Konstellationen in Zusammenhang bringen. Die Schwierigkeit dieser Untersuchungen liegt einfach darin, daß in einem Horoskop die Zahl der Größen ins Astronomische wachsen kann (12 Zeichen, 12 Häuser, 10 Planeten, mehr als 5 Aspekte usw). Wenn man nun die Stichprobe sehr groß wählt, wird man immer statistisch signifikante Zusammenhänge finden - sie sind aber in weiteren Experimenten nicht wiederholbar. Bestes Beispiel sind die legendären Experimente und Untersuchungen des Forscherehepaaars Gauquelin aus Frankreich. Ihre Ergebnisse mit Stichproben von teilsweise hunderttausend Menschen sorgten für Aufregung auch in der Wissenschaft. Aber alle Versuche, die Ergebnisse zu wiederholen scheiterten. Mehr Interessantes für Skeptiker bei der
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© 1998 WDR Köln , Sendedatum 02. Dezember 1997 |