Der "Regionen-Code"

Es ist eine schöne, heile Welt. Alles ist perfekt, es gibt keine Probleme. Jeder kann endlich alle Fassungen eines Films kaufen, englische Tonspuren, noch nie gezeigte Filmszenen, alles neu bearbeitet und in Dolby Digital - wo ist der Haken?

 Es gibt ihn tatsächlich - in Form des unsäglichen "Regionencodes".

Als die Macher des DVD-Standards das neue Medium erdachten, waren sie sich einer Tatsache bewusst: Die meisten Filme laufen nicht zeitgleich in den Kinos der Welt. Vor allem englische Filme laufen natürlich zuerst in den USA, bevor eine synchronisierte Fassung hierzulande in die Kinos kommt. Entsprechend wirkt sich das auf die Erscheinungsdaten der DVDs aus: Was in den USA im Regal steht, ist bei uns unter Umständen noch nicht einmal über die Leinwand geflimmert. Und in Zeiten des weltweiten Einkaufs mit der Kreditkarte (die auch immer mehr Deutsche besitzen) könnte man doch hierzulande auf die Idee kommen...

Nun, auf diese Idee sind die Begründer des DVD-Standards natürlich schon weit vorher gekommen. Insbesondere die Kinobetreiber fürchteten um ihre zukünftige Existenz - vielleicht gar nicht zu Unrecht. Wer sich einen Film im eigenen Heimkino betrachten kann, ohne das Popcorn des Hintermannes in die Haare zu bekommen und noch nicht einmal große Abstriche in der Ton- beziehungsweise Bildqualität machen muss, warum sollte derjenige sich den (oft schlecht synchronisierten) Film dann noch im Kino betrachten?

Sicher, in Deutschland spielt immer noch die deutsche Tonspur eine gewichtige Rolle - und die ist auf US-DVD natürlich nicht vorhanden. Aber man denke nur einmal an Australien oder England: Dort herrscht zwar der PAL-Standard vor, doch können alle Player die amerikanischen NTSC-DVDs auch auf PAL-Fernsehern abspielen.

Um es kurz zu machen: Das DVD-Konsortium teilte die Welt in sechs Regionen auf, und jede DVD trägt intern einen dieser 6 Code. Alle in einer Region verkauften Player spielen nur die DVDs ab, die die jeweilige Nummer tragen. Es gibt eine Ausnahme: Sogenannte "Code 0"-DVDs sind "codefree", d.h. sie können von jedem Player der Welt abgespielt werden. Das sind aber natürlich die allerwenigsten.

Doch nicht nur die Player für den heimischen Fernseher besitzen diese Sperre: Auch alle Laufwerke für Computer prüfen seit 01.01.2000 zwingend den Regionencode und lassen dessen Änderung nur fünf mal zu. Danach bleibt der zuletzt gewählte Code fest - eine Änderung kann nur noch der Hersteller selbst vornehmen - in der Theorie.

Im Internet werden für fast alle Laufwerke "Updates" von Privatpersonen angeboten, nach deren Ausführung die Laufwerke wieder alle DVDs akzeptieren.

Auch lassen sich fast alle handelsüblichen Player zu akzeptablen Preisen "umbauen", so dass der Code umgangen wird - hierzu reicht ein Update aber nicht aus, es müssen Manipulationen am Gerät selbst vorgenommen werden.

Illegal ist dies alles übrigens keineswegs: Wer sich eine DVD kauft, der kauft auch das Recht, diese abzuspielen.

Das zweite Ärgernis in diesem Zusammenhang ist das Verbot, hierzulande mit (beispielsweise) amerikanischen DVDs zu handeln. Es wird also nicht möglich sein, in einem Laden legal eine US-Amerikanische DVD zu kaufen. So ist der derzeitige Stand - allerdings bewegt sich speziell der Handel in einer rechtlichen Grauzone - hier muss erst ein Urteil Klarheit schaffen.

Den modernen DVD-Liebhaber indes kümmert das wenig: Über ausländische Onlinehändler wie beispielsweise Amazon.com (USA) oder DVD-Boxoffice (Kanada) kann man völlig legal US-DVDs erstehen - der Eigenimport ist und bleibt nämlich rechtmäßig.