Pressebericht für die Husumer Nachrichten:

Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft AV-Medien in Husum

"Lernen im Mediendschungel"

"Medienvielfalt vom Buch bis zum Internet"

"Bildung kommt von Bildschirm, nicht von Buch. Sonst hieße es ja Buchung" und "Das Schulbuch liegt bereits im Sarg. Wer klappt den Deckel zu?" Mit diesen provokanten Zitaten begann Johannes Straumann vom Staatlichen Seminar für Schulpädagogik in Heidelberg seinen Beitrag über Bücher für Hörgeschädigte auf der Audiovisuellen Medientagung in Husum. Er plädierte für spezielle Bücher für Hörgeschädigte; leider gibt es kaum welche, es sind höchstens zwanzig deutschsprachige Titel auf dem Markt. Weil Schulbücher ein öffentliches, lernnotwendiges Leseangebot sind, müssen auch für diese Schülergruppe für die Lernbereiche Leben, Kommunikation und Denken Schulbücher bereitgestellt werden.

Untertitelte Filme sind ein weiteres Stiefkind öffentlicher Medienversorgung. Während in Großbritannien über 60% aller Fernsehsendungen, auch von Privatsendern, untertitelt sein müssen, findet man in Deutschland nur eine Handvoll untertitelte Sendungen bei öffentlich rechtlichen Sendern. Private Sender sind so behindertenfeindlich, daß sie gar keine Sendungen mit Untertiteln anbieten. Fernsehen ohne Untertitel hat aber für Hörgeschädigte keinen Informationsgehalt, wie auch Hörende nachempfinden können, wenn sie beim Fernsehen den Ton abschalten. Bernhard Brämswig aus Münster zeigte in seinem Workshop, wie Untertitel professionell hergestellt werden.

Weitere Referenten aus Deutschland und Österreich thematisierten das Arbeitsblatt und die Folie für den Tageslichtprojektor, Spracherkennungssoftware für die simultane Untertitelung, Videotechnik und Videokonferenz für Hörgeschädigte, Moderationsmethode und computergestützten Unterricht. Bernd Rehling aus Hilgermissen stellte den "Taubenschlag" (http://www.taubenschlag.de) als Info-Zentrum und Treffpunkt für Hörgeschädigte und Hörende im Internet vor. Hier können Gehörlose und Schwerhörige problemlos Kontakte knüpfen und Zugang zu Informationen bekommen, die sie speziell betreffen.

Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für AV-Mediendidaktik und AV-Medienforschung bei Hörgeschädigten e.V. spannte so unter dem Thema "Lernen im Mediendschungel" den Bogen vom Buch bis zum Internet. Fast achtzig Teilnehmer aus etwa 50 verschiedenen Einrichtungen der Hörgeschädigtenbildung in Österreich, der Schweiz und Deutschland waren gekommen, um ihre Erfahrungen auszutauschen und neues zu erfahren. Hartmut Brunk von der Beruflichen Schule und Jürgen Töllner vom Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk waren die Organisatoren der Husumer Jahrestagung, die in den Räumen beider Einrichtungen stattfand.

Die Arbeitsgemeinschaft für AV-Medien führte ihre diesjährige Jahrestagung im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes in Husum durch. Die Arbeitsgemeinschaft ist ein freiwilliger Zusammenschluß von deutschsprachigen Hörgeschädigtenlehrern /-innen und arbeitet ehrenamtlich. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Konzeptionen für Lehrmedien, die bei Hörgeschädigten zum Einsatz kommen, zu entwickeln und zu erproben. Gegründet wurde die Arbeitsgemeinschaft im Jahre 1974 in Linz/Österreich.

Hartmut Brunk dankte zum Abschluß der Tagung den Kolleginnen und Kollegen für die vielen positiven Rückmeldungen. Die Tagung hatte eine auffallend gelöste Atmosphäre und die vielen Erstteilnehmer wurden gut in die Gemeinschaft eingebunden. Jürgen Töllner stellte fest, daß das TSBW seit fast zwei Jahrzehnten der Arbeitsgemeinschaft verbunden sei und auf zahlreichen Fachtagungen der Arbeitsgemeinschaft über seine Arbeiten auf dem Sektor der Unterrichtsmedien für Hörgeschädigte berichtet habe. Man habe sich gefreut, daß man erstmals selbst eine Jahrestagung der AG in Husum organisieren konnte, und daß die Resonanz so groß und die Teilnehmer so zufrieden waren.