|
"Die tödliche Doris" |
19.06.2006 17:36
|
Wir hatten auf "Die tödliche Doris", auf die "Gehörlose Musik", schon hngewiesen. Jetzt hatten wir die Gelegenheit, die Doris-DVD einmal genauer zu betrachten: Sie ist wirklich tödlich! Aber wir wollen fair bleiben. Natürlich ist es großartig, dass der Autor, Wolfgang Müller, sich so intensiv mit der Thematik Gehörlose/Gebärdensprache befasst und sie in sein Schaffen einbezieht. Und natürlich sind Dina Tabbert und Andrea Schulz als Gebärden-Künstlerinnen Spitze. Der erste Titel heißt "Stümmel mir die Sprache". Der ist insofern schon ein wenig makaber, als aus Sicht vieler Hörender die Sprache der Gehörlosen angeblich schon verstümmelt ist. Die Lautsprache allemal, aber auch die Gebärdensprache wird als eher eingeschränktes Verständigungsmittel gesehen. Nun wird in dem Stück der Satz "Stümmel mir die Sprache" endlos wiederholt. (Das scheint ein Stilmittel des Künstlers zu sein. Wiederholungen kennzeichnen jedes Stück.) Da fragt man sich: Was soll das? - Langweilig! Schlimmer noch: Viele Gehörlose kennen den Begriff "verstümmeln" überhaupt nicht, und entsprechend auch nicht die Gebärde. Dina Tabbert scheint da so etwas zu gebärden wie "Zunge abschneiden". Ob das von Gehörlosen wirklich als "Sprache verstümmeln" verstanden wird? Zumal man es sogar auf großer Leinwand im Heimkino kaum erkennen kann, da die Gebärden so winzig dargestellt werden. Großaufnahmen zwischendurch wären sinnvoll gewesen - und bei den endlosen Wiederholungen durchaus möglich! Glücklicherweise kann man bei DVDs kapitelweise vorspringen, und nach jedem neuen Anlauf stellt man wieder fest: Es verläuft alles nach dem gleichen Schema. Ob das nun wirklich Kunst, gar "gehörlose Musik" ist? Nun ja, vielleicht sind wir ja Kunstbanausen und haben keinen Sinn für Doris. Sie können Ihr Kunstverständnis ja selber testen. Aber ob dieser Test wirklich 39,90 € wert ist? |
|
Gehörlose Musik |
12.06.2006 09:14 |
Gibt es eine Musik jenseits von Ton, Klang und Geräusch? Existiert eine "Gehörlose Musik"? Im November 1998 wurde im Festival Gehörlose Musik im Prater der Berliner Volksbühne die Musik der ersten LP von Die Tödliche Doris wiederveröffentlicht. Die Gebärdendolmetscherinnen Dina Tabbert und Andrea Schulz übertrugen und gestalteten Texte und Musik der 1981 erschienenen LP ausschließlich in Gebärde und Zeichen. Das Ergebnis dieser Transformation von Musik in ein anderes Medium ist eine gehörlose Musik, die sich ausschließlich im und durch den Körper, Gebärden, Bewegungen, Interaktionen und Mimik äußert. Die Tödliche Doris; Gehörlose Musik in gebärdensprachlicher Gestaltung |
Von TaubheiD, Sprachblindheit und kommunikativer Misshandlung
|
16.03.2006 09:14
|
|
Wir hatten schon auf das neue Buch von Corrie Tijsseling "Anders doof zijn" hingewiesen. Nun konnten wir es selbst lesen - und eine Rezension dazu schreiben: Das hat man selten bei einem Fachbuch: Es benutzt Begriffe, die völlig neu sind, es zeigt tatsächlich, wie im Untertitel angekündigt, neue Perspektiven auf, und – man kann es genussvoll von vorne bis hinten durchlesen. Nicht nur, weil es relativ kurz (110 Seiten) ist. Nein, aus der wissenschaftlichen Prüfungsarbeit ist gezielt ein für Laien lesbares Buch zusammengestellt worden... Lesen Sie die Rezension Von
TaubheiD, Sprachblindheit und kommunikativer Misshandlung Zeitungsartikel aus De Telegraaf: Open oor voor elkáár (Offene Ohren für einander) |
|
Aus 2 mach 1 |
13.10.2004 12:09 Uhr |
|
Zwei Jugendbücher befassen sich mit dem Thema Hörschädigung, Soundcheck von Elisabeth Gänger und Blitz ohne Donner von Christa Ludwig. Beide Bücher haben ihre Stärken und Schwächen. Frau Gänger als Mutter einer hörgeschädigten Tochter verfügt über Insiderkenntnisse und Empathie, lässt aber Lösungsansätze für die gravierenden Probleme ihrer Romanheldin schmerzlich vermissen. Frau Ludwig dagegen unterlaufen, obwohl sie sich ebenfalls sehr einfühlsam der Thematik nähert, gravierende Fehler. Dass man z.B. Taubheit beim besten Willen nicht simulieren kann, sollte sie eigentlich wissen. Was im Soundcheck nicht vorkommt, wird von Frau Ludwig dagegen sehr anschaulich und sachkundig dargestellt: die Gebärdensprache mit allen ihren Aspekten. Nach dem Lesen der beiden Bücher keimt unwillkürlich der Wunsch auf, die negativen Seiten in beiden Büchern zu eliminieren und die positiven zusammenzufügen: Aus 2 mach 1! ;-) Die Detailkenntnisse Frau Gängers in Bezug auf die Probleme Hörgeschädigter, verbunden mit Frau Ludwigs Gebärdenkenntnissen – das wär’s! Aber lesen Sie die Rezensionen beider Bücher – oder am besten gleich die Bücher selbst! Heiliger Hörnerv! Von Taubis, Taubsen, tauben Nudeln, Taubdrosseln und Hörkrüppeln Bauchtanzbaby – oder: Meine Sprache, deine Sprache |
Titel | Autor | rezensiert von |
Soundcheck | Elisabeth Gänger | Bernd Rehling |
Blitz ohne Donner | Christa Ludwig | Bernd Rehling |
Sprachrhythmen Drei Beiträge zum integrierenden Zusammenhang von Gebärden- und Lautsprache |
Chrissostomos Papaspyrou | Bernd Rehling |
Adams Buch | Gunilla Christersson | Bernd Rehling |
Hörtrainingsprogramm AudioLog, Version 3 | Firma Flexoft | |
Gehörlos
- nur eine Ohrensache? Das "Kompendium für Neueinsteiger" ist in zweiter Auflage erschienen |
Hrsg. DAFEG | Karin Rehling |
Zajra - anders als wir? Bilderbuch mit Begleitheft zum Empathietraining |
Anouk Gallati Kauer, Kristina Scheffrahn | Bernd Rehling |
Tommys Gebärdenwelt
2 Gebärden-CD-ROM für Kinder |
Karin Kestner | Bernd Rehling |
"Der Schrei der Möwe" | Emmanuelle Laborit | |
Grundkurs Deutsche Gebärdensprache, Stufe 1 | Anne Beecken, Jörg Keller, Siegmund Prillwitz, Heiko Zienert - Signum Verlag | |
„Die Welt mit den Augen verstehen“ | Liane Boy und Uwe v. Stosch, Hrsg. GIB ZEIT | |
CD-ROM "Hören und Hörschädigung" | Hrsg. Paritätischer Wohlfahrtsverband Hessen | |
"Wired for Sound - A Journey into Hearing" | Beverly Biderman | |
"Deaf again" | Mark Drolsbaugh | |
"Gestern hörend - heute taub" | Adelheid Christl |