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Wolfgang Luber
München
e-mail: wolfgang@luber-hoerakustik.de

Anmerkungen zu einigen Mißverständnissen

Bei der öffentlichen Diskussion der Hörgeräte-Versorgung bleiben einige grundlegende Fakten unerwähnt, was zu einer sehr verzerrten Situationsdarstellung führt. Im Folgenden habe ich einige Punkte zusammengefasst:

Inhalt:

  1. Hörgeräte-Akustik ist eine Dienstleistungsbranche
  2. Hörgerätepreise beinhalten einen hohen Dienstleistungsanteil
  3. Hörgeräte aus unterschiedlichen Preisregionen sind nicht vergleichbar
  4. Es gibt unter den Hörgeräte-Akustikern günstige und teure Anbieter
  5. Sanomed: das Problem ist nur die fehlende Chancengleichheit
  6. zu meiner Person

1. Hörgeräte-Akustik ist eine Dienstleistungsbranche

Eine gute Hörgeräte-Anpassung erfordert einen hohen zeitlichen Aufwand. Ein optimaler Hörerfolg wird nur zu etwa 50 % über die „Hardware" (=das Hörgerät) erreicht. Die anderen 50 % hängen vom fachlichen Können des Hörgeräte-Akustikers ab. Hier hat Deutschland durch sein hohes Ausbildungsniveau einen der weltweit höchsten Standards. Dies kommt ausschließlich den Hörgeschädigten zugute.

2.Hörgerätepreise beinhalten einen hohen Dienstleistungsanteil

Eine Hörgeräte-Versorgung zieht sich über mehrere Termine hin. Im Durchschnitt kommen 5-10 Stunden Arbeitszeit zusammen. Damit nicht genug: Die jahrelange Nachbetreuung (Hörtests, Nachjustierungen Hilfestellung, etc.) kommt noch hinzu. Diese gesamte Dienstleistung ist im Hörgerätepreis mit enthalten. Wer also ein Hörgerät als reines Handelsprodukt sieht ist im Irrtum. Die Verquickung von Handelspreis und Dienstleistungskosten resultiert übrigens nicht aus einer gezielten Verschleierung sondern aus der Preispolitik der Krankenkassen, die einer Trennung der Posten entgegengewirkt haben.

  1. Hörgeräte aus unterschiedlichen Preisregionen sind nicht vergleichbar

Bei allen mir bekannten Akustikern gibt es Hörgeräte (hinter-dem-Ohr und im-Ohr) zu Preisen ab ca. 700,- DM, zum Teil werden sogar schon computerprogrammierbare Geräte unter 1000,- DM von Hörgeräte-Akustikern angeboten. Volldigitale Geräte mit prozessorgesteuerter Signalerkennung und intelligenter Störschallunterdrückung kosten dagegen über 3000,- DM.

Man kann also nicht sagen, "beim Hörgeräte-Akustiker kosten Hörgeräte über 3000,- DM". Es gibt dort die volle Pallette, die der Markt bietet. Jeder Kunde hat die freie Wahl, ob er sich ein günstiges oder ein teures Gerät zulegen will.

  1. Es gibt unter den Hörgeräte-Akustikern günstige und teure Anbieter

Hörgeräte-Akustiker werden oft wie ein Kartell dargestellt. Dies ist absolut falsch. Jede Firma hat ihre eigene Preiskalkulation; dabei gibt es (wie in auch anderen Branchen) große Unterschiede. Blos liegen diese Unterschiede eben nicht zwischen 700,- DM und 3000,- DM (siehe Punkt 3), sondern etwas subtiler: Ein bestimmtes volldigitales Gerät ist beispielsweise mit 3100,- DM knapp kalkuliert, während 3600,- DM für das gleiche Gerät schon recht üppig sind. Gleiches gilt natürlich auch für Hörgeräte niedriger Preisregionen. Ein Gerät, das bei einem Akustiker 760,- DM kostet, kann bei einem anderen bis zu 1000,- DM oder mehr kosten. Wer sich also ein Hörgerät anpassen lassen will, sollte in jedem Fall vorher die Preise (aber auch die Güte der Beratung) vergleichen.

5. Sanomed: das Problem ist nur die fehlende Chancengleichheit

Wettbewerb ist positiv, führt zu Qualitätssteigerung und kommt dem Kunden zugute.

In Punkto Preis brauchen die meisten Akustiker den Vergleich mit Sanomed nicht scheuen. In Punkto Dienstleistung (siehe Punkt 1 und 2) haben sie ohnehin weit mehr zu bieten.

Wettbewerb funktioniert aber nur, wenn der Kunde die Möglichkeit des Vergleichs hat. Das „System Sanomed" unterwandert die Idee des freien Wettbewerbs weil der Kunde schon beim HNO-Arzt abgefangen wird und dadurch keine Vergleichsmöglichkeit mehr bekommt. Das und nur das ist das Problem.

6. zu meiner Person:

Ich bin selbständiger Hörgeräte-Akustiker in München. Mein Beruf macht mir viel Spaß, fordert aber auch einen großen Einsatz. Meine Kalkulation orientiert sich an handwerksüblichen Sätzen. Die Gehälter (incl. meines Gehalts) sind durchschnittlich und ohne weiteres mit anderen Branchen vergleichbar. Im letzten Jahr erwirtschaftete meine Firma einen Gewinn von 6 % (vor Steuern). Dieser Gewinn verblieb zu 100 % als Kapital in der Firma.

Wenn ich lese, wie in machen Artikeln eine ganze Branche pauschal diskriminiert wird (wie im Taubenschlag veröffentlicht), frage ich mich, welchen Stellenwert die Wahrheit eigentlich hat.