Theater am Kirchturm Weilbach auf Tournee: 32 Gehörlose und hörende Darsteller spielen am 25. Mai um 19.30 Uhr "Peer Gynt" von Henrik Ibsen im Kurhaus von Bad Camberg.
In dieser speziellen Inszenierung von PEER GYNT in einer Bearbeitung von Clarissa Messer fließt die Grenze zwischen Realität und Märchen. So werden "Tatsachen" geschaffen, die sich im Ergebnis einem hörenden und einem gehörlosen Publikum gleichermaßen erschließen - ohne Übersetzer am Bühnenrand, ohne Unter- oder Übertitel auf einer Leinwand. Die Inszenierung verbindet Welten -auf der Bühne und im Publikum.
Eine zeitlose Geschichte: Wer war - wer ist Peer Gynt?
Peer, der innig geliebte Sohn einer verarmten Witwe - der Vater hat
Haus und Hof vertrunken - entflieht dem häuslichen Elend in
sagenhafte Märchenwelten. Anders als die Mutter, findet Peer aus
den Tagträumen nicht heraus, entwickelt sich zum charmanten, aber
verantwortungslosen Draufgänger, Frauenverführer und Schwadroneur.
Er lernt auf der Hochzeit der in ihn verliebten reichen
Bauerntochter Ingrid die unschuldige, vertrauensvolle Solveig
kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden;
dennoch lässt Peer sich mit der Braut, einer Trollprinzessin und
drei liebestolle Sennerinnen ein.
Vor dem Gefühlswirrwarr flieht er hinaus in die Welt, will seine
Träume verwirklichen und Kaiser werden - oder zumindest reich, wie
- das ist ihm egal. Kinderarbeit, Waffenhandel mit korrupten
Machthabern ferner Staaten sind für ihn kein Tabu. Es gibt
überhaupt kein Tabu für Peer, es gibt nur seinen Traum. Und wenn
dieser zu Ende ist oder zu scheitern droht, stürzt er sich sofort
in den nächsten. Das Schicksal spielt mit Peer, lässt ihn hoch
steigen - mal als Prinz unter den Trollen, mal als Waffenhändler in
Amerika, mal als Prophet im Orient und mal als Kaiser in einem
Irrenhaus in Kairo, doch es wirft ihn auch immer wieder ganz tief
hinab.
Das Theater am Kirchturm nutzt die Reise durch die Welt, um in
künstlerischer Freiheit als gegeben vorauszusetzen, dass es normal
ist, wenn Menschen mit unterschiedlichen Sprachen sich problemlos
verstehen - in diesem Fall trifft gesprochenes Deutsch auf die
deutsche Gebärdensprache. Die Hörenden erleben die Poesie der
Gebärdensprache.
Die Idee dazu hatte die Regisseurin Clarissa Messer, die als
hörende Tochter gehörloser Eltern von klein auf Bindeglied zwischen
der Welt der Hörenden und der Welt der Gehörlosen ist.
Karten zum Preis von 15€ gibt es im Bürgerbüro im Rathaus und
im Zigarrenhaus Brück, Bad Camberg, bei Stark der Laden in
Weilbach, bei der Katholischen Hörgeschädigten-Seelsorge in
Frankfurt, Zeppelinallee 101, sowie an der Abendkasse. Telefonische
Reservierung unter 06145 34021 oder 33927.