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Katastrophen-Warnung über Zell-Rundfunk auf dem Handy (Commercial Mobile Alert System - CMAS) Bild: TheSuburbanMom-Blog
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Katastrophen-Warnsysteme bereiten Gehörlosen und Schwerhörigen, ebenso wie der Notruf, einiges Kopfzerbrechen. Sirenen und Ansagen im Radio sind nicht barrierefrei, und wenn im Fernsehen die Untertitel fehlen, hilft das auch nicht weiter. Und wer lässt sowieso schon den Fernseher 24 Stunden am Tag laufen?

Eine Warnung auf dem Handy ist für viele Leute natürlich optimal, denn sie ist als Text zu lesen und wird im Fall von SMS auch durch Ton oder Vibration angesagt. Wir haben diesbezüglich vor kurzer Zeit über das KATWARN-System berichtet. Der gehörlose Dr. Ingo Barth hat es in Berlin selber schon ausprobiert und war begeistert.

Problem gelöst? Nicht unbedingt. Genauer gesagt, in einigen Fällen kann es sogar gefährlich sein, sich alleine auf das System zu verlassen, und es besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf.

Nehmen wir mal ein paar verschiedene Katastrophenfälle unter die Lupe, und wie gut sich KATWARN aufs Handy per SMS in jedem der Fälle bewährt hätte:

Wie gut würde KATWARN per SMS in diesen Situationen funktionieren?
Situation Erfolgreiche Warnung? Grund
Ein Großbrand in einem Wohnviertel, wie in unserem vorigen Bericht über KATWARN. unproblematisch Die Betroffenen bekommen voraussichtlich die SMS rechtzeitig mit den erforderlichen Informationen, weil nur ein kleiner Kreis von Anwohnern betroffen ist.
Eine Unwetterwarnung für einen Sturm mehrere Tage im Voraus. Im Moment erlebe ich das mit Hurrikan Sandy. weitgehend unproblematisch Die SMS werden allerdings für alle Benutzer gestaffelt und über einen längeren Zeitraum hinweg eintreffen. Wenn außerdem das System falsch programmiert ist und alle SMS auf einen Schlag versendet, können viele SMS verloren gehen.
Eine kurzfristige Unwetterwarnung für einen Sturm, der sich praktisch aus den Nichts entwickelt hat. Das ist mir gerade Ende Juni passiert, mit verheerenden Verwüstungen und wochenlangem Chaos. problematisch  Die SMS werden einen Großteil der Bevölkerung nicht rechtzeitig erreichen, weil sie gestaffelt über einen längeren Zeitraum eintreffen. Diese Zeit haben wir nicht bei kurzfristigen Unwetterwarnungen.
Anweisungen an die Bevölkerung über die Sicherheit des Trinkwassers nach einem Sturm, der großen Schaden angerichtet hat und etliche Mobilfunkmasten außer Gefecht gesetzt hat. Dies ist mir ebenfalls gerade Ende Juni passiert, als Teil der Auswirkungen des Sturmes in der vorigen Situation. praktisch unmöglich Viele SMS werden erheblich zeitverzögert zugestellt oder gehen sogar verloren. Dadurch, dass viele Mobilfunkmasten ausgefallen sind, ist der Mobilfunk hoffnungslos überlastet, selbst dann wenn nur relativ wenige Nutzer aktiv sind.
Anweisungen an die Bevölkerung nach einem seltenen und unerwarteten Ereignis, von dem viele Menschen auf einen Schlag betroffen sind. Vor einem Jahr habe ich das beim Erdbeben in Washington D.C. erlebt. Aber auch Terroranschläge wie am 11. September 2001, Unfälle in einem AKW, usw. gehören zu dieser Art von Situation. unmöglich  10-30% oder mehr der SMS werden verloren gehen, und der Rest wird mit großer Verspätung zugestellt. Dadurch, dass so viele Menschen vom Ereignis überrascht wurden und gleich mit ihren Liebsten, Verwandten oder Freunden kommunizieren möchten, bricht das Mobilfunknetz komplett zusammen. Ähnliche Fälle lassen sich auch bei Großereignissen beobachten, wo SMS gehäuft verloren gehen (20-30%) oder mit erheblicher Verspätung eintreffen (1 Stunde oder mehr).
Ein Bild der Verwüstung: von fallenden Bäumen zerstörtes Auto in Washington DC nach einem heftigen Sturm Ende Juni 2012.
Bild vergößernEin Bild der Verwüstung: von fallenden Bäumen zerstörtes Auto in Washington DC nach einem heftigen Sturm Ende Juni 2012. 1,5 Millionen Einwohner hatten außerdem wochenlang keinen Strom und Wasserknappheit bei Temperaturen von 40 Grad. Bild: Ivy Dawned, (CC BY-NC-SA 2.0)

Sieht ganz so aus, als ob der Nutzen von Katastrophenwarnungen per SMS sich in Grenzen hält. Der Fairness halber sollte man aber sagen, dass in Deutschland Ereignisse wie die letzten drei Situationen eher selten sind. Aber mit der zunehmenden Erderwärmung werden extreme Wettersituationen nach und nach immer wahrscheinlicher, und es ist sicher angebracht, zum Thema Katastrophen-Warnung vorausschauend zu planen. Dazu kommt noch, dass gerade in den seltenen Fällen meist nicht viel Zeit bleibt, um zu handeln, und daher zuverlässige und schnelle Katastrophen-Warnungen ein Muss sind.

Was ist also das Problem? Drei Buchstaben geben die Antwort: SMS.

Katastrophen-Warnung per SMS hat den gravierenden Nachteil, dass der Mobilfunkmast zu jedem Betroffenen einzeln eine neue Verbindung aufbauen muss. Das hat mit den technischen Eigenheiten von SMS zu tun: um eine Nachricht an den Empfänger abzusetzen, wird der gleiche Mechanismus benutzt, wie wenn man das Handy für einen ankommenden Telefonanruf klingeln lässt. Die Kapazitäten dafür sind begrenzt, genauso wie das Mobilfunknetz nur eine begrenzte Anzahl von Gesprächen gleichzeitig zulässt. Wenn das Netz aufgrund zuvieler Gespräche überlastet ist, kommen SMS ebenfalls nicht mehr an den Empfänger durch. Schlimmer noch: Der Sender einer SMS merkt nichts davon, weil im Gegensatz zum Empfang der Sendemechanismus nicht betroffen ist, wenn zu viele Gespräche gleichzeitig statt finden.

Gibt es eine Lösung für Handys? Ja, und sie nennt sich Zell-Rundfunk (auf Englisch: Cell Broadcast). Im Gegensatz zu SMS muss dabei ein Mobilfunkmast nur einmal kurz eine Nachricht ausstrahlen, und alle Handys empfangen sie zeitgleich. Das ist eigentlich eine alte Technologie, die früher für Nachrichtenseiten auf Handys eingesetzt wurde, aber vor ein paar Jahren für die Katastrophen-Warnung wiederentdeckt wurde. In Japan hat sie sich während des Erdbebens und anschließenden Tsunamis im Jahre 2011 bewährt, in den Niederlanden wird sie gerade getestet, und in den USA wird das System unter dem Namen Commercial Mobile Alert System als Teil einer umfassenden Erneuerung des Warnsystems aufgebaut.

Wie so eine Warnung auf dem Handy aussieht, kann man im Bild ganz oben links erkennen (mit freundlicher Genehmigung vom TheSuburbanMom-Blog): "Tornado-Warnung in dieser Gegend bis um 11 Uhr morgens US-Ostzeit. Suchen Sie Deckung. Folgen sie den örtlichen Medien." Die Vorteile liegen auf der Hand:

  1. Die Technik funktioniert auch dann, wenn das Mobilfunknetz überlastet oder teilweise ausgefallen ist - solange mindestens ein Funkmast in Reichweite ist, bekommt das Handy die Nachricht. Und es gibt keine Zeitverzögerungen.
     
  2. Man muss sich nicht vorher anmelden. In den USA ist das System "Opt-Out", d.h., Benutzer bekommen diese Warnungen, außer wenn sie auf ihrem Handy einstellen, dass sie sie nicht empfangen möchten.
     
  3. Der Datenschutz ist viel besser gewährleistet als mit SMS, weil man sich nicht mit seiner Handynummer anmelden muss. Das System weiß nicht einmal, welche Handys die Warnung empfangen haben.
     
  4. Das System ist zielgenau: man bekommt nur die Warnungen, für die Gegend, in der man sich gerade aufhält. Wenn man sich dagegen für KATWARN per SMS in Berlin anmeldet, bringt das eher wenig, wenn man dann auf Reisen in Hamburg ist.
Hurrikan Sandy bricht Rekorde. Allein die Fläche mit Tropensturm-Windgeschwindigkeiten ist doppelt so groß wie Deutschland.
Bild vergößernFrankensteins Monster: Allein das Gebiet, in dem es gefährliche Windgeschwindigkeiten gibt, hat einen Durchmesser von 1400 km und ist mindestens doppelt so groß wie Deutschland. Die Verschmelzung eines Hurrikans und einer Kaltfront führt dazu, dass alle Rekorde gebrochen werden. Bild: NOAA
Hurrikan Sandy nimmt Kurs auf die U.S.-Ostküste
Bild vergößernHurrikan Sandy wird am Montagabend mit voller Wucht in die U.S.-Ostküste schmettern. Etwa 60 Millionen Bürger und unzählige Gehörlose und Schwerhörige in den Metropolen Washington-Philadelphia-New York werden unmittelbar davon betroffen sein. Bild: NOAA

Ein Nachteil ist bisher, dass nur neue Handys diese Technik unterstützen - die beiden derzeit beliebtesten Smartphones (Apple iPhone 5 und Samsung Galaxy S3) zählen freilich dazu. Ein WDR-Artikel sagt außerdem, dass es in Deutschland damit momentan juristische Probleme geben würde.

Natürlich ist die Warnung per SMS besser als gar nichts. Und wichtig ist auch: Diese Bedenken haben nichts mit dem Notruf per SMS zu tun - die Anforderungen sind dort ganz anders! Angesichts der Probleme mit der Katastrophen-Warnung über SMS ist es aber trotzdem dringend erforderlich, dass alternative Lösungen vorangetrieben werden. Zell-Rundfunk gehört mit Sicherheit dazu, aber ebenso wichtig ist es, so viele Kanäle und Medien, wie es nur geht, zur Katastrophen-Warnung heranzuziehen. Dazu gehören zum Beispiel Fernsehen, Radio, Laufschriften und UT im Fernsehen, Email, Internetportale, und in naher Zukunft auch insbesondere soziale Netzwerke. Schon heute sind Facebook, Twitter und Co. für Menschen eine unverzichtbare Informationsquelle.

All dies erfordert ein entsprechend konzipiertes einheitliches Warnsystem. Was sich derzeit zu diesem Thema in den USA tut, und welche Auswirkungen es auf die Barrierefreiheit hat, werde ich in einem Folgeartikel beschreiben. Es sei denn, dass ich wegen Hurrikan Sandy am Montag und Dienstag absaufe. :-S

 Weiterführende Links:

Kommentare

Von: hewritesilent

Datum: 28.10.2012 22:55

Endlich, selten so eine ausführliche und detaillierte Bericht gelesen. Genau das sollte hier öfter geben.

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