Gehörlosenführung zur Ausstellung "Michael Sailstorfer. Für
immer Strom" am Sonntag, 13. November, um 16 Uhr in der Kunsthalle Nürnberg. Durch
die Ausstellung führt Latifa Habib zusammen mit Alexa Dölle als
Dolmetscherin. Der Eintritt inklusive Führung kostet 2 Euro.
Michael Sailstorfer ist einer der spannendsten Vertreter junger
Kunst in Deutschland. 1979 in Velden geboren, lebt er inzwischen in
Berlin. Er hat an der Akademie der Bildenden Künste in München und
am Goldsmith College in London studiert.
In seinen Objekten, Installationen und Versuchsanordnungen geht er
häufig von alltäglichen Gegenständen aus, wie zum Beispiel
Autoreifen, Bäumen, Glühbirnen, Mikrofonen oder Spielautomaten, die
aus ihrem Zusammenhang genommen, umfunktioniert und in einem neuen
Kontext präsentiert werden.
Sailstorfers Arbeiten schließen auch Gerüche, Geräusche und
Bewegungen mit ein. Der Gummigeruch rotierender, sich an der Wand
abreibender Autoreifen füllt ebenso plastisch den Raum wie das
Klingeln des schwarz lackierten Spielautomaten oder das Brausen
eines Föhns, das durch Mikrofon und Lautsprecher zum Sturm
verstärkt wird. Die Popcorn-Maschine, die in kurzen Abständen
knackend und prasselnd eine Portion süß duftender Maiskörner
ausspuckt, wird mit der Zeit auch materiell den Ausstellungsraum
füllen, wie der Grießbrei im Märchen.
Seine Skulpturen überraschen durch Momente der Übertreibung oder
der Vergeblichkeit, die den seelenlosen Gegenständen etwas
Lebendiges geben und die Fantasie der Betrachter aktivieren. An
wissenschaftliche Versuchsanordnungen erinnern das Video
"Raketenbaum 1" (2011), das den Versuch zeigt, einen Obstbaum in
den Himmel zu katapultieren, und der 16-mm-Film "Lohma" (2008), auf
dem die Druckwelle der Explosion einer Wellblechhütte vor dem
Zerbersten, mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen, zu
sehen ist. Hinter den scheinbar einfachen Ideen und der
Dokumentation der nur Sekunden dauernden Ereignisse durch Film oder
Fotografie stecken extrem aufwändige technische Vorbereitungen. Die
Unverhältnismäßigkeit zwischen Aufwand und Ergebnis erscheint
absurd, verleiht solchen Projekten aber einen ebenso
melancholischen wie romantischen Zug.