Die AG Queerstudies teilt mit:
Wir möchten Sie herzlich zum Vortrag von Swantje Köbsell zum Thema "Behinderung und Geschlecht" am 17.06.2009 einladen. Gebärdensprachdolmetscher/innen und Schriftmittler/innen werden diesen Vortrag dolmetschen. Wir freuen uns, wenn viele kommen!
Swantje Köbsell ist Behindertenpädagogin der Universität Bremen, Mitglied der emanzipatorischen Behindertenbewegung und der AG Disability Studies.
Wann? Mittwoch, 17.06.2009
Uhrzeit? 19.15 bis 20.45 Uhr
Wo? Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5, Raum 0079
Abstract:
Behinderung wurde lange Zeit lediglich als physischer Defekt
betrachtet; behinderte Menschen galten als geschlechtslos. Die
Reduzierung von Behinderung auf individuelle körperliche Merkmale
ohne Einbeziehung gesellschaftlicher Dimensionen wurde zunehmend -
und in besonderem Maße von behinderten Menschen selbst - als
"medizinisches Modell von Behinderung" kritisiert und durch ein
soziales Modell von Behinderung ersetzt. Nach diesem wird
Behinderung nun nicht mehr in der individuellen Beeinträchtigung,
sondern in der gesellschaftlichen Reaktion darauf verortet.
Behinderung wurde jedoch auch hier als
> scheinbar geschlechtsneutrales Phänomen betrachtet.
Gleichzeitig wurde durch den Fokus auf die gesellschaftlichen
Dimensionen von Behinderung der Körper zunehmend "unsichtbar".
Behindert-Werden ist kein geschlechtsneutraler Prozess, vielmehr
hat das Zusammenspiel von Beeinträchtigung und Geschlecht für
Frauen und Männer in vielen Bereichen sehr unterschiedliche
Auswirkungen. Mit dem Einbezug der Genderperspektive begann der
Körper im Diskurs um Behinderung zumindest mittelbar eine Rolle zu
spielen. Direkt thematisiert wurde er kaum, da die Befürchtung
bestand, dass man damit denen in die Hände spielen würde, die nach
wie vor ein verkürztes, medikalisiertes Verständnis von Behinderung
haben. Diese Ignoranz dem beeinträchtigten Körper gegenüber wird
inzwischen von Wissenschaftler/inn/en der Disability Studies in
Frage gestellt und das Zusammenspiel von Behinderung, Geschlecht
und anderen Diskriminierungskategorien zunehmend aus einer
intersektionalen Perspektive untersucht.