Elisabeth Brockmann hat Erfahrungsberichte Gehörloser gesammelt, die die Schule in Büren besuchten und in Pflegefamilien in der Umgebung untergebracht waren. Es sind Berichte ganz normaler und durchschnittlicher Gehörloser. Berichte der jetzt Alten, in denen sie von ihrer Kindheit, ihren zwei (!) Familien, ihrer Schulzeit, ihrer Ausbildung – ihrem Leben halt berichten. Da gibt es durchaus auch Negatives, wie Pflegeeltern, die sie als Arbeitskräfte ausnutzten, das Heimweh, oder dass sie Opfer des Gesetzes „zur Verhütung erbranken Nachwuchses“ wurden. Aber eben auch Anrührendes wie: „Bis zum Tod meiner Pflegemutter bin ich ihr treu und freundschaftlich verbunden geblieben.“
Die Schule in Büren ist inzwischen in ein modernes Gebäude umgezogen, und die Kinder werden mit Bussen und Taxis zur Schule befördert. Pflegefamilien gibt es dort nicht mehr. Frau Brockmanns Buch dokumentiert also einen vergangenen Abschnitt der Geschichte. Es gewährt Einblick in die Lebensrealität Gehörloser der vorigen und vorvorigen Generation. Es ist sicherlich nicht nur von lokaler Bedeutung, sondern auch für alle an der „deaf history“ Interessierten.
Das Buch „In zwei Welten – Schicksale gehörloser Pflegekinder“ von Elisabeth Brockmann (Hg.) ist im Verlag Books on Demand erschienen. ISBN 978-3-8370-0886-9