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  • Die Gebärdensprache ("Sprechen" mit den Händen) hat keine Zukunft mehr. Sie steht der schulischen Integration hörgeschädigter Kinder nur im Weg.
  • "Mit Gebärdensprache wäre das [die integrierte Beschulung hörgeschädigter Kinder] undenkbar."
  • So stehe die Hamburger Gehörlosenschule, die als Versuchsschule für Gebärdensprache gestartet war, vor dem Aus. Die Eltern hätten "mit den Füßen abgestimmt" und für ihren Nachwuchs lautsprachlichen Unterricht gefordert.

So werden im Mindener Tageblatt "führende Forscher" zitiert. Führende Forscher?

Allen voran die altbekannten Herren Löwe und van Uden, die seit Jahrzehnten berühmt-berüchtigt sind für ihren unerbittlichen Kampf gegen Gebärdensprache und Gehörlosigkeit. Technik und Medizin sind dabei willkommene Helfer. Als verdammenswert hatten sie die Gebärdensprache aber schon erkannt, bevor diese so bejubelten technischen und medizinischen Fortschritte stattfanden. Und zwar OHNE jegliche wissenschaftliche Untersuchung - die es bis heute nicht gibt.

 

Nun kann man sich natürlich fragen, ob man solche Herren noch ernst nehmen soll. Die Mehrheit der Wissenschaftler tut es wohl eher nicht. Gefährlich ist halt nur, dass sie genau das versprechen, was hörende Eltern sich sehnlichst wünschen. Und so besteht die Gefahr, dass aus der Tagung mehr wird als die Versammlung einer kleinen obskuren Sekte. Von daher wäre es wünschenswert, dass auch konträre Meinungen zu Wort kommen, damit nicht - wie im Artikel des MT - der Eindruck entsteht, die dort vorgetragenen Meinungen seien objektive Wahrheiten renommierter Wissenschaftler.

Karin Kestner hat an der Tagung in Minden teilgenommen. Man mag es nicht glauben, was dort abgelaufen und geäußert worden ist. Aber lesen Sie ihren Bericht.

Von den vielen Leserbriefen, die uns erreichten, sollten Sie unbedingt den von Jörn lesen:

Hallo!

Mein Name ist Jörn Stoppe, ich arbeite bei der Allianz Lebensversicherung und unterstütze hier die Ausbildung eines gehörlosen Azubi. Ich habe mich sehr gefreut, als ich mein Hobby beruflich nutzen konnte und die Allianz meine Bemühungen, DGS zu lernen, unterstützte. Ich habe eine Menge über GL-Kultur gelernt und lerne immer mehr.

Wenn ich lese, was dieser "Wissenschaftler" van Uden von sich gibt, frage ich mich, ob der in der selben Welt lebt, wie ich! Da schämt man sich ja, hörend zu sein!

Meine Erfahrung im ersten Aubildungsmonat: DGS hindert nicht am Denken, sie hilft dabei! Wir haben Laptops mit Spracherkennungsprogrammen. Diese technischen Hilfmittel werden grundsätzlich weggelegt, wenn ich zur Verfügung stehe! Meine Erklärungen und Übersetzugnen in DGS machen alles viel einfacher und schneller. Und ich bin nichtmal ausgebildeter Dolmetscher!

Sicher, Daniel (unser GL-Azubi) soll möglichst viel Lautsprache einsetzen. Man kann nunmal nicht von einem ganzen Betrieb erwarten, dass alle sich auf DGS einstellen. (Auch wenn ich das schön fände...) Aber die DGS ist hier als sinnvolles Hilfmittel anerkannt.

Solche veralteten, verknöcherten Leute wie van Uden werden hoffentlich nicht mehr lange den offiziellen Ton angeben! Die jungen Leute, mit denen ich über DGS und GL-Kultur rede, sind fast ausschießlich begeistert oder zumindest interessiert!

Ich glaube an eure Kultur und bin sehr froh, wenn ich daran ein wenig teilhaben darf!

Nur weiter! Die Hörenden werden nicht ewig taub sein!

Alles Gute!

Jörn Stoppe

Da das Mindener Tageblatt bereit ist, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, hat Bernd Rehling eine Replik geschrieben:

"Auf keinen Fall lasse ich meinem Kind ein CI einsetzen!" Diesen Satz höre ich immer wieder von ehemaligen gehörlosen Schülern und Schülerinnen. Und diesen Satz bekommen auch die HNO-Ärzte zu hören, die ihnen immer wieder zum CI raten. Und sie in die Rolle von Rabeneltern drängen, die ihren Kindern die Zukunft verbauen, da sie ihnen den Weg in die Welt der Hörenden und damit Bildungschancen verstellen. Eltern, die sich GEGEN das CI entscheiden, geraten unter massiven Rechtfertigungsdruck.

"CI-Befürworter ins KZ!" Solche und ähnliche Sprüche kann man in Diskussionsforen Gehörloser gelegentlich lesen. Für Hörende nicht nur geschmacklos und überzogen, sondern vor allem unverständlich. Wenn es denn eine Möglichkeit gibt, das traurige Schicksal der Taubheit zu überwinden, warum wehren sich Gehörlose dann so vehement dagegen?

Die Gründe sind vielfältig. Zum einen empfinden Gehörlose ihr Los nicht als bemitleidenswert. "Gehörlosigkeit ist keine Behinderung, sondern eine Andersartigkeit, wie z.B. rote Haare." Dieser Satz eines gehörlosen Freundes hat auch mich anfangs verblüfft. Aber er trifft genau ins Schwarze. Gehörlose empfinden sich als sprachliche und kulturelle Minderheit, und sie verlangen die Anerkennung ihrer Sprache, ähnlich wie andere Minderheiten in Deutschland, etwa die Sorben und die Dänen. Wenngleich diese Sprache sich von anderen Sprachen unterscheidet, da sie eine visuelle Sprache ist, hat sie ein ähnliches Schicksal erlitten wie die Sprachen vieler Minderheiten: Sie wurde verboten und unterdrückt: 1880 auf einem internationalen Kongress der Taubstummenlehrer in Mailand. Was zur Folge hatte, dass Artikulations- und Absehübungen den Vorrang bekamen vor der Wissensvermittlung. Taubstumme Lehrer ereilte damit ein Berufsverbot, und letztlich wurden bildungsmäßige Erwartungshaltungen der "Fachleute" derart herabgesenkt, dass man es bis vor kurzem schlichtweg für unmöglich hielt, dass Gehörlose akademische Berufe erlernen könnten. Diese Einstellung ist auch heute noch tief verwurzelt. Nicht verwunderlich, dass ich von einer der Organisatorinnen des Integrare-Kongresses in Minden hörte, sie habe noch nie einen gebärdenden gehörlosen Akademiker gesehen. Welch Wunder, dass Eltern dann solchen falschen Aussagen von "Forschern" glauben schenken:

"Gebärden sind ikonisch, primitiv und verhindern den Lautspracherwerb!" Letzteres ist ein Aberglauben, der von den "Forschern" nie wissenschaftlich belegt werden konnte. Belegt ist allerdings, dass gehörlose Kinder gehörloser Eltern sich überdurchschnittlich gut entwickeln - da ihre Gehörlosigkeit von ihren Eltern von Anfang an akzeptiert wird und vor allem, da sie von Anfang an kommunizieren können, in der Gebärdensprache. Nun sind zwar die meisten Eltern gehörloser Kinder hörend, aber was liegt näher, als den Spracherwerbsprozess der gehörlosen Familien nachzuvollziehen. Darauf basieren bilinguale Modelle - die sehr wohl erfolgreich sind! Und selbstverständlich ist auch die integrierte Beschulung gehörloser Kinder möglich, mit Gebärdensprachdolmetschern nämlich.

Ärgerlich und geradezu unverschämt sind gegenteilige Behauptungen der im MT zitierten "Forscher". Die waren übrigens lange vor den so bejubelten technischen und medizinischen Fortschritten Gebärden-Hasser. Die Gehörlosigkeit nur als Defizit sehen, sie beseitigen wollen, das ist eine typische Haltung der hörenden Mehrheit. Und wer will es Gehörlosen übel nehmen, wenn sie sich an die ältere Generation erinnern, die im "3. Reich" noch sterilisiert wurde, wenn erbliche Taubheit vorlag. So genau hat man es mit letzterem allerdings nicht genommen, und außerdem wurden damit die Führungskräfte der Gehörlosengemeinschaft ausgeschaltet. Ein traumatisches Erlebnis für die gesamte Bevölkerungsgruppe, das sich noch Jahrzehnte nach dem Ende des Naziterrors in Kontaktanzeigen mit Attributen wie "gutsprechend, erbgesund" dokumentierte. In Vernichtungslager sind Gehörlose auch gekommen, und zwar dann, wenn sie zusätzliche Behinderungen hatten. Aber was sind zusätzliche Behinderungen? Wer schon einmal Gehörlose in der Psychiatrie erlebt hat, deren "Verrücktsein" offensichtlich darauf beruht, dass sie kommunikative Probleme (in der Lautsprache!) und daraus resultierende Aggressionen hatten, kann sich vorstellen, wie bei den Nazis selektiert wurde. Und dann kommen da Leute wie van Uden und prägen Begriffe wie "Dyspraxie". Was nichts weiter bedeutet, als dass die Begabung für das Sprechenlernen nicht ausreichend vorhanden ist. Auch so kann man stigmatisieren, selektieren und Behinderte kreieren. Wer schon einmal hochbegabte Gehörlose kennengelernt hat, die zufälligerwiese aber nicht oral begabt sind und deshalb als lernbehindert eingestuft wurden, kann den Hass Gehörloser auf die im MT zitierten "Forscher" nachempfinden - und vielleicht auch den Ruf nach dem KZ als REaktion auf erlittene Qualen und Ungerechtigkeiten.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, hier unser Credo: Unter Gehörlosen wie unter Normalhörenden gibt es die unterschiedlichsten Begabungen. Deshalb: Jedem nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten. Flexibilität und Toleranz sind dabei oberstes Gebot, und bornierte Einseitigkeit lehnen wir ab. Auch technische und medizinische Fortschritte sind zu begrüßen. Sie sollten aber keinesfalls zu einer Zwangsveranstaltung ausarten. Fehlbewertungen müssen vermieden werden. Es kann nicht angehen, dass selbstverständlich Zigtausende von den Krankenkassen für CI-Operationen gezahlt werden, für Hörgeräte von den Betroffenen aber Tausende zugezahlt werden müssen. Es sollte mit offenen Karten gespielt werden. Selbstverständlich gibt es verblüffende Erfolge sowohl bei den CIs als auch in der hörgerichteten Erziehung. Allerdings kennen wir auch viele Misserfolge, und darüber werden keine Statistiken veröffentlicht. Und wenn man von den seelisch und bildungsmäßig deformierten Hörgeschädigten als Resultat der herkömmlichen oralen Erziehung ausgeht, könnte es auch bei der modernen Variante ein nicht unerheblicher Anteil sein.

Last but not least: Dem rigiden und engstirnigen "entweder oder" setzen wir ein entschiedenes "sowohl als auch" entgegen. Eine große Anzahl der CI-Träger bleibt weiterhin hochgradig hörgeschädigt. Ihnen muss als zusätzliches Kommunikationsmittel die Gebärdensprache zur Verfügung stehen. Dann haben sie die Chance, ein Zuhause in der Gehörlosengemeinschaft zu finden, können locker und entspannt - eben unbehindert! - kommunizieren und können zudem mit Hilfe von Gebärdensprachdolmetschern eine beliebige, auch akademische, Ausbildung machen. Dafür zeugen u.a. einige Mitglieder aus unserem Team, die sowohl die Lautsprache als auch die Gebärdensprache perfekt beherrschen. Für weitere Kongresse von Integrare und ähnlicher Organisationen bieten wir daher zur Erweiterung der Perspektiven unsere Mitarbeit an - zum Wohle der betroffenen Kinder und ihrer Eltern.

Bernd Rehling

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