"Wie im Horrorfilm" - so die Überschrift des SPIEGEL-Artikels (Nr. 23, S. 118) über die Vorgänge im "Casa Pia" (= frommes Haus) in Lissabon. Das "Casa Pia" ist eine altehrwürdige Institution in Portugal, die Waisenkindern, darunter auch gehörlosen, ein Zuhause und eine Schulbildung zukommen lässt. Was sich dort allerdings im Verborgenen über Jahrzehnte abgespielt hat, mag man kaum glauben.
Kinder, überwiegend gehörlose, sind sexuell missbraucht worden. Und nicht nur das. Die Kinder wurden Prominenten für Orgien zugeführt. Offensichtlich sind auch Politiker aller Parteien in diese Vorgänge verwickelt. Hinweise und Anzeigen wurden über Jahrzehnte von ihnen unterdrückt. Umso größer ist jetzt die Empörung in der Öffentlichkeit in Portugal über den "Escândalo da Casa Pia" (Skandal des Casa Pia) bzw. den "Terror en la Casa Pia". Der Heimaufseher Carlos Silvino sitzt in Untersuchungshaft, ebenso der ehemalige Arbeitsminister Paulo Pedroso. Mindestens 128 Schüler sollen in den letzten drei Jahrzehnten missbraucht worden sein - "die überwältigende Mehrheit der Opfer waren taubstumme Waisenjungen aus dem Lissaboner Pina-Manique-Internat". Sicher kein Zufall. Da konnten die Täter doch hoffen, dass die "taubstummen" Kinder nichts weitererzählen konnten.
Pedro Namora, selbst betroffener ehemaliger Internatsschüler von Casa Pia und jetzt Anwalt, mit einem 15-jährigen Mandanten