Kennt man die Redewendung "mit HänGen und Würgen" überhaupt noch? Ganz früher bezog sie sich auf die Todesstrafe und grausame Foltern. Im übertragenen Sinne wird sie z.B. so benutzt: Er hat die Prüfung nur mit Hängen und Würgen geschafft. Das bedeutet, er hat sie nur ganz knapp geschafft.
"Mit HänDen und Würgen" ist also ein Wortspiel. Ein Journalist hat es für die Überschrift seines Artikels über Gebärdensprachdolmetscher benutzt. Ganz witzige Idee? Aber wieso "Würgen"? Wer würgt wen warum? "Wer wenig Geld für harte Arbeit bekommen möchte, sollte sich zum Gebärdendolmetscher ausbilden lassen" meint der Autor. So richtig intensiv kann er sich mit dem Thema nicht befasst haben. Dass er gelegentlich von Gesten statt von Gebärden schreibt, kann man noch großzügig übersehen. Aber schon in der Überschrift und dann durchgehend im ganzen Artikel die falsche Berufsbezeichnung benutzen? Schon vor über 30 Jahren haben wir dafür gekämpft, dass es GebärdenSPRACHdolmetscher heißt, und auch heute noch setzen sich Dolmis gegen die Bezeichnung "Gebärdendolmetscher" zur Wehr.
Aber um auf den Inhalt zurück zu kommen: Die Dolmetscher werden also durch zu schlechte Bezahlung gewürgt? Dabei erwähnt der Autor durchaus den Stundenlohn von 75€. Jaaa, aber: Mehr als 4 Stunden pro Tag (mit Doppelbesetzung) sind nicht zu schaffen, und für die Büroarbeit gibt's nix! Hmmm, die deutschen Dolmis sind zwar die europaweit bestbezahlten, aber troztdem "wenig Geld für harte Arbeit"? Ob das das Ansehen der Dolmis wohl aufpoliert?
In einem Punkt hat er aber sicher Recht: Dolmetschen ist anstrengend, geistig und körperlich. Die von ihm vorgestellte Dolmetscherin klagt über "schmerzhafte Folgen" und "trägt eine Schiene am rechten Handgelenk. „Zu verkrampft“ sagt sie nur. Bald müsse sie wohl auch links eine Manschette tragen. Gebärdendolmetschen ist kein Ponyhof." So ist es! Das hat Lucas Kollien schon vor Jahren mit einer Karikatur verdeutlicht: Arm ab! ;-)
Presseartikel "Mit Händen und Würgen"
Kommentar der im Artikel zitierten Dolmetscherin